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 Pilot Pirx

Pilot Pirx

Titel: Pilot Pirx Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stanislaw Lem
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Küche lagen, aus der vorherigen, der morgendlichen Exposition stammten. Einer der Wissenschaftler habe sie zufällig auf den Tisch gelegt. Bei Challiers Leiche wurden allerdings keine Klischees gefunden. Die Kommission erklärte zu dieser Tatsache, daß Challiers das Päckchen offenbar verloren habe, als er in die Tiefe stürzte. Sicherlich sei es in eine der tausend Spalten des Gerölls gerutscht und spurlos verschwunden.
    Pirx vermochte sich nicht des Eindrucks zu erwehren, daß die Kommission nicht die Hypothesen den Tatsachen, sondern die Tatsachen der Hypothese angepaßt hatte. Er steckt die Protokolle in die Schublade, denn er kannte sie nun auswendig. Er sagte sich – und er kleidete diesen Gedanken nicht in Worte, denn er war sich seiner Sache sicher –, daß die Lösung des Geheimnisses nicht in der Psyche der beiden Kanadier zu suchen sei.
    Einen Schwindelanfall hat es nicht gegeben ..., überlegte er. Von Ohnmacht oder Geistestrübung kann genausowenig die Rede sein ... Die Tragödie hat andere Ursachen – das Geheimnis ist irgendwo innerhalb oder außerhalb der Station verborgen ... Pirx begann, das Innere der Station zu untersuchen. Nicht daß er Spuren suchte – er studierte die Einrichtung, und er brauchte sich nicht zu beeilen, denn er hatte genug Zeit. Zunächst sah er sich die Druckkammer an. Die Kreidemarkierung zu Füßen der kleinen Leiter war noch immer zu erkennen. Er begann mit der Innentür. Bei offener Klappe ließ sie sich nicht öffnen, und dadurch waren Unfälle ausgeschlossen. Zwar ging die Tür nach innen auf, und der in der Station herrschende Druck hätte sie mit einer Kraft von fast achtzehn Tonnen zugeschlagen, aber dieser Umstand allein bot keine absolute Sicherheit. Zwischen Tür und Rahmen konnte sich eine Hand oder irgendein harter Gegenstand befinden – ein Werkzeug zum Beispiel –, und das würde zu einer explosiven Flucht der Luft ins Vakuum führen. Die Sache mit der Klappe war insofern komplizierter, als ihr Zustand durch ein zentrales Verteilergerät, das in der Funkstation untergebracht war, signalisiert wurde. Beim Öffnen der Klappe flammte ein rotes Lämpchen auf, und gleichzeitig schaltete sich das grüne Signal ein. Bei diesem Signal handelte es sich um ein gläsernes Auge in einem Nickelring, das im Zentrum einer ebenfalls verglasten Scheibe des Lokalisators installiert war. Ein regelmäßiges Zucken des »Schmetterlings« im Auge meldete, daß der außerhalb der Station befindliche Mensch normal atmete – überdies zeigte der leuchtende Streifen auf der in Segmente eingeteilten Scheibe des Lokalisators an, wo sich dieser Mensch befand. Der Leuchtstreifen kreiste entsprechend den Umdrehungen der Radarantenne, die auf der Kuppel angebracht war, und zeigte die schimmernden Konturen der näheren Umgebung der Station. Der Strahl, der wie ein Uhrzeiger kreiste, erhellte den Radarschirm – die Wellen wurden mehrfach zurückgeworfen, und der metallene Skaphander des Menschen erschien auf dem Schirm als Lichtschein von besonderer Stärke. Wenn man diesen länglichen, smaragdgrünen Fleck genau beobachtete, konnte man die Richtung kontrollieren, die der Mensch einschlug, denn er bewegte sich über einen schwächer leuchtenden Untergrund. Der obere Teil des Schirms entsprach dem Gelände unter dem nördlichen Gipfel, wo sich der Prüfschacht befand; die untere Hälfte zeigte die südliche Zone an, die zu den Abgründen führte und die des Nachts nicht betreten werden durfte.
    Der »atmende Schmetterling« und die Radarlokalisierung arbeiteten voneinander unabhängig. Der »Schmetterling« wurde von einem Sender betätigt, der mit den Sauerstoffventilen des Skaphanders verbunden war und auf einer Frequenz arbeitete, die nahe dem Infrarot lag, der Strahl des Lokalisators – auf der Einhalbzentimeterwelle. Die Instruktion sah vor, daß sich immer nur ein Mitarbeiter außerhalb der Station aufhalten durfte. Der andere hatte währenddessen das »Auge« und den Lokalisator zu beobachten. Bei einem Unfall war er selbstverständlich verpflichtet, dem Kameraden auf dem schnellsten Wege zu Hilfe zu eilen.
    In der Praxis galt das Auswechseln der Klischees im Schacht als ein harmloser, kurzer Ausflug. Der Zurückbleibende konnte, wenn er die Küchentür und die Tür zur Funkstation öffnete, die Apparatur beobachten, ohne das Kochen zu unterbrechen. Es war auch möglich, eine Sprechverbindung über Funk aufrechtzuerhalten, mit Ausnahme einiger weniger Stunden vor dem

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