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Pilot Pirx

Pilot Pirx

Titel: Pilot Pirx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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übernimmt die COSNAV früher oder später doch, und andere folgen ihr.«
    »Und was ist damit gebessert, daß die UNESCO die Rolle des technischen Gütekontrolleurs für die Erzeugnisse dieser Firmen spielen will?«
    »Aber, aber ... Hier handelt es sich doch nicht um eine technische Kontrolle, Commander. Wir wollten – ich muß das jetzt einmal aussprechen –, wir wollten Ihnen einen Flug mit einer solchen Mannschaft antragen, die unter Ihrem Befehl stehen würde. Im Verlaufe dieser vierzehn Tage würden Sie sehen, was sie taugt. Ich unterstreiche das um so mehr, als es sich um verschiedene Modelle handelt, die sich voneinander unterscheiden. Wir würden Sie bitten, uns nach der Rückkehr ein kompetentes, umfassendes, nach vielerlei Gesichtspunkten gegliedertes Gutachten vorzulegen, weil es hier einmal um berufliche, aber auch um andere, zum Beispiel psychologische Aspekte geht: Wieweit passen sich die Automaten dem Menschen an? Inwieweit entsprechen sie seinen Vorstellungen? Entsteht der Eindruck einer Suprematie, oder hat man im Gegenteil das Gefühl, daß sie dem Menschen unterlegen sind ...? Unsere entsprechenden Stellen würden Ihnen sowohl das Material als auch die Fragebogen liefern, die von bedeutenden Wissenschaftlern, von Psychologen, erarbeitet wurden ...«
    »Und das wäre meine Aufgabe?«
    »Ja. Sie brauchen mir nicht sofort eine Antwort zu geben. Soviel ich weiß, fliegen Sie zur Zeit nicht?«
    »Ich habe sechs Wochen Urlaub.«
    »Na bitte. Wenn Sie sich also, sagen wir, innerhalb von zwei Tagen entscheiden wollten?«
    »Nur noch zwei Fragen. Welche Konsequenzen hätte mein Gutachten?«
    »Es könnte entscheidend sein!«
    »Für wen?«
    »Für uns natürlich. Für die UNESCO. Ich bin überzeugt, daß Ihr Gutachten, wenn es zu einer Internationalisierung der Raumschiffahrt kommt, den legislatorischen Kommissionen der UNO als wichtiges Material dienen wird. Den Kommissionen, die ...«
    »Verzeihen Sie, aber das ist Zukunftsmusik, wie Sie es selbst genannt haben. Also für die UNESCO, sagen Sie? Aber die UNESCO ist doch keine Firma, kein Unternehmen – und sie beabsichtigt doch hoffentlich auch nicht, zum Werbebüro irgendwelcher Firmen zu werden?«
    »Natürlich nicht, Commander. Wir veröffentlichen Ihren Bericht in der internationalen Presse. Falls die Ergebnisse negativ sind, hemmen sie ganz bestimmt den Fortgang der Verhandlungen zwischen der COSNAV und diesen Firmen. Auf diese Weise tragen wir dazu bei, daß ...«
    »Ich bitte nochmals um Entschuldigung. Aber wenn die Ergebnisse positiv sind, dann hemmen wir nichts und leisten auch keinen Beitrag?«
    Der Direktor räusperte sich, hustete. Schließlich lächelte er.
    »Ich habe Ihnen gegenüber schon beinahe Schuldgefühle, Commander. Als ob ich ein schlechtes Gewissen hätte. Aber hat die UNESCO vielleicht diese nichtlinearen Automaten erfunden? Ist die Situation etwa durch unsere Arbeit heraufbeschworen worden? Wir bemühen uns objektiv, im Interesse aller vorzugehen ...«
    »Das eben gefällt mir nicht.«
    »Sie können ja jederzeit ablehnen, Commander. Aber bitte denken Sie daran: Wenn wir genauso verführen, wäre das eine Pilatusgeste. Die eigenen Hände in Unschuld waschen, das ist das bequemste. Wir sind keine Weltregierung und können niemandem die Herstellung solcher oder anderer Maschinen verbieten. Das ist Sache der jeweiligen Regierungen, die es im übrigen versucht haben – ich weiß, daß solche Projekte geplant waren, aber es ist nichts dabei herausgekommen! Und auch die Kirche hat nichts ausrichten können, und Sie kennen ja deren absolut negative Haltung in dieser Frage.«
    »Ja. Mit einem Wort: Keinem gefällt es, und alle sehen zu, wie es gemacht wird.«
    »Weil es keine gesetzliche Handhabe dagegen gibt.«
    »Und die Konsequenzen? Diesen Firmen, ihnen selbst, wird doch eines Tages der Boden unter den Füßen schwanken, wenn sie es zu einer Arbeitslosigkeit kommen lassen, die ...«
    »Diesmal muß ich Sie unterbrechen. Sicherlich ist an dem, was Sie da sagen, ein wahrer Kern. Wir befürchten das alle. Nichtsdestoweniger sind wir machtlos. Aber diese Machtlosigkeit ist nicht absolut. Wir können zum Beispiel dieses Experiment machen. Sie sind voreingenommen?
    Sehr gut! Gerade deshalb ist uns noch mehr an Ihnen gelegen! Wenn es überhaupt irgendwelche Vorbehalte gibt, dann werden Sie sie am überzeugendsten darlegen!«
    »Ich werde mir die Sache durch den Kopf gehen lassen«, sagte Pirx und erhob sich.
    »Sie sprachen vorhin

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