Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pilgerspuren: Palzkis siebter Fall (German Edition)

Pilgerspuren: Palzkis siebter Fall (German Edition)

Titel: Pilgerspuren: Palzkis siebter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
Vom Netzwerk:
schilderte kurz die Lage. Ein Sanitäter
reinigte die Wunde des Verletzten.
    »Wir sollten
in die Vorhalle gehen«, meinte ein Beamter. Damit hatte er recht, schließlich konnten
jederzeit weitere Gegenstände herunterfallen. Zwei andere Polizisten sperrten die
Absturzstelle großzügig mit Band ab und geleiteten die noch im Dom verbliebenen
Besucher durch ein Seitentor hinaus. Wir blieben in der Vorhalle, und ich konnte
hinaus auf den Domplatz blicken. Auch dort war freigiebig mit dem Polizeiabsperrband
umgegangen worden. Mittlerweile hatten sich auch die beiden Herren weitgehend beruhigt.
Der jüngere gab mir seine Visitenkarte.
    »Mein Name
ist Marco Fratelli, ich bin Geschäftsführer der Peregrinus GmbH. Das ist mein Chefredakteur,
Robert Nönn.«
    Aus seinen
Worten schloss ich, dass das Unternehmen mit dem komischen Namen wohl ein Verlag
sein müsste.
    »Wir haben
mitbekommen, dass Sie Polizeibeamter sind. Da haben wir wohl großes Glück gehabt,
dass Sie so geistesgegenwärtig gehandelt haben. Das hätte ziemlich böse ausgehen
können. Haben Sie vielen Dank für die Rettung!«
    Beide drückten
mir nacheinander herzlich und ziemlich lange die Hand. Dann schaute ich in eine
andere Richtung und glaubte, nicht richtig zu sehen: Meine Kinder kamen angelaufen.
Wie waren sie nur durch den abgesperrten Bereich gekommen? Ich wollte sie gerade
danach fragen, da öffnete Paul eine Plastiktüte und zog eine fast vollständige 500
Meter-Rolle Polizeiabsperrband heraus.
    »Hab ich
organisiert«, meinte er stolz. Er ließ die Rolle wieder in die Tüte fallen. »Weißt
du, was ich damit nach den Ferien mache?«
    Ich wollte
gerade autoritär reagieren, doch mir fielen drei leere Flaschen Cola in Melanies
Arm auf. Meine Tochter hatte spürbar eine Überdosis des koffeinhaltigen Kinderbelustigungswassers
genossen. Sie grinste an einem Stück. Wenigstens meinen Kindern hat der Ausflug
gefallen, dachte ich zufrieden.
    Um auf andere
Gedanken zu kommen, ging ich zu einem der Schutzpolizisten, die zur Speyerer Polizeiinspektion
gehörten, und gab ihm die Info, dass ich womöglich kurz vor der Tat einen sich bewegenden
Schatten gesehen hatte. Von ihm erfuhr ich, dass ein potenzielles Fremdverschulden
auf jeden Fall untersucht werden würde und die Spurensicherung bereits unterwegs
sei. Ich ging nach draußen und sah, dass Stefanie mit den Kindern neben dem Domnapf
auf mich wartete. Daneben stand Dr. Metzgers Pilgermobil, das von Einsatzfahrzeugen
umringt war. Dies schien ihn nicht im Geringsten zu beunruhigen. Er steckte mit
mehreren Polizeibeamten in Verkaufsgesprächen. Leider war ich etwas unvorsichtig,
der Not-Notarzt entdeckte mich und grölte mitten über den Platz: »Palzki, Sie haben
doch im Dom nicht etwa gesungen? Dann wäre es klar, warum alles herunterfällt.«
Sein Lachen schallte über den Domplatz, während er eine seiner antiken Bananen aus
dem Kittel zog und schälte. »Ab morgen verkaufe ich original Domsteine nach Palzki
Art!«
    »Ich muss
Sie enttäuschen, Herr Metzger. Es war kein Stein, sondern nur ein Metallrahmen mit
Glaseinsatz.«
    Metzger
winkte unwirsch ab. Details interessierten ihn nicht.
    Hoffentlich
kann den bald jemand von hier vertreiben, dachte ich und wandte mich ab. Mir waren
Dominosteine aus Schokolade tausendmal lieber. Leider gab’s die zur Osterzeit nicht.
    Ziemlich
schweigsam fuhren wir heim. Der Sonntag war gelaufen. Stefanie hatte die Sache trotz
Schwangerschaft sehr gut überstanden, Paul baute seine Ritterburg auf, damit er
nachher gleich mit seinem Bruder spielen konnte. Alle Erklärungsversuche, dass dies
nicht funktionieren werde, ignorierte er. Und Melanie, ja, das war nicht so einfach.
Sie nervte uns alle durch ihre Aufgedrehtheit und erstellte in Facebook eine ›Dr.
Metzger-Fanseite‹.

3
In der Höhle des Pilgers
     
    Am Montagmorgen betrat ich unsere
Dienststelle im Schifferstadter Waldspitzweg und war felsenfest davon überzeugt,
eine geruhsame und friedliche Karwoche zu erleben. Zwar sind für die Osterwoche
bereits vor 2.000 Jahren lebensverkürzende Taten verbürgt, in der Gegenwart und
insbesondere in der Vorderpfalz aber bisher die absolute Ausnahme.
    Vielleicht
konnte ich mir sogar die Zeit nehmen und über ein paar kosmetische Veränderungen
meines Büros nachdenken. Dies wäre bitter nötig, vieles war seit Jahren unverändert.
Die einzige Neuerung betrafen eigentlich nur den Rechner unter und den Monitor mit
Tastatur auf meinem Schreibtisch, an dem ich mich mehr

Weitere Kostenlose Bücher