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Pilgerspuren: Palzkis siebter Fall (German Edition)

Pilgerspuren: Palzkis siebter Fall (German Edition)

Titel: Pilgerspuren: Palzkis siebter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harald Schneider
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fuhr ich im Straßenverkehr
viel vorsichtiger. Seit der letzten misslungenen Gesundheitsreform bot er seine
pseudoärztlichen Dienstleistungen, anders konnte man dazu nicht sagen, auch privatärztlich
an. Dem Besitzer dieses mobilen Kabinetts des Grauens war es tatsächlich vor ein
paar Monaten gelungen, für sein medizinisches Beratungsgeschäft eine Genehmigung
zu erhalten. Es war individuelle Auslegungssache, die die Operationen, die er in
seinem Wohnmobil durchführte, legalisierte. Prophylaxe war in seinen Augen auch
Vorbeugung gegen den Tod, somit durfte er nach seinen Überlegungen operieren. Ich
konnte darüber nur den Kopf schütteln. Während ich sein Reisemobil näher betrachtete,
sah ich eine Unmenge an Luftballons entlang seinem Gefährt schweben. Ich stutzte,
sie hatten die gleiche rote Grundfarbe wie die Ballons meines Sohnes. Fast widerwillig
las ich die Aufschrift: ›Dr. Metzger – der Billigarzt für alle Fälle – Flatrate
to go für Pilger nur 49 Euro‹.
    Eine Bärenpranke
klatschte mir auf den Rücken. Dr. Metzger hatte mich erwischt.
    »Na, Herr
Palzki, was sagen Sie zu meiner neuen Werbekampagne mit den Luftballons? Ich will
jetzt ins Pilgergeschäft einsteigen.« Sein abartiges Lachen schrillte durch meine
Gehörgänge. Ich schaute mich nach Stefanie um, die aber in Richtung Dom blickte.
    »Die Ballons
kommen bei der Laufkundschaft sehr gut an, Herr Palzki. Ich muss nur besser aufpassen,
vorhin war so ein Bengel da, der hat mir in einem unbeobachteten Moment ein ganzes
Bündel Luftballons geklaut.«
    »Ungeheuerlich,
was es heutzutage alles gibt«, antwortete ich scheinheilig und überlegte, wie ich
Paul dazu bringen könnte, auch die restlichen Ballons zu organisieren oder zumindest
zu zerstören.
    Ich sah,
wie hinter Dr. Metzger mein Sohn angelaufen kam. Mit zwei, drei Schritten war ich
bei Paul, schnappte mir seine Ballons und sagte so laut, dass es Metzger hörte:
»Ich danke dir, dass du Herrn Dr. Metzgers Luftballons retten konntest. Auf dich
ist halt Verlass.«
    Paul schaute
mich doof an, Metzger tat es ihm gleich. Ich drückte dem Notarzt seine Werbemittel
in die Hand und zog meinen Sohn aus der verbalen Schusslinie.
    Dr. Metzger
band die Ballons fest und flüsterte mir in vertraulichem Ton zu: »Ich parke hier
jetzt jeden Tag. Die Polizei kann mich nicht wegjagen, weil ich zum ruhenden Verkehr
zähle, die Politessen können mir nichts anhaben, weil sie nicht wissen, ob der Domplatz
der Kirche gehört oder der Stadt.« Der Notarzt holte Luft und sprach weiter. »Und
für den Dom selbst sind mindestens fünf Organisationen zuständig, da weiß die eine
nicht, was die andere macht. Keiner fühlt sich zuständig, das ist wie bei den Behörden.
Es waren zwar schon ein paar da, die mich verjagen wollten. Aber solange die nichts
Offizielles haben, bleibe ich.« Er lachte erneut sein berüchtigtes Frankensteinlachen.
»Und so lange biete ich mit meinem Pilgermobil den Pilgern und Touristen Abhilfe
an für kleine Wehwehchen wie Hühneraugen, Abschürfungen bis hin zu spontanen Bypassoperationen.
Aber das ist noch nicht alles, Herr Palzki: Als Zusatzgeschäft verkaufe ich seit
letzter Woche extravagante Andenken wie Heftpflaster mit Bischofsbild, Zeckenzangen
in Domform und selbstsingende Gesangbücher mit integrierten Lautsprechern. Das Zeug
wird mir regelrecht aus den Händen gerissen. Selbst schuld, wer heutzutage noch
popelige Ansichtskarten vom Dom anbietet.«

2
Palzki als Lebensretter
     
    Stefanie, die Dr. Metzger bisher
nur flüchtig kannte, und dies war fast wörtlich zu nehmen, schüttelte die ganze
Zeit unentwegt ihren Kopf und versuchte, unsere Kinder mit einem belanglosen Gespräch
abzulenken. Nachdem es mir endlich gelungen war, mich von Dr. Metzger zu verabschieden,
raunzte mir Melanie begeistert zu: »Cooler Kerl, dieser Metzger. Warum gibt es so
etwas nicht als Lehrer?«
    Ohne eine
Antwort meinerseits, ich dachte gerade mal wieder über einen Vaterschaftstest nach,
gingen wir in den Dom. War er, als ich das letzte Mal vor ein paar Jahrzehnten hier
war, auch schon so groß? Paul begann, das Echo zu testen und rief im Vorraum mit
seiner lautestmöglichen Stimme: »Was hat Herr Meier?«
    Ein paar
Dutzend Touristen blickten auf unseren Sohnemann, der sofort von Stefanie zurechtgewiesen
wurde.
    »Papa, was
ist geziemende Kleidung?« Diese Frage kam von Melanie.
    »Wie kommst
du auf so etwas?«, fragte ich mit meiner üblichen Zeitgewinnungstaktik.
    »Das steht
da auf dem

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