Pilot Pirx
sie vor sich herschob, brummte er: »Das sind genau die Indianergeschichten, von denen ich immer geträumt habe ...«
Die Flasche senkte sich, er hielt sie an den Ventilen fest. Bäuchlings auf den Steinen ausgestreckt, sagte er: »Wenn ihr eine blaue Flamme seht, gebt sofort Feuer, schießt in sein Laserauge ...«
Mit aller Kraft stieß er die Flasche hinab, die zunächst langsam, dann immer schneller den Abhang hinunterrollte. Die drei Männer lagen schußbereit, die Flasche hatte schon eine Strecke von etwa zweihundert Metern zurückgelegt und kullerte jetzt langsamer, weil das Gefälle abnahm. Mehrmals schien es, als würde sie an Steinen hängenbleiben, aber sie überrollte sie schließlich doch und näherte sich, nun schon als kleiner, dunkelglänzender Fleck, der Sohle des Talkessels.
»Nichts?« fragte Pirx enttäuscht. »Entweder ist er schlauer, als ich dachte, oder er hat sie nicht bemerkt. Oder aber ...«
Er brachte den Satz nicht zu Ende. Auf dem Hang unter ihnen zuckte ein greller Blitz auf. Die Flamme wurde augenblicklich zu einer schweren, schmutziggelben Wolke, deren Zentrum noch in einem düsteren Feuer glühte, während die Ränder schon an Gestalt verloren und sich mit ihren Ausläufern ins Gestein krallten.
»Das Chlor«, sagte Pirx. »Warum habt ihr nicht geschossen? Habt ihr nichts gesehen?«
»Nein«, antworteten der Kadett und McCork wie aus einem Munde.
»So ein Halunke! Er hat sich in einer Schlucht verkrochen, oder er schießt aus der Flanke. Jetzt fange ich wirklich schon an zu zweifeln, ob das Ganze überhaupt einen Sinn hat. Aber versuchen wir’s noch mal ...«
Er hob die zweite Flasche an und schickte sie der ersten hinterdrein.
Sie rollte zunächst genauso den Hang hinunter, kam aber etwa auf halber Höhe ins Schlingern und blieb liegen. Pirx schenkte ihr keine Beachtung, er richtete sein ganzes Augenmerk auf die dunkle dreieckige Fläche, in der irgendwo der Setaurus lauern mußte. Die Sekunden krochen dahin. Da, eine Explosion! Das genaue Versteck des Automaten hatte Pirx nicht ausmachen können, doch er sah die Schußlinie, vielmehr einen Teil davon, weil sie sich zu einem sonnenhell glühenden Faden materialisierte, als sie die Reste der ersten Gaswolke durchdrang. Sofort stellte er den Sucher längs dieser Lichttrajektorie ein, die bereits erlosch, und als er die Hell-Dunkel-Grenze im Fadenkreuz hatte, drückte er ab. Zur gleichen Zeit mußte McCork wohl dasselbe getan haben, und wenig später folgte auch der Kadett ihrem Beispiel. Drei Sonnendolche bohrten sich in die schwarze Sohle des Talkessels, und im selben Moment schien dicht vor ihnen ein riesiger, heißer Deckel zuzuklappen – der Felsblock, der ihnen Deckung gewährte, erbebte, und von seinen Kanten stoben Myriaden von glitzernden Regenbogen empor, glühender Quarz fiel ihnen auf Skaphander und Helme und erkaltete im Handumdrehen zu tränenförmigen Kügelchen. Die drei Männer lagen lang ausgestreckt im Schatten des Felsens, und über ihre Köpfe zischte gleich einer weißglühenden Klinge eine zweite und dritte Feuergarbe hinweg, ihr Atem strich über das Gestein, das im Nu gläsern erstarrte Blasen warf.
»Niemand verletzt?« fragte Pirx, ohne den Kopf zu heben.
»Nein.« – »Ich auch nicht!« bekam er zur Antwort.
»Bitte laufen Sie zum Fahrzeug und sagen Sie dem Funker, er soll Verstärkung anfordern. Wir hätten den Setaurus gestellt und bemühten uns, ihn so lange wie möglich aufzuhalten«, wandte sich Pirx an den Kadetten, der zurückrobbte und dann geduckt auf die Felsen zurannte, zwischen denen das Raupenfahrzeug stand.
»Wir haben noch zwei Flaschen. Für jeden eine. Wechseln wir jetzt den Standort, Doktor. Aber seien Sie bitte vorsichtig, und gehen Sie in volle Deckung, er hat sich nämlich schon auf unseren kleinen Hügel eingeschossen ...«
Mit diesen Worten packte Pirx eine Flasche und rannte los, so schnell ihn die Beine trugen, wobei er sich immer im Schatten der großen Felsblöcke hielt. Etwa zweihundert Meter weiter gingen sie in der Scharte eines Magmawalles in Stellung. Der Kadett, der vom Transporter zurückkehrte, hatte einige Mühe, sie zu finden. Er keuchte, als wäre er mindestens eine Meile gerannt.
»Immer mit der Ruhe, es brennt doch nicht!« sagte Pirx. »Na, was gibt’s Neues?«
»Die Verbindung ist da ...« Der Kadett hockte sich neben Pirx auf den Boden, und Pirx sah, wie der Blick des Jungen hinter der Helmscheibe flackerte. »In dem verunglückten Fahrzeug ...
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