Pilot Pirx
dasselbe antworten, nämlich daß sie gewöhnliche Jungs sind, aber nicht in jedem Falle wird das der Wahrheit entsprechen.«
»Und in Ihrem Fall?« fragte Pirx. Schlagartig brachen alle Versammelten in ein Gelächter aus. Am lautesten lachte McGuirr.
»Oh! Sie sind ein Witzbold! Ich? Ich bin nur ein winziges Rädchen in der Maschinerie der ›Nortronics‹ ...«
Pirx, der den Mund nicht zu dem kleinsten Lächeln verzog, wartete, bis wieder Stille eintrat.
»Haben Sie nicht auch den Eindruck, daß Sie mich zu hintergehen versuchen?« fragte er dann.
»Verzeihen Sie, wie meinen Sie das? Nichts dergleichen! Die Bedingungen sahen eine ›neuartige Mannschaft‹ vor – kein Wort von ›gleichgearteter Mannschaft‹, nicht wahr? Wir wollten ganz einfach den Faktor einer gewissen ... hm ... einer gewissen, rein psychologisch bedingten, irrationalen Voreingenommenheit ausschalten, müssen Sie wissen. Ist doch sonnenklar! Nicht wahr? Während des Fluges und danach werden Sie die Güte haben, gestützt auf den Verlauf der Reise, uns Ihr Urteil über die Leistungsfähigkeit jedes einzelnen Besatzungsmitgliedes vorzulegen. Ein umfassendes Gutachten, an dem uns sehr viel gelegen ist. Wir unsererseits haben uns nur bemüht, Bedingungen zu schaffen, unter denen Sie mit größter Objektivität arbeiten können.«
»Der Herrgott mag es Ihnen danken!« sagte Pirx. »Nichtsdestoweniger bin ich der Meinung, daß Sie mich hintergangen haben. Ich habe aber nicht vor, mich zurückzuziehen.«
»Bravo!«
»Ich möchte jetzt, gleich hier, noch ein paar Minuten mit meinen ...« – er zögerte den Bruchteil einer Sekunde –, »mit meinen Leuten sprechen.«
»Sie wollen wahrscheinlich etwas über ihre Qualifikation erfahren. Wie dem auch sei, ich will Sie nicht daran hindern! Schießen Sie los! Bitte sehr.«
McGuirr angelte eine Zigarette aus seiner oberen Rocktasche und brannte sie an, nachdem er die Spitze abgeschnitten hatte, während fünf Augenpaare aufmerksam auf Pirx’ Gesicht geheftet waren. Die beiden Blonden, die Piloten, hatten eine gewisse Ähnlichkeit miteinander. Calder allerdings wirkte mehr wie ein Skandinavier, und seine gelockten Haare schienen stark von der Sonne gebleicht. Brown hingegen hatte richtiges Goldhaar und erinnerte ein wenig an einen Cherub aus dem Modejournal, doch dieses Übermaß an Schönheit wurde durch seine Kiefer und die ständig, gleichsam spöttisch verzerrtem schmalen und farblosen Lippen wieder aufgehoben. Eine weiße Narbe lief vom linken Mundwinkel über die ganze Wange. Daran blieb Pirx’ Blick hängen.
»Ausgezeichnet«, sagte er, als antwortete er mit einiger Verspätung auf McGuirrs Angebot, und in dem gleichen Ton, scheinbar ganz nebenbei, fragte er: »Glauben Sie an Gott?«, während er den Mann mit der Narbe fester ins Auge faßte.
Browns Lippen bebten wie in einem unterdrückten Lachen oder vor Spott, und er zögerte mit der Antwort. Er sah aus, als hätte er sich eben erst rasiert und wäre dabei ein bißchen in Eile gewesen: Am Ohr standen noch ein paar Härchen, und auf den Wangen waren noch Spuren von Puder zu sehen, den er nicht gründlich genug abgewischt hatte.
»Das gehört nicht zu meinen Pflichten«, erwiderte er mit klangvoller, tiefer Stimme. McGuirr, der gerade an seiner Zigarre zog, erstarrte, unangenehm von Pirx’ Frage berührt, und blies heftig blinzelnd den Rauch aus, als wollte er sagen: Siehst du? Da beißt du aber auf Granit!
»Mister Brown«, sagte Pirx noch immer in dem phlegmatischen Ton, »Sie haben meine Frage nicht beantwortet.«
»Entschuldigen Sie, Commander. Ich habe Ihnen gesagt, daß so etwas nicht zu meinen Pflichten gehört.«
»Was zu Ihren Pflichten gehört, entscheide ich als Ihr Vorgesetzter«, entgegnete Pirx. McGuirrs Miene drückte Bestürzung aus. Die anderen saßen reglos da und lauschten sichtlich gespannt diesem Wortwechsel, genau wie musterhafte Schüler.
»Wenn das ein Befehl ist«, erwiderte Brown, mit weichem, deutlich moduliertem Bariton, »dann kann ich nur erklären, daß ich mich mit diesem Problem noch nicht genügend befaßt habe.«
»Dann lassen Sie es sich bis morgen durch den Kopf gehen. Ich mache Ihre Anwesenheit an Bord davon abhängig.«
»Jawohl, Commander.«
Pirx wandte sich nun an Calder, den ersten Piloten. Ihre Augen begegneten sich. Die Iris des anderen war fast farblos, die großen Fenster des Raumes spiegelten sich darin.
»Sie sind Pilot?«
»Ja.«
»Welche Flugerfahrung?«
»Ich habe einen
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