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Pilgerspuren: Palzkis siebter Fall (German Edition)

Pilgerspuren: Palzkis siebter Fall (German Edition)

Titel: Pilgerspuren: Palzkis siebter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
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draußen
unterwegs, um die Welt zu retten. Da brauchen Sie doch keine Air-Condition! Bei
mir ist das was anderes. Ich habe immerhin die Hauptarbeit dieser Dienststelle zu
leisten.«
    KPD holte
tief Luft und sprach weiter. »Die Anlage hat mir sogar das Mainzer Ministerium genehmigt.
Ich habe einfach die gleiche Begründung genommen, die das Ministerium im letzten
Jahr im Zusammenhang mit der Dienststelle in Maxdorf benutzt hatte: ›Verbesserung
interner Prozessabläufe und Steigerung der Effizienz des Personaleinsatzes und der
Personalverfügung zur Nutzung von Synergieeffekten bei der polizeilichen Aufgabenwahrnehmung‹.«
    KPD schien
seine Rede wirklich ernst zu meinen. Zu weiteren Überlegungen bezüglich seines Geisteszustandes
kam ich nicht, denn er sprach weiter.
    »Die Umbauarbeiten
haben leider auch ein paar kleinere Auswirkungen auf Ihr Büro, Herr Palzki. Die
Versorgungsleitungen müssen bei Ihnen hinter dem Schreibtisch an der Decke entlang
geführt werden. Das ist aber kaum der Rede wert. Das Ziel ist schließlich der Weg.
Wenn die Klimaanlage funktioniert, kann ich auch im Sommer Höchstleistungen erbringen.
Sie werden sehen, bei uns in der Dienststelle wird dann eine neue Zeitrechnung anbrechen.«
    Ich schnaufte.
»Lassen Sie das lieber mit der Zeitrechnung. Wissen Sie, wie viele Kalender wir
dann austauschen müssten? Außerdem würden die Kirchen auf die Barrikaden gehen.«
    KPD ging
auf meine Bemerkung zunächst nicht ein. Er kroch unter die Plane, die seinen opulenten
Mahagonischreibtisch mit den wertvollen künstlerischen Einarbeitungen in Glas und
Keramik schützte, und zog schlussendlich einen Zettel hervor.
    »Wo Sie
gerade von Kirche sprechen, Palzki. Gestern gab es einen Zwischenfall im Dom. Ein
gewisser Dr. Alt aus dem Bischöflichen Ordinariat hat angerufen und wollte wissen,
ob es offizielle Ermittlungen gibt. Ich hatte den Eindruck, er hat Angst um den
guten Ruf des Doms. Natürlich kann ich mich irren, aber das glaube ich nicht.«
    »Ich weiß,
Herr Diefenbach, ich war zufällig Zeuge der Tat.«
    KPD wurde
neugierig. »Wie viele Tote haben wir im Dom?«
    »Im Dom
liegen zwar ein paar Leichen, das ist aber alles schon länger her. Die Sache gestern
ging glimpflich aus, es gab nicht einmal ernsthaft Verletzte. Ihre mörderische Statistik
bleibt also unbefleckt.«
    Mein Chef
nickte zufrieden und schien dabei nachzudenken. Dass er multitaskingfähig war, war
mir neu.
    »Wir sollten
das trotzdem nicht auf die leichte Schulter nehmen, Palzki. Die Kirche ist ja immer
etwas schwierig. Als ich noch im Ludwigshafener Präsidium ein guter Chef war, hatte
ich einmal vorgeschlagen, alle Beichtstühle prophylaktisch mit einem Tonbandgerät
zu überwachen. Ich weiß bis heute nicht, warum das von allen so vehement abgelehnt
wurde. Dabei hatte ich in meiner Expertise sogar den Datenschutz berücksichtigt
und auf hochauflösende Videoaufnahmen verzichtet.«
    KPD machte
den Eindruck, als hätte er noch nie etwas vom Beichtgeheimnis gehört. Doch schon
sprach er weiter. »In letzter Zeit habe ich allerdings den kirchlichen Bereich etwas
vernachlässigt. Da könnte man sicherlich präventiv tätig werden. Ganoven gibt es
schließlich überall. Jeder hat seine Leichen im Keller.«
    »Meinen
Sie wirklich, Herr Diefenbach? Im Dom gibt’s im Keller zwar auch ein paar Leichen,
die Sache gestern war aber so …«
    Diefenbach
schienen Details wie üblich nicht zu interessieren, er unterbrach mich.
    »Fahren
Sie nach Speyer und untersuchen Sie den Fall. Es scheint sich glücklicherweise nur
um eine Bagatelle zu handeln. Oder liegt im Moment etwas Wichtiges an?«
    Ich verneinte
und begann, meine Flucht vorzubereiten. In Speyer war ich gerne, auch ohne Familie.
Grundsätzlich unternahm ich dann einen Abstecher zur Imbissbude ›Curry-Sau‹, die
es am St.-Guido-Stifts-Platz schon seit über 50 Jahren gab. Laut einer Umfrage hatte
diese Imbissbude bei der jüngeren Bevölkerung in Speyer und Umgebung einen höheren
Bekanntheitsgrad als der Dom.
    »Ich fahr
dann mal gleich los.« Die Pizzakartons waren vergessen, meine Magensäure produzierte
auf Vorrat. KPD diskutierte mit dem Arbeiter.
    Bevor ich
losfuhr, wollte ich mich etwas informieren. Ich ging ins Büro von Jutta und war
nicht überrascht, dort auch unseren Jungkollegen Jürgen anzutreffen. Wie wir alle
wussten, Jutta machte da keine Ausnahme, stand Jürgen auf seine einige Jahre ältere
Kollegin. Doch egal, wie er es anstellte, er trat jedes Mal in ein

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