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Pilot Pirx

Pilot Pirx

Titel: Pilot Pirx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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der die Telefonkabel und die Hochspannungsleitung durchgeschnitten und auch den Transporter angegriffen hat, der überlebende Setaurus war. Wir haben es hier mit einer noch wenig bekannten Konstruktion zu tun, die erst vor knapp einem Monat in die Serienfertigung gegangen ist. Ursprünglich sollte Ingenieur Klarner, einer der Projektanten, mit mir hierherkommen, um Ihnen die Verwendungsmöglichkeiten dieses Modells im Detail zu erläutern und Sie auch darüber aufzuklären, wie der Roboter außer Gefecht zu setzen beziehungsweise zu vernichten ist ...«
    Der Kadett neben Pirx seufzte leise. Es war ein Seufzer des höchsten Entzückens, keine Spur von Entsetzen, nicht einmal von gespielter Besorgnis. Der junge Mann bemerkte den strafenden Blick des Navigators nicht. Im übrigen sah und hörte keiner etwas anderes als die Stimme des Chefingenieurs.
    »Ich bin kein Intellektroniker und kann Ihnen deshalb nicht viel über den Setaurus sagen. Aber unter den Anwesenden müßte Doktor McCork sein. Ist er hier?«
    Ein schlanker Mann mit Brille erhob sich von seinem Platz. »Ja. Ich war allerdings an der Projektierung des Setaurus nicht beteiligt, ich kenne lediglich unser englisches Modell, das dem amerikanischen ähnelt, aber nicht mit ihm identisch ist. Die Abweichungen sind jedoch unerheblich. Bitte sehr, ich stehe Ihnen zu Diensten ...«
    »Ausgezeichnet. Darf ich Sie zu mir nach vorn bitten, Doktor? Vorher noch ein paar Worte zur aktuellen Situation. Der bewußte Setaurus befindet sich etwa hier ...« – Achanian umfuhr mit der Linealspitze die Küste des Meeres der Ruhe –, »das heißt dreißig bis vierzig Kilometer vom Gelände der Baustelle entfernt. Er war, wie auch alle anderen Setauren, für Bergbauarbeiten unter erschwerten Bedingungen, bei hohen Temperaturen und starker Einsturzgefahr vorgesehen, deshalb sind die Modelle massiv gebaut und besitzen einen dicken Panzer. Näheres dazu wird Ihnen Doktor McCork gleich noch sagen. Was die Mittel betrifft, über die wir verfügen, um ihn außer Gefecht zu setzen, so haben uns die Leitungsgremien sämtlicher Mondbasen vor allem eine bestimmte Menge von Explosivstoffen, Dynamit und Oxyliquiten sowie Handlaser mit Direktfeuerkraft und Bergbaulaser zur Verfügung gestellt, wobei natürlich weder die Sprengstoffe noch Laser ausgesprochene Kampfmittel sind. Zur Fortbewegung werden die Operativgruppen, die für die Vernichtung des Setaurus vorgesehen sind, mit Transportern des kleinen und mittleren Wirkungsbereichs ausgerüstet; zwei von ihnen haben einen leichten Meteoritenschutzpanzer. Nur derartige Panzer können einem Laserbeschuß aus etwa einem Kilometer Entfernung standhalten. Diese Daten beziehen sich allerdings auf die Erde, deren Atmosphäre eine stark energieabsorbierende Wirkung hat. Hier bei uns fehlt die Atmosphäre, die beiden gepanzerten Transporter sind also kaum weniger gefährdet als die anderen auch. Darüber hinaus bekommen wir noch eine genügende Anzahl von Skaphandern sowie Sauerstoff, aber das ist, so fürchte ich, auch schon alles. Gegen zwölf Uhr trifft aus dem sowjetischen Sektor der ›Floh‹ mit drei Mann Besatzung ein. Für kürzere Flugstrecken kann er eventuell auch vier Mann an Bord nehmen, um sie in das Gebiet zu befördern, wo der Setaurus ausgemacht wurde. Das wär’s fürs erste. Ich gebe Ihnen jetzt ein Blatt Papier, auf das Sie bitte deutlich Ihren Namen sowie ihre berufliche Qualifikation schreiben wollen. Unterdessen ist Doktor McCork vielleicht so freundlich, uns ein paar Worte über den Setaurus zu sagen. Das wichtigste ist, glaube ich, daß Sie eine Achillesferse kennenlernen ...«
    McCork stand bereits neben Achanian. Er war noch magerer, als es Pirx vorhin erschienen war, hatte abstehende Ohren, einen dreieckigen Schädel, kaum sichtbare Augenbrauen und einen Haarschopf von undefinierbarer Farbe. Dennoch wirkte er merkwürdig sympathisch.
    Bevor er zu sprechen begann, setzte er seine stahlgefaßte Brille ab und legte sie, als würde sie ihm beim Vortrag behindern, vor sich auf den Schreibtisch.
    »Ich müßte lügen, wenn ich behaupten wollte, daß wir je an einen solchen Vorfall gedacht hätten, wie er sich hier ereignet hat. Neben Mathematik muß ein Kybernetiker auch noch eine Prise Intuition im Kopf haben. Und aus ebendiesem Grund haben wir uns bisher noch nicht entschlossen, unser Modell in Serienfertigung zu geben. Die Labortests haben gezeigt, daß ›Mephisto‹ – so heißt unser Modell – enorm leistungsfähig

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