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Philosophenpunsch

Philosophenpunsch

Titel: Philosophenpunsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermann Bauer
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es«, berichtigte Julia im lupenrein geformten Konjunktiv. »Aber Elfriede bekommt zu Weihnachten Besuch, da wird es eng, und sie kann mich nicht brauchen.«
    Korber dachte angestrengt nach, schien aber jetzt mit seinem Latein am Ende zu sein.
    »Ich dachte, ich könnte ein paar Tage bei dir bleiben«, sagte Julia plötzlich.
    Diese Worte schreckten ihn jäh aus seinen Gedanken auf. »Bei mir? Unmöglich!«, wehrte er ab.
    »Warum? Du wohnst doch immer noch allein. Und bist nach wie vor überzeugter Single«, meinte Julia ungerührt. »Das habe ich in deinem Porträt auf der Schulhomepage gelesen.«
    »Trotzdem kommt es eher ungelegen«, versuchte Korber zu retten, was zu retten war. Er geriet nun ein wenig ins Schwitzen. Für Verhandlungen dieser Art war er einfach nicht geschaffen.
    »Es ist doch nur für kurze Zeit«, redete Julia, die im Gegensatz zu ihm immer bestimmter wurde, auf ihn ein. »Nach Silvester reisen Elfriedes Freunde wieder ab, und dann kann ich bei ihr wohnen.«
    »Schau mal. Wenn ich es mir überlege, ist das alles mit zu großen Schwierigkeiten …«
    »Kannst du dich noch an unsere Maturafeier erinnern?«, unterbrach sie ihn jetzt beinahe ein wenig grob.
    Und ob Korber das konnte. Es war ein heiterer, ausgelassener Abend gewesen, an dem er sich zu späterer Stunde im kleinen Kreis ein wenig an Julia herangemacht hatte. Ein wenig nur, und alles im Rahmen des guten Anstandes, wie er zu wissen glaubte.
    »Du warst damals ganz schön in Fahrt«, fuhr Julia unbeirrt fort. »Es war schon okay, das bisschen Schmusen hat mich nicht gestört. Hast mir ja auch vorgeschwärmt, dass ich immer deine Lieblingsschülerin gewesen bin. Was aber das Wichtigste ist: Du hast mir damals etwas hoch und heilig versprochen, nämlich dass du immer für mich da sein wirst, wenn ich dich brauche. Richtig aufgedrängt hast du dich. Und jetzt willst du auf einmal nichts mehr davon wissen.«
    Leider hatte Julia recht. Korber fiel’s wie Schuppen von den Augen. Manchmal, wenn ihn der Alkohol in die richtige Laune versetzt hatte, neigte er zu einer solchen unvorsichtigen Gönnerhaftigkeit. Wenngleich er sich nicht eingestehen wollte, dass es leicht dahingesagte Worte waren, fielen sie doch stets im Vertrauen darauf, dass der oder die Angesprochene keinen Gebrauch von diesem Angebot machen würde.
    »Na, erinnerst du dich?«, bohrte Julia nach.
    »Natürlich, natürlich. Andererseits kommt das alles jetzt doch ein wenig überraschend.«
    »Ja, entschuldige, gestern hab ich’s auch noch nicht gewusst. Das ist nämlich ein wirklicher Notfall, und es wäre total mies von dir, wenn du mir nicht aus der Patsche helfen würdest.«
    Leopold, der über die unerwartete Unterbrechung seines mit Thomas Korber angebahnten Gespräches alles andere als erfreut war und natürlich große Teile der Unterhaltung mitverfolgt hatte, brachte Julia mit versteinertem Gesicht ein weiteres Glas Wasser und knallte Korber noch einen Kaffee vor die Nase. »Vorsicht, heiß«, raunte er ihm dabei zu. »Nur nicht die Finger verbrennen.« Es war ein letzter Versuch, das Unvermeidliche abzuwenden.
    Korber blickte nur kurz auf, dann seufzte er, hin- und hergerissen seinen Kaffee umrührend, zu Julia: »Ich weiß gar nicht, wie du dir das vorstellst. Wie soll denn das gehen?«
    »Ganz einfach. Erstens: Ich bin brav und genügsam. Zweitens: Meine wichtigsten Sachen sind da in dem Rucksack. Drittens: Den Rest hole ich mir gleich von Freddy. Viertens: Ich weiß, wo du wohnst. Fünftens: Es wäre hilfreich, wenn du einen zweiten Schlüssel hättest. Ist doch einfach, oder?«
    »Langsam, langsam. Ich habe noch nicht Ja gesagt.« Korber spürte, dass er weich wurde.
    Julia spürte das auch und bearbeitete ihn noch kurz auf die sanfte Tour. »Ich weiß, es ist nicht leicht für dich«, flötete sie. »Ich hab dich so richtig überfallen, stimmt’s? Aber ich hab halt so auf dich gehofft. Und gefreut hab ich mich auch, dich wiederzusehen, nach so langer Zeit. Bitte versteh mich nicht falsch, ich lass dir schon dein Eigenleben, aber ein bisschen wären wir ja doch zusammen und könnten uns sicher so einiges erzählen.«
    »Also gut«, gab Korber zähneknirschend nach. »Aber nur die paar Tage, hörst du? Nur bis Neujahr. Längstens!«
    Ein Ausdruck der Erleichterung huschte über Julias Gesicht, und zum Dank kniff sie ihn kurz in die Wange. »Ich hab gewusst, dass du ein feiner Kerl bist«, sagte sie. »Ich hole nur noch schnell meine paar Sachen, dann komme ich zu

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