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Pilot Pirx

Pilot Pirx

Titel: Pilot Pirx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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Pirx’ Augen gewöhnten sich allmählich an die Dunkelheit, er sah spitz hervortretende Kniegelenke, metallene Beinschienen und segmentarische Arme. Nur der Kopf lag im Schatten.
    Die Katze miaute.
    Der eine Arm bewegte sich knarrend, wurde vorgestreckt. Die eisernen Fingerspitzen berührten den Boden, so daß sich ein schräges Podest bildete. Blitzschnell huschte die Katze hinauf und ließ sich auf der Schulter der unheimlichen Gestalt nieder.
    »He, du!« sagte Pirx – er wußte selber nicht, ob er die Katze meinte oder das Geschöpf. Der Arm bewegte sich in die Ausgangsstellung zurück – langsam, als habe er einen gewaltigen Widerstand zu überwinden.
    »Wer dort?« fragte der Automat. Die Stimme schien aus einem eisernen Rohr zu kommen. »Terminus spricht – wer dort?«
    »Was tust du hier?« fragte Pirx.
    »Terminus spricht ... Bin hier ... Kalt ... Sehe schlecht«, krächzte er heiser.
    »Achtest du auf die Atomsäule?« Pirx ließ die Hoffnung fahren, nähere Auskünfte zu bekommen, denn der Roboter war offensichtlich genauso alt und verkommen wie das ganze Raumschiff. Und dennoch, irgend etwas bewog ihn, weitere Fragen zu stellen. War es der sonderbare Ausdruck der grünen Pupillen, die ihn anstarrten?
    »Terminus spricht ... Die Säule ... Ich ... Die Säule ... Die Säule ...«, stammelte der Roboter dümmlich.
    »Steh auf!« befahl Pirx, ihm fiel nichts anderes ein. Im Innern des Automaten rasselte es. Pirx wich zurück, als er zwei riesige Metallfüße mit gespreizten Zehen aus dem Dunkel auf sich zukommen sah. Sie drehten sich nach außen herum und krallten sich am Gesims fest. Der Rumpf, in dem es immer noch gedehnt rasselte, richtete sich knirschend und quietschend auf und zeigte sich im Licht, Öltropfen quollen aus den Gelenkverbindungen, sie verbanden sich mit dem Staub zu einem schwärzlichen Brei. Terminus schwankte hin und her, er glich eher einem Ritter in voller Rüstung als einem Automaten.
    »Ist das hier dein Platz?« fragte Pirx. Die gläsernen Augen gingen auseinander, der Roboter schien sich zu orientieren, das abgeflachte Gesicht wirkte durch dieses Schielen noch ausdrucksloser als vorher, noch stumpfsinniger.
    »Die Plomben vor – be – rei – tet ... zwei, sechs, acht Pfund ... Sehe schlecht ... Kalt ...« Die Stimme kam nicht aus dem Kopf, sondern aus einem breiten Brustschild. Die Katze lag zusammengerollt auf der Schulter des Metallriesen, sie blickte Pirx an.
    »Plomben vorbereitet ...«, krächzte Terminus weiter und unterstrich seine Worte mit Gebärden, die Pirx gut kannte. Er griff mit schaufelartig geformten Händen in die Luft und stieß die Arme abwechselnd vor. Pirx verstand – auf diese Art wurden undichte radioaktive Stellen plombiert. Der oxydierte Rumpf war durch die heftigen Bewegungen ins Taumeln geraten. Die Katze auf seiner Schulter fauchte wütend, zerkratzte das Blech, verlor das Gleichgewicht, sprang wie ein schwarzer Blitz auf den Boden und prallte gegen Pirx’ Beine. Der Automat schien das nicht bemerkt zu haben, er war verstummt. Die Hände zuckten noch eine Weile wie ein allmählich verhallendes Echo, aber schließlich erstarrten auch sie.
    Pirx warf einen Blick auf die spröde, morsche Wand des Reaktors, die mit Sickerstellen und dunklen Flecken übersät war, den Spuren zahlloser Zementabdichtungen. Dann wandte er sich wieder Terminus zu. Er schien sehr alt zu sein, älter noch als das Raumschiff. Die rechte Schulter war offensichtlich einmal erneuert worden, Ölschmutz klebte an Hüften und Schenkeln, rings um die Nahtverbindungen hatte das geglühte Blech eine granitene Farbe angenommen.
    »Terminus!« Pirx rief es so laut, als ob er einen Tauben vor sich hätte. »Terminus, geh auf deinen Platz!«
    »Ich gehe ...« Der Automat bewegte sich wie ein Krebs, er wich zurück und zwängte sich rasselnd in sein offenes Versteck. Pirx sah sich nach der Katze um, konnte sie aber nirgends entdecken. Er verließ die Kammer, schloß die Tür hinter sich und fuhr mit dem Aufzug in den vierten Stock zur Navigationskabine.
    Es war ein breiter, niedriger Raum mit geschwärzter Eichenverkleidung und einem Balkengewölbe, er ähnelte mit seinen Bullaugen, die von kupfernen Ringfassungen umgeben waren, einer Schiffskajüte. Vor vierzig Jahren galt das als modern, sogar die Plastikbeschläge waren so gefertigt, daß sie wie eine Holztäfelung wirkten. Pirx öffnete eines der runden Fenster und hätte sich um ein Haar den Kopf gestoßen – verborgene Glühlampen

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