Pilgerspuren: Palzkis siebter Fall (German Edition)
»Weltkulturerbe
Kaiserdom zu Speyer« unabhängig von diesem Roman aus privatem Interesse inhaltlich
vertiefen. Herr Haarlammert zeigte mir »Geheimnisse« des Domes und Orte, die nur
wenige Menschen aus Sicherheitsgründen betreten dürfen. Dann, am Schluss der Führung,
bemerkten wir vor dem Dom einen Menschenauflauf und hörten Lautsprecherdurchsagen.
Wir schauten hinaus in Richtung Domnapf, und Herrn Haarlammert fiel es ein: »Das
habe ich ganz vergessen, heute wird der Kirrweilerer Weinzehnt abgeliefert. Da vorne
hat gerade der Bischof gesprochen. Kommen Sie mal mit, Herr Schneider.«
Sekunden
später stand ich, völlig unvorbereitet, allerdings in geziemender Kleidung, vor
Bischof Dr. Karl-Heinz Wiesemann, der gerade mit der Weinübergabe fertig war und
von Herrn Haarlammert begrüßt wurde. Dann stellte er mich ganz spontan und locker
als den zukünftigen Krimiautor des Bistums vor. Dies hatten auch der Weihbischof
Otto Georgens und Generalvikar Dr. Franz Jung mitbekommen. Zu unserer Gruppe trat
dann noch der Kanzleidirektor Wolfgang Jochim, Domdekan Dr. Christoph Kohl und Domkapitular
Josef Damian Szuba hinzu. Und dann wurde es für mich komplett surreal. Wir standen
im Kreis und diskutierten locker drauflos, wer sich im Krimi wohl am ehesten als
Täter oder als Opfer eigne. Wir gingen im Geiste natürlich spaßeshalber diverse
kriminelle Machenschaften durch und hatten viel zu lachen. Doch das war noch nicht
alles. Am Rande stand eine Dame des SWR mit einem Mikrofon in der Hand und wollte
eigentlich ein Interview mit dem Bischof oder dem Generalvikar durchführen. Da sie
nicht eingeweiht war und sich offensichtlich über die plötzliche Heiterkeit in der
Runde wunderte, stand sie nur mit offenem Mund da und verstand die Welt nicht mehr
…
Ich kann
mich nur bei allen Beteiligten bedanken. Es war eine tolle Zeit, eine prima Zusammenarbeit,
und ich habe mal wieder viel lernen dürfen.
Extra-Bonus – Ratekrimi
Reiner
Palzki und die Sternsinger
Es hätte so ein schöner Tag werden
können.
Heute war
ich, wie in jedem Jahr, etwas neidisch auf meine Baden-Württemberger Kollegen. Bereits
ein paar Kilometer ostwärts, direkt auf der anderen Rheinseite, begann das Eldorado
der Feiertage. Deshalb fielen immer am Dreikönigsfest Massen von Baden-Württembergern
in der Ludwigshafener Geschäftswelt ein. An den restlichen Geschäftstagen des Jahres
war dies meist umgekehrt. Ein Vorderpfälzer dagegen vermied an solch einem Tag den
Besuch der Pfälzer Metropole.
Nur wenige
Menschen wissen, wie es zur Namensnennung des Dreikönigsfestes kam. Da ich während
meiner Schulzeit einmal ein Referat über dieses Thema halten musste, war mir bekannt,
dass im Neuen Testament Matthäus zwar die Weisen aus dem Morgenland beschrieben
hatte, deren Anzahl und deren Namen allerdings mit keiner Silbe erwähnte. Genauso
wenig wies er sie als Heilige oder Könige aus. Diese Details wurden erst im Laufe
der Zeit hinzugedichtet. Selbst die Namen der Könige unterschieden sich je nach
Region, und die Anzahl der mitgebrachten Geschenke variierte zwischen zwei und acht.
Heute war
mein Arbeitstag am späten Nachmittag zu Ende. Um eine möglichst große Distanz zwischen
mir und dem hektischen Treiben der Geschäftswelt zu schaffen, fuhr ich zu einem
Bekannten nach Böhl, der mich zu einem kleinen Umtrunk eingeladen hatte.
Heinz, mein
Bekannter, wohnt in der Friedrich-Ebert-Straße. Da Heinz als Prokurist in Mannheim
arbeitet, hatte er im Gegensatz zu mir von der günstigen rechtsrheinischen Feiertagsregelung
profitiert. Ich erzählte ihm von meinem recht ereignislosen Arbeitstag im Innendienst.
Heinz verstand meinen Wink mit dem Zaunpfahl auf Anhieb und brachte mir den ersehnten
stärkenden Kaffee. Ich wollte gerade den ersten Schluck nehmen, da läutete es an
der Tür. Nachdem Heinz die Tür geöffnet hatte, statteten uns vier verkleidete Jugendliche
einen Besuch ab.
»Sieh mal,
Reiner, wer da gekommen ist!«
Und schon
begann der erste Kronenträger seinen Spruch aufzusagen: »Ich bin der König Balthasar
und brachte Gold dem Kinde dar.« Während er weiter sprach, schaute ich mir die Jugendlichen
etwas genauer an. Drei von ihnen hatten selbstgebastelte Kronen auf dem Kopf und
trugen bunte Gewänder. Der vierte Jugendliche war mit einer Art Besenstiel ausgestattet,
an dem ein mit Stoff bespannter Holzstern, in dessen Innerem ein elektrisches Birnchen
flackerte, befestigt war. In der anderen Hand hielt er eine Spendendose mit
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