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 Pilot Pirx

Pilot Pirx

Titel: Pilot Pirx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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Mitte glommen deutlich ein paar Sterne, als wäre diese Stelle durchsichtig – wie ein aus dunklem Stahl gegossener, im Raum dahinjagender, in der Mitte hohler Tunnel wirkte es; doch beim letzten Aufleuchten der Leuchtkugel gewahrte ich deutlich, daß es so etwas war wie ein zusammengepreßter Zylinder, geformt wie ein Autoreifen, denn ich konnte durch das leere Zentrum hindurchsehen, obwohl es nicht auf meiner Blickachse lag. Der Koloß hatte einen bestimmten Neigungswinkel zu meiner Blicklinie, wie ein Glas, das man leicht ankippt, um langsam eine Flüssigkeit auszugießen.
    Sie werden begreifen, daß ich über dieses Schauspiel keine langen Betrachtungen anstellte. Ich schoß die nächsten Leuchtkugeln ab; zwei zündeten nicht, die dritte lag zu kurz, doch die vierte und fünfte zeigte ihn mir -zum letztenmal. Jetzt nämlich, da er die Bahn der »Perle« gekreuzt hatte, entfernte er sich schneller. Schon war er hundert, zweihundert, dreihundert Kilometer entfernt – eine visuelle Beobachtung war nicht mehr möglich.
    Ich kehrte sofort in den Kommandoraum zurück, um die Elemente seiner Bewegung exakt zu fixieren. Danach wollte ich in allen Bereichen Alarm auslösen, einen Alarm, wie ihn die Kosmolotion noch nicht erlebt hatte. Ich stellte mir bereits vor, wie auf der von mir gezeichneten Bahn ganze Rudel von Raketen losziehen würden, um diesen Gast aus den Tiefen zu stellen.
    Ich war mir ziemlich sicher, daß er nichts anderes sein konnte als der Bestandteil eines hyperbolischen Schwarms. Das Auge ähnelt unter gewissen Umständen einer Kamera; man kann sich ein hell angestrahltes Bild, auch wenn es nur für den Bruchteil einer Sekunde aufleuchtet, noch geraume Zeit nach dessen Verschwinden nicht nur vorstellen, sondern sogar ziemlich detailliert analysieren, fast so, als habe man es weiterhin leibhaftig vor sich. Ich hatte in diesem agonalen Aufblitzen der Leuchtkugel die Oberfläche eines Riesen erblickt; seine meilengroßen Seitenwände waren nicht glatt gewesen, sondern zerfurcht, fast wie die Mondoberfläche. Das Licht war auf den Unebenheiten zerflossen, auf den kraterförmigen Vertiefungen – Millionen von Jahren mußte er schon so dahinfliegen, dunkel und leblos, vom Staubnebel verschluckt, er tauchte nach Jahrhunderten daraus hervor, und der Meteoritenstaub zerfraß ihn, nagte an ihm mit der kosmischen Erosion in Zehntausenden von Kollisionen.
    Ich weiß nicht zu sagen, woher ich diese Gewißheit nahm, aber ich wußte, daß dieses Gebilde nichts Lebendiges in sich barg, daß es ein Wrack war, jahrmilliardenalt, und daß vielleicht nicht einmal mehr die Zivilisation existierte, die es hervorgebracht hatte.
    Und während ich all dies überdachte, berechnete ich gleichzeitig zum vierten-, fünften-, ja sechstenmal die Elemente seiner Bewegung – der absoluten Genauigkeit halber und auch sonst für alle Fälle, und sandte jedes Ergebnis per Tastendruck in die Tiefe des Registriersystems, denn mir war es um jede Sekunde zu tun. Immerhin war er inzwischen nur noch ein grünlich phosphoreszierendes Komma auf den Radarschirmen und glühte wie ein ruhiger Leuchtkäfer im Randsektor des rechten – zweitausend, dreitausend, sechstausend Kilometer entfernt.
    Als ich fertig war, verschwand er. Doch was machte das schon? Er war leblos, unfähig eines Manövers, also konnte er nicht entfliehen, sich nirgends verbergen: Er schoß zwar mit hyperbolischer Geschwindigkeit dahin, aber jedes Raumschiff mit einem Hochleistungsreaktor konnte ihn mit Leichtigkeit einholen, und da ich ja über die so präzis berechneten Bewegungselemente ver​füg​te ...
    Ich öffnete die Kassette des Registrierapparates, um das Papierband herauszunehmen und damit zur Funkstation zu gehen – und erstarrte wie vom Donner gerührt. Ich war benommen, vernichtet ...
    Die Metalltrommel war leer; der Streifen war längst zu Ende, seit Stunden schon, vielleicht seit Tagen, keiner hatte einen neuen eingelegt. Ich hatte also alle Berechnungsergebnisse in die Luft geschickt, sie waren verloren, allesamt; es gab weder ein Raumschiff noch eine Spur von ihm. Nichts ...
    Ich stürzte an die Radarschirme, dann wollte ich ernstlich diesen verwünschten Ballast abhängen, Le Mans’ Güter im Stich lassen und losstürmen ... Wohin? Ich wußte es selber nicht genau. Gewiß, die Richtung ... Ungefähr Wassermann, aber was war das schon für ein Ziel! Oder doch? Wenn ich durch Funk den Sektor bekanntgab, annähernd, sowie die Geschwindigkeit ...
    Das

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