Pilot Pirx
ist, die kosmische Exploration im Rahmen der UNO zu internationalisieren, könnte man mit der Raumschiffahrt ruhig dasselbe machen. So scheint es mir wenigstens.«
»Ich versichere Ihnen, daß auch ich das gerne möchte, schon wegen des Schreibtischs, hinter dem ich sitze. Aber das ist Zukunftsmusik. Die Wirklichkeit sieht zunächst mal so aus, daß die COSNAV bereit ist, jede beliebige Menge dieser Nichtlinearen für ihre Fluglinien zu übernehmen – vorläufig nur für den Güterverkehr, weil sie befürchtet, daß breite Kreise den Einsatz der Automaten in der Zivilraumfahrt boykottieren könnten. Die Vorverhandlungen sind bereits im Gange.«
»Und die Presse schweigt?«
»Die Gespräche sind inoffiziell. Einige Blätter haben übrigens Meldungen darüber gebracht, aber die COSNAV hat sie dementiert. Formell gesehen, hat sie recht. Im übrigen ist das ein regelrechter Dschungel, Commander. Im Grunde genommen bewegen sie sich in einem Sektor, der weder durch die Gesetzgebung der einzelnen Länder noch durch die internationale, der UNO unterstehende Gesetzgebung genau erfaßt ist. Andererseits wird sich der Präsident im Hinblick auf das bevorstehende Ende seiner Amtszeit hüten, im Kongreß Gesetzesvorlagen einzubringen, die vom großen Intellektronikkapital gefordert werden – aus Furcht vor einer heftigen Gegenreaktion der Gewerkschaften. Und damit komme ich endlich zur Sache: Um eventuellen Vorbehalten der internationalen Presse, der Arbeiterbewegung, der Gewerkschaften und so weiter entgegenzuwirken, hat sich eine Reihe von Firmen dazu entschlossen, uns einige Halbprototypen zur Verfügung zu stellen, um ihre Eignung für die Bedienung von interplanetaren Raumschiffen untersuchen zu lassen.«
»Verzeihen Sie – ›uns‹? Was heißt das? Der UNO? Das mutet ein bißchen komisch an.«
»Nein, nicht direkt der UNO. ›Uns‹ heißt der UNESCO, der Institution, die sich mit Fragen der Wissenschaft, Kultur und Bildung befaßt ...«
»Sie entschuldigen wohl, aber ich verstehe noch immer kein Wort. Was haben diese Automaten mit Bildung oder Wissenschaft zu tun?«
»Eine Invasion – den Begriff haben Sie selbst gebraucht –, eine Invasion dieser ..., dieser Pseudomenschen vom Fließband dürfte doch Auswirkungen für die gesamte Menschheitskultur haben, in jeder Hinsicht. Ich meine nicht nur die rein ökonomischen Konsequenzen, die Gefahr der Massenarbeitslosigkeit und so weiter, sondern auch die psychologischen, sozialen und kulturellen Auswirkungen – im übrigen möchte ich, um die Sache zum Abschluß zu bringen, hinzufügen, daß wir das Angebot ohne große Begeisterung angenommen haben. Ursprünglich wollte die Direktion sogar ablehnen. Die besagten Unternehmen spielten daraufhin einen weiteren Trumpf aus, indem sie betonten, daß die Nichtlinearen für die Bedienung von Raumschiffen ungleich größere Sicherheitsgarantien böten als menschliches Personal – weil sie ein schnelleres Reaktionsvermögen hätten sowie praktisch keinerlei Schlafbedürfnis oder Ermüdungserscheinungen. Außerdem seien sie immun gegen Krankheiten und verfügten, über riesige Leistungsreserven, so daß sie selbst im Falle einer ernstlichen Beschädigung noch funktionierten. Darüber hinaus könnten sie, da sie weder Sauerstoff noch Nahrungsmittel benötigten, ihre Aufgaben sogar an Bord eines nicht mehr ganz hermetisch abgedichteten oder überhitzten Raumschiffs ausführen – und so weiter und so fort. Das sind durchaus sachliche Argumente, wie Sie sehen, zumal hierbei nicht der Profit irgendwelcher Privatfirmen im Vordergrund steht, sondern die Sicherheit von Schiffen und Fracht. Wer weiß, ob sich in diesem Fall nicht sogar die der UNO unterstellte Forschungsraumfahrt entschließen würde, zumindest zum Teil ...«
»Ich verstehe. Aber das wäre ein gefährlicher Präzedenzfall. Darüber sind Sie sich doch wohl im klaren.«
»Wieso gefährlich?«
»Weil sich beinahe das gleiche auch über andere Funktionen und andere Berufe sagen läßt. Eines Tages werden womöglich auch Sie entlassen, und Ihren Platz nimmt eine Maschine ein.«
Das Gelächter des Direktors wirkte wenig überzeugend. Im übrigen wurde er sofort wieder ernst.
»Ich bitte Sie ... Lieber Commander, wir schweifen ab. Was sollte man Ihrer Meinung nach in der gegenwärtigen Situation tun? Die UNESCO hätte den Vorschlag dieser Herren ablehnen können, aber das hätte die Tatsachen nicht aus der Welt geschafft. Wenn die Automaten tatsächlich so gut sind,
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