Philadelphia Blues
wohl nicht alle Tage, was?“, fragte Colin herausfordernd und zog damit prompt die gesamte Aufmerksamkeit des Camps auf sich, was er ignorierte. Er war hier, um reinen Tisch zu machen und Mikael zurückzugewinnen. Im Notfall würde er sich dafür auch an diesem Sean Connery Verschnitt vorbeikämpfen.
Sein Gegenüber blinzelte verdutzt und fing im nächsten Moment an zu grinsen. „Ganz schön große Klappe für ein feiges Arschloch.“
„Ähm...“, machte Niko neben ihm, aber Colin schüttelte den Kopf und der Junge verstummte wieder.
„Musst du gerade sagen“, konterte Colin, was den Mann nur noch breiter grinsen ließ. „Falls du dir Chancen bei Mik ausgerechnet hast, kannst du das gleich wieder vergessen.“
Aus dem Grinsen wurde ein verständnisvoller Blick. „Das hatte ich tatsächlich, Ire, aber mir war schon am ersten Tag klar, dass sein Herz an dir hängt. Ich frage mich allerdings, ob du das wert bist, oder ob ich dir nicht lieber eins auf die Schnauze geben soll?“
Colin nickte Alex und Niko kurz zu und ging dann zu Mikaels altem Freund hinüber, um mit einem Finger gegen sein Kinn zu tippen. „Na los, du hast einen Schlag frei.“
Er würde diesem Kerl den einen Schlag wirklich gestatten, was der auch begriff, denn er seufzte enttäuscht, was deutlich genug war. Es würde zwar keine Schlägerei zwischen ihnen geben, aber Freunde würden sie mit Sicherheit auch niemals werden. Dazu waren sie zu verliebt in den gleichen Mann. Professor Michael Nolan, fiel Colin auf einmal der Name seines Gegenüber wieder ein. Ein Naturforscher und Tierschützer, der schon seit seinem Studienabschluss durch die ganze Welt reiste, um bedrohte Tiere zu erforschen.
„So verlockend das Angebot auch ist, ich lasse es lieber. Mikael würde es mir übelnehmen.“ Nolan schmunzelte. „Ich bringe dich zu ihm. Und ihr Beiden...“ Er sah zu Alex und Nico. „Was ist mit den Wasserproben, die ihr untersuchen solltet?“ Zweifaches Stöhnen war die Antwort, dann machten die Brüder kehrt und Nolan lachte leise. „Sie sind wie Mikael in dem Alter.“
Colin sagte nichts dazu, merkte sich aber Nolans Worte. Er wollte alles über Mikaels Vergangenheit wissen. Gerade jetzt. Aber zuerst wollte er sich darum kümmern, dass Mikael und er hoffentlich eine Zukunft hatten. Nolan führte ihn zwischen den Zelten hindurch aus dem Lager heraus. Einen Trampelpfad entlang, der in den Dschungel, oder wie immer der Wald hier genannt wurde, geschlagen worden war. Es dauerte einige Zeit, bis Colin Wasser rauschen hörte und kurz darauf traten sie auf eine Lichtung. Mikael stand mit dem Rücken zu ihnen am Flussufer und seine Haltung zeigte Colin deutlich, wie angespannt sein Freund war.
„Du kannst ihn gleich wieder mitnehmen, Michael“, murrte Mikael im nächsten Moment. Er hatte sie also bemerkt.
„Mikael...“
„Nein!“, wehrte Mikael verärgert ab und verschränkte die Arme vor der Brust, was Nolan aber nicht sonderlich beeindruckte.
„Du wolltest, dass er auf dich zukommt, Mikael. Schon seit Wochen redest du von nichts Anderem mehr. Colin soll den ersten Schritt machen. Er soll sich bei dir entschuldigen, und jetzt ist er hier, um genau das zu tun. Also kriech' aus deinem Loch und gib' ihm die Chance dazu.“
„Pfft“, machte Mikael beleidigt, was Colin grinsen ließ, bevor er nach Nolans Arm griff und den Kopf schüttelte, als der ihn fragend ansah.
„Okay, dann lasse ich euch allein. Schreit, wenn was ist.“
„Danke für deine Hilfe“, meinte Colin leise, was mit einem Tippen an den Hut kommentiert wurde, den Nolan trug, bevor der mit einem Grinsen auf Mikael deutete.
„Er ist ein Dickschädel, aber er liebt dich. Lass dich ja nicht von ihm abweisen.“
„Das habe ich auch nicht vor“, erklärte Colin ruhig, worauf Nolan zufrieden nickte und kehrtmachte.
„Bleibt nicht zu lange, es wird gleich dunkel.“
Colin sah Nolan nach, bis der nicht mehr zu sehen war. Erst dann wandte er sich wieder Mikael zu, der sich nicht bewegt hatte. Tja, und was nun? Er war hier und hatte Mikael gefunden. Jetzt musste er nur noch die richtigen Worte finden, um sich zu entschuldigen. Was gar nicht so einfach war, denn Mikaels Haltung signalisierte eindeutige Abwehr. Colin hatte damit gerechnet und er wusste auch, dass er es verdiente, aber es machte ihm gleichzeitig große Angst. Er durfte keinen Mist bauen. Er musste es beim ersten Mal richtig machen, weil er keine zweite Chance bekommen würde.
„Es tut mir leid,
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