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Pilot Pirx

Pilot Pirx

Titel: Pilot Pirx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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vor, wobei er sich merkwürdig nackt und bloß und beileibe nicht so vorkam, als hätte er auf dem Kopf eine Stahlkugel und am ganzen Körper einen dreischichtigen, durchaus nicht leichten Skaphander.
    Im Tal hatte sich nichts verändert. Lediglich das Fahrzeugwrack war jetzt nicht mehr zu sehen, weil seine erkalteten Trümmer mit der Dunkelheit verschmolzen. Der Schatten bedeckte noch immer dasselbe Gebiet, eine Fläche von der Form eines ungleichmäßigen, sehr in die Länge gezogenen Dreiecks, das mit seiner Hypotenuse im Westen an die Steilwand des höchsten Kammes grenzte. Eine der beiden Flaschen blieb hundert Meter unterhalb von ihnen liegen, weil sie gegen einen Stein gestoßen und aufrecht stehengeblieben war. Die andere rollte weiter, immer langsamer, immer kleiner werdend, bis auch sie liegenblieb. Daß damit alles sein Bewenden haben sollte, schmeckte Pirx ganz und gar nicht. Der ist wirklich nicht auf den Kopf gefallen, dachte er. Er hat keine Lust, auf ein Ziel zu schießen, das ihm als Köder vorgesetzt wird ... Pirx versuchte, die Stelle wiederzufinden, wo sich der Setaurus etwa zehn Minuten zuvor das letztemal durch das Aufblitzen seines Laserauges zu erkennen gegeben hatte, aber das war alles andere als einfach.
    Vielleicht ist er gar nicht mehr dort, überlegte Pirx. Er kann sich ja ohne weiteres nach Norden zurückziehen, er kann auch auf der Talsohle weitergehen oder einem dieser Risse im Magmastrom folgen ... Wenn er bis zu der Steilwand kommt, bis in dieses Labyrinth, dann verschwindet er wie eine Stecknadel im Heuhaufen ...
    Langsam, tastend hob er den Laserkolben und entspannte die Muskeln.
    »Doktor McCork!« sagte er. »Bitte kommen Sie mal her!«
    Und als der Doktor herangerobbt war, fuhr er fort: »Sehen Sie die beiden Flaschen? Eine direkt unter uns, die andere ein Stück weiter hangabwärts ...«
    »Ja, ich sehe sie.«
    »Sie schießen zuerst auf die vordere und dann auf die andere. In einem Abstand von, sagen wir, vierzig Sekunden ... Aber nicht von hier aus!« fügte er rasch hinzu. »Sie müssen sich einen günstigeren Platz aussuchen. Schauen Sie mal!« Er streckte die Hand aus. »Die Stelle dort in der Mulde wäre nicht übel. Und wenn Sie geschossen haben, robben Sie bitte sofort zurück. Gut?«
    McCork stellte keine Fragen, sondern lief schon geduckt in die angegebene Richtung. Pirx wartete ungeduldig. Wenn dieser Roboter auch nur ein Quentchen Menschenähnlichkeit hatte, dann mußte ihn die Neugier packen. Jedes intelligente Wesen ist neugierig, und diese Neugier drängt zum Handeln, wenn etwas Unverständliches geschieht ... Er sah den Doktor nicht mehr. Er verkniff sich auch, zu den Flaschen hinunterzublicken, die unter den Schüssen des Doktors explodieren sollten. Seine ganze Aufmerksamkeit richtete sich auf den sonnenbeschienenen Streifen der Geröllhalde zwischen der Schattenzone und dem Steilabfall. Er hielt das Fernglas an die Augen und suchte das Gebiet am Lavasturz ab. Langsam glitten groteske Gestalten vorbei, die aus der Werkstatt eines abstrakten Bildhauers zu stammen schienen: gestreckte, spiralenartig gedrehte kleine Obelisken sowie Felstafeln, von den Schlangenlinien der Risse zerfurcht – ein Gewirr grell beleuchteter Flächen und gezackter Schatten, das einem förmlich die Netzhaut kitzelte. Aus dem Augenwinkel erfaßte er tief unter sich eine sich ausbreitende Flamme. Geraume Zeit später schoß eine zweite Stichflamme in die Höhe. Stille. Nur der Pulsschlag hämmerte im Helm, durch den sich die Sonnenstrahlen in seinen Schädel zu bohren schienen. Er prüfte diesen Gürtel chaotisch übereinander-getürmter Geröllbrocken durch das Glas.
    Irgend etwas rührte sich dort. Er erstarrte. Über den rasiermesserscharfen Grat einer Felsspalte, die der gespaltenen Schneide einer riesigen Steinaxt ähnelte, schob sich ein halbkugelförmiges Etwas, das farblich ganz dem dunklen Felsgestein angepaßt war. Aber dieses Etwas besaß Arme, die den Block von beiden Seiten umklammerten, und – jetzt sah er es vollständig – einen Rumpf. Die Gestalt wirkte bei alledem nicht wie ein Monstrum ohne Kopf, sondern wie ein Mensch mit der Maske eines afrikanischen Medizinmannes, die Gesicht, Hals und Nacken verdeckte und gleichsam plattgedrückt und deshalb irgendwie unförmig schien ... Pirx spürte den Laserkolben am rechten Ellenbogen, doch er dachte gar nicht daran, zu schießen. Das Risiko war viel zu groß, und es gab kaum eine Chance, mit dieser verhältnismäßig

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