Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Pilot Pirx

Pilot Pirx

Titel: Pilot Pirx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
Vom Netzwerk:
packen konnte, um das Lasergerät mitsamt dem Drehkreuz neu einzustellen, verspritzte das Felsgestein dicht vor dem Fahrzeug flüssige Sonnenmasse.
    »Zurück!« brüllte Pirx und ging unwillkürlich in die Knie, aber er hätte ohnehin nichts weiter gesehen als jene roten, träge dahinkriechenden Kreise, die abwechselnd eine schwärzliche und goldene Farbe annahmen.
    Der Motor dröhnte auf. Der Transporter wurde so sehr durchgeschüttelt, daß Pirx ganz nach unten rutschte und gleich darauf nach vorn rollte, zwischen die Knie des Kadetten und des Funkers. Die Flaschen, die sie auf dem Verdeck mitführten, klirrten entsetzlich, obwohl sie doch gut befestigt waren. Sie jagten rückwärts, unter den Raupenketten knirschte es scheußlich, das Fahrzeug drehte sich um die eigene Achse, dann wurden sie auf die andere Seite geschleudert, und einen Moment lang sah es so aus, als wollte der Transporter umkippen ... Der Fahrer nahm das Gas weg, trat verzweifelt auf Bremse und Kupplung, und schließlich gelang es ihm, die heftige Schlingerbewegung abzufangen. Ein langes Beben durchlief die Maschine, dann stand sie still.
    »Funktioniert die hermetische Abdichtung noch?« schrie Pirx, während er sich hochrappelte. Ein Glück, daß der Boden gummiert ist! durchfuhr es ihn.
    »Ja.«
    »Na, das war ja ziemlich nahe dran«, sagte er in einem ganz anderen Ton, stand auf und reckte sich. Und mit leisem Bedauern fügte er hinzu: »Zwei Hundertstel mehr nach links, und ich hätte ihn gehabt ...« McCork ging an seinen Platz zurück.
    »Danke, Doktor!« rief Pirx, der schon wieder vor dem Periskop saß. »He, Fahrer, bitte fahren Sie so zurück, wie wir hinaufgekommen sind. Da waren einige kleine Felstrümmer, eine Art Tor. Ja, da, da! Fahren Sie in den Schatten dort und halten Sie an ...«
    Das Fahrzeug schob sich langsam, scheinbar übertrieben vorsichtig zwischen die teilweise vom Sand verschütteten Felsblöcke und blieb unsichtbar in ihrem Schatten stehen.
    »Ausgezeichnet!« sagte Pirx beinahe vergnügt. »Jetzt brauche ich zwei Mann für einen kleinen Spähtrupp ...«
    McCork und der Kadett meldeten sich gleichzeitig.
    »Schön ... Achtung!« Er wandte sich an die übrigen Mitglieder der Besatzung. »Ihr bleibt hier. Rührt euch nicht aus dem Schatten! Selbst wenn der Setaurus direkt auf euch zusteuert, verhaltet ihr euch still. Es sei denn, er steigt euch richtig aufs Dach, dann müßt ihr euch vertei digen. Aber das ist ziemlich unwahrscheinlich. Und Sie« – er meinte den Funker – »rufen Luna, den Kosmodrom, die Baustelle und die Patrouillenfahrzeuge, und dem ersten, der sich meldet, sagen Sie, daß der Roboter einen Transporter zerstört hat, vermutlich einen von der Baustelle, und daß drei Mann von unserem Fahrzeug Jagd auf ihn machen – damit uns dort niemand mit Laser dazwischenpfuscht, blindlings drauflosballert und so weiter. Und jetzt ab!«
    Da jeder von ihnen nur eine Flasche tragen konnte, gingen sie zu viert. Pirx führte seine Gefährten nicht zum Gipfel des »Totenschädels«, sondern etwas weiter, wo eine flache, leicht ansteigende kleine Schlucht auszumachen war. Sie stiegen so weit wie möglich hinauf, stellten die Flaschen unter einem großen Felsblock ab, und Pirx befahl dem Fahrer umzukehren. Er selbst lehnte sich über den Block und untersuchte mit dem Fernglas das Innere des Talkessels. McCork und der Kadett kauerten neben ihm. Nach geraumer Weile ließ sich Pirx vernehmen: »Ich sehe ihn nicht. Hatte das, was er da gesagt hat, eigentlich irgendeinen Sinn, Doktor?«
    »Kaum. Einzelne Wortfetzen. Eine Art Schizophrenie ...«
    »Das Wrack ist fast ausgeglüht«, sagte Pirx.
    »Warum haben Sie denn geschossen?« fragte McCork. »Es hätten doch Menschen dort sein können.«
    »Niemand war dort.«
    Pirx rückte das Fernglas Millimeter um Millimeter weiter und suchte jeden Winkel des von der Sonne beleuchteten Gebietes ab.
    »Sie konnten nicht mehr rechtzeitig abspringen.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Weil er die Maschine förmlich in der Mitte durchgesägt hat. Das kann man sogar jetzt noch erkennen. Sie müssen wohl direkt auf ihn zugefahren sein. Er hat sie aus ein paar Dutzend Metern abgeschossen. Außerdem sind beide Luken geschlossen geblieben ... Nein«, setzte er nach ein paar Sekunden hinzu, »in der Sonne ist er nicht. Und entwischt sein kann er auch nicht ... Versuchen wir, ihn aus seinem Versteck zu locken.«
    Er bückte sich und zog die schwere Flasche auf den Felsblock hinauf. Während er

Weitere Kostenlose Bücher