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Phillips Bilder (German Edition)

Phillips Bilder (German Edition)

Titel: Phillips Bilder (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J. Walther
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Seths blonden Haaren.
    Ich hole meine Kamera aus dem Rucksack, drücke auf Power. Sie zuckt nicht. „Mist, war ja runtergefallen!“ Verzweifelt drücke ich an den Knöpfen herum, überprüfe alles. Nichts.
    „Vielleicht ist nur der Akku leer“, schlägt Seth vor.
    „Nein, die ist auf Beton gefallen. Scheiße.“ Wie kann man nur so doof sein. Meine gute, teure Kamera.
    „Kann man doch reparieren“, versucht mich Benjamin zu trösten.
    „Mal sehen.“ Digitalkameras sind, wenn überhaupt, teuer zu reparieren. Mein Vater, der früher jede Kamera wieder hinbekam, hätte keine Chance. Und zu ihm werde ich jetzt sowieso nicht gehen. Ich lasse die Kamera sinken, betrachte noch einmal die Szenerie auf dem Tisch und die Männer an ihm. Seit Wochen hatte ich nicht mehr so viel Lust, etwas zu fotografieren. Ziemlich pleite bin ich auch noch, ich kann nicht mal am Samstag losziehen und mir eine einfachere Kamera besorgen. Ich hänge völlig in der Luft. Langsam packe ich meine Kamera wieder weg.
    „Ich weiß ja nicht, ob das was für dich ist, aber ich hab da noch von meinem Opa eine alte Kamera.“
    „Kann ich die sehen?“
    „Komm.“ Benjamin führt mich ins Haus und die Treppe hinauf. Er öffnet eine verzierte Truhe, Staub tanzt vor uns im Sonnenlicht.
    „Hier.“ Die Fototasche ist aus echtem Leder, an den Rändern brüchig. Ich öffne sie, es ist eine Exa.
    „Das ist eine ziemlich simple Kamera.“
    „Oh, dachte, die ist gut.“
    „Ist sie auch, die hat ein sehr gutes Objektiv.“ Ich untersuche es, die Linse hat keine Kratzer. „Carl Zeiss, siehst du, so was wird heute gar nicht mehr hergestellt.“ Ich höre mich schon an wie mein Vater. Ich wiege die Kamera in der Hand. Sie ist schwer und sieht gut aus.
    „Ist auch egal, hab ja keine Filme.“
    „Ich habe noch ein paar. Sind übrig geblieben, als wir uns die Digikamera gekauft haben.“
    „Cool.“ Ich wühle in der Kiste, finde ein Teleobjektiv und einen einfachen Belichtungsmesser.
    „Darf ich?“
    „Klar, eh’s nur rumliegt.“
    Benjamin holt mir die Filme und ich öffne den Kameradeckel, fummle den Film hinein. Dann beeile ich mich, wieder an den Tisch zu kommen, denn schon in den letzten zehn Minuten kann sich das Licht geändert haben, das Motiv verschwunden sein.
    Aber ich habe Glück, alles ist noch perfekt. Ich messe sorgfältig die Belichtung in einem dunklen Bereich, stelle Blende und Verschlusszeit entsprechend ein. Dann schaue ich durch den Sucher, drehe am Objektiv, bis das Motiv scharf ist. Ich genieße den Moment, genieße es, den stimmigsten Bildausschnitt zu wählen, genieße die Brillanz des Bildes, das durch Linsen und Spiegel einfällt. Dann löse ich aus. Ein schweres Klicken und ich muss aufpassen, die Kamera nicht zu verreißen. Schnell mache ich hintereinander mehrere Fotos, wähle andere Ausschnitte und Blickwinkel. Vergesse alles um mich herum. Ich schraube das Teleobjektiv auf und der Bajonettverschluss rastet mit einem Klicken ein. Ich mache Detailaufnahmen, wähle eine kleinere Blende, die geringe Schärfentiefe bringt Einzelheiten noch mehr zur Geltung, lässt den Hintergrund zu Flecken aus Licht und Schatten verschwimmen.
    Schließlich erwache ich aus meinem Rausch, nehme den Tisch wieder als einfachen Frühstückstisch wahr, registriere Seths amüsierten Blick und Benjamins mildes Lächeln. Ich schaue auf die Kamera, sehe, dass ich achtzehn Bilder gemacht habe, stelle am Objektiv herum. Als ich zwölf war, gab mir mein Vater eine alte Werra. Sie war silbern und olivgrün. Er zeigte mir, wie man die Blende und die Entfernung einstellt, Filme einlegt. Die Kamera hatte eine Delle und einige Kratzer, aber sie funktionierte tadellos.
    „Willst du noch was essen?“, fragt David.
    „Oder noch ein paar Fotos?“, wirft Benjamin ein.
    „Ist schon gut.“ Ich lege die Kamera beiseite.
    Seth sieht mich so direkt und intensiv an, als wären wir allein an diesem Tisch. Ich halte seinem Blick nicht lange stand. Er greift sich einen Apfel.
    „So Jungs, ich muss noch zu Niko. Danke fürs Essen.“ Er steht auf, küsst Benjamin auf den Mund, küsst David, geht um den Tisch. Er drückt kurz meine Schulter. „Tschüss.“
    Ich sehe ihm nach, wie er durch das hohe Gras Richtung Bach geht, am Ufer entlang verschwindet.
    „Der kommt wieder“, sagt Benjamin. Ich weiß nicht, ob er es zu mir sagt.
    David stellt das Geschirr zusammen. „Mal sehen, was meine Diplomarbeit heute macht.“
    „Nur Mut.“ Benjamin legt ihm die Hand

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