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 Pilot Pirx

Pilot Pirx

Titel: Pilot Pirx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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Sie die Wahrheit wissen sollen. Wenn Sie ein wenig in der einschlägigen Literatur bewandert sind, dürfte Ihnen ja im übrigen folgendes bekannt sein: Ein Roboter, der dem Menschen geistig ebenbürtig ist und zugleich unfähig, zu lügen oder zu betrügen – so etwas ist reine Fiktion. Man kann entweder nur vollwertige Äquivalente herstellen oder Marionetten. Einen dritten Weg gibt es nicht.«
    »Ein Wesen, das zu bestimmten Handlungen befähigt ist, muß auch zu anderen Handlungen befähigt sein, ja?«
    »Ja. Natürlich ist das nicht sehr einträglich. Vorläufig jedenfalls nicht. Die psychische Universalität ist unsagbar kostspielig, ganz zu schweigen von der äußeren Menschenähnlichkeit. Von den Modellen, die Sie bekommen, existieren nur sehr wenige Exemplare – ihre Produktion ist unrentabel. Die Kosten eines einzigen solchen Modells übersteigen die eines Überschallbombers!«
    »Was Sie nicht sagen!«
    »Natürlich einschließlich der Kosten für die Forschung, die der Konstruktion vorausgeht. Wir werden diese Automaten vielleicht eines Tages vom Fließband in den Handel bringen. Und sicherlich werden wir sie auch noch vervollkommnen, obwohl es schon beinahe so aussieht, als ob das nicht mehr möglich wäre. Wir geben Ihnen das Beste, was wir haben. Der Verlust der Selbstbeherrschung oder irgendein anderes psychisches Versagen ist also im Grunde weniger wahrscheinlich als beim Menschen in derselben Situation.«
    »Sind solche Versuche gemacht worden?«
    »Natürlich!«
    »Mit Menschen als Vergleichspersonen?«
    »Solche hat es auch gegeben.«
    »Katastrophensituationen? Mit Todesgefahr?«
    »Genau.«
    »Und die Ergebnisse?«
    »Menschen versagen eher.«
    »Und wie steht’s mit ihrer Aggressivität?«
    »Meinen Sie ihr Verhältnis zum Menschen?«
    »Nicht nur.«
    »Da können Sie ganz beruhigt sein. Sie haben besondere Inhibitoren eingebaut, sogenannte Rückentladungssysteme, die die Aggressionspotentiale amortisieren.«
    »In jedem Fall?«
    »Nein, das ist unmöglich. Das Gehirn ist ein probabilistisches System, auch unseres. Man kann darin die Wahrscheinlichkeit bestimmter Zustände erhöhen, aber hundertprozentige Sicherheit gibt es dabei nicht. Trotzdem – auch in dieser Hinsicht übertreffen sie den Menschen!«
    »Und was passiert, wenn ich versuche, einem den Schädel einzuschlagen?«
    »Er wird sich verteidigen.«
    »Wird er versuchen, mich zu töten?«
    »Nein, er beschränkt sich auf die Verteidigung.«
    »Und wenn die einzige Möglichkeit der Verteidigung der Angriff ist?«
    »Dann greift er Sie an.«
    »Geben Sie die Verträge her«, sagte Pirx.
    Die Feder quietschte in der Stille. Der Ingenieur faltete die Formulare zusammen und steckte sie in die Mappe.
    »Kehren Sie in die Staaten zurück?«
    »Ja, morgen.«
    »Dann bestellen Sie Ihren Vorgesetzten, daß ich nichts unversucht lassen werde, um alles Schlechte aus ihnen herauszuquetschen«, sagte Pirx.
    »Klare Sache! Damit rechnen wir ja gerade! Denn sogar darin sind sie noch besser als der Mensch! Nur ...«
    »Sie wollten noch etwas sagen?«
    »Sie sind ein mutiger Mann. Aber in Ihrem eigenen Interesse rate ich Ihnen zur Vorsicht.«
    »Weil sie mir eins auswischen könnten?«
    »Nein. Damit Sie’s hinterher nicht noch selber ausbaden müssen, denn zuerst, viel eher sogar, ›steigen‹ die Menschen ›aus‹. Die normalen, braven, guten Jungs. Sie verstehen?«
    »Ja«, erwiderte Pirx. »Es ist Zeit für mich. Ich muß noch heute das Schiff übernehmen.«
    »Ich habe einen Hubschrauber auf dem Dach«, sagte McGuirr und erhob sich. »Soll ich Sie irgendwo absetzen?«
    »Nein, danke sehr. Ich fahre mit der Metro. Ich mag kein unnötiges Risiko, wissen Sie ... Bestellen Sie also Ihren Vorgesetzten, was für schwarze Pläne ich habe?«
    »Wenn Sie es wünschen.« McGuirr suchte in seiner Tasche nach der nächsten Zigarre. »Ich muß allerdings sagen, daß Sie sich recht merkwürdig betragen. Was wollen Sie eigentlich von ihnen? Es sind keine Menschen, das behauptet ja niemand. Es sind hervorragende Fachleute, und dabei grundanständig! Glauben Sie mir! Sie tun für Sie alles!«
    »Ich werde mir Mühe geben, daß sie noch mehr tun«, erwiderte Pirx.
     
    Pirx schenkte Brown den lieben Gott tatsächlich nicht, rief tags darauf bei ihm an. In der UNESCO gab man ihm die Nummer, über die er seinen »nichtlinearen Piloten« erreichen konnte. Er erkannte sogar seine Stimme wieder, als er gewählt hatte.
    »Ich habe auf Ihren Anruf gewartet«, sagte

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