PinkMuffin@BerryBlue. Betreff: IrrLäufer (German Edition)
noch genauso aus wie vorher.“
Dann stiegen wir ins Auto meiner Mutter und fuhren los. Aber nicht nach Hause! Sondern zum Flughafen!!!!!!
„Gut, dass du schon einen Koffer dabeihast“, versuchte meine Mutter zu scherzen. „Wir müssen nämlich verreisen.“
„Waaas?!“, brüllte ich. „Das darf doch nicht wahr sein!“
Vor allem durfte es deshalb nicht wahr sein, weil ich mir dann doch den Blödsinn erlaubt hatte, in meinen Koffer nur Socken zu tun! Ich Idiot!
Offensichtlich hat mein Vater meine Mutter im Hotel angerufen und ihr Anweisung gegeben, mit mir sofort nach England zu fliegen. Er scheint es ja wirklich eilig zu haben, mich loszuwerden.
Leider gibt mir niemand Auskunft, wieso und weshalb. Ich habe deshalb schon mal eine Liste mit all meinen „Verbrechen“ aufgeschrieben und versuche herauszufinden, ob ein Vergehen allein bereits internatsverbannungswürdig ist oder ob es die Summe meiner Schandtaten ist, die mein Los besiegelt hat.
Meinst Du, sie haben das mit dem Hotelaufenthalt und Colette rausgekriegt und sind deshalb so wütend?
Verflixt, was zieh ich nur an – hab doch bloß Socken dabei! Ich muss dringend mit meiner Mutter einkaufen gehen. Mein Gott – ich glaub’s ja nicht, hab ich das eben wirklich gesagt?!
Wir sind übrigens in einem Bed-and-Breakfast-Hotel auf dem Land. Ich hab mich in das Office des Hausherrn geschlichen, um Dir schnell ’ne Mail zu schicken.
Mist, Schritte, ich drück schnell auf Senden ...
Von: PinkMuffin
An: BerryBlue
Betreff: God save the Queen
Also, jetzt hab ich Zeit. Mein Vater ist auch angekommen und meine Eltern halten oben in ihrem Zimmer eine Krisensitzung ab, sie haben mich rausgeschickt. Meine Güte, was hab ich bloß angestellt, dass sie mich jetzt schon außer Landes bringen?! Ich war in Versuchung zu lauschen, aber dann hab ich mich entschieden, doch lieber ’ne Mail an Dich zu schreiben.
Bin also runter ins Office – und wurde prompt erwischt. Von der Landlady, also der Vermieterin. Sie fragte mich ziemlich britisch unterkühlt, ob ich mich verlaufen hätte, das Büro wäre ein Privatraum und Gäste hätten keinen Zutritt.
Mist. Ich dachte, ich versuche es ausnahmsweise mal mit der Wahrheit, und meinte, ich müsse, bitte, bitte und ganz dringend eine Mail schreiben.
Sie schaute sehr sparsam und fragte mit spitzem Mund: „An wen?“
Ich druckste etwas rum und murmelte: „An einen Jungen.“
Hach, da hättest Du mal ihre Augen aufleuchten sehen sollen!
Sie kam begeistert näher und fragte neugierig: „Your boyfriend?“ Ich dachte, ihr gefällt es, wenn ich das bejahe, also hab ich’s getan. Sie strahlte und erkundigte sich enthusiastisch, ob das der Grund wäre, wieso meine Eltern mich aufs Internat schicken wollen.
Ich nickte.
Sie kam richtig in Fahrt und sagte: „Bestimmt mögen deine Eltern den Jungen nicht.“
Ich nickte abermals und fügte hinzu: „Und nur weil er arm ist! Dabei lieben wir uns doch!“
Sie seufzte und nahm mich in den Arm. Ach ja, ich bin im Lande der Rosamunde Pilcher, diese Engländer haben Sinn für Romantik und Mesalliancen. (Bevor Du jetzt zum Fremdwörter-Duden rennst: „unpassende Verbindungen“.) Jedenfalls wollte sie ein paar pikante Details hören und dann gab sie den Computer ihres Mannes frei.
Also, boyfriend, jetzt mal der Reihe nach.
Ich weiß nach wie vor nicht, was mir vorgeworfen wird. Ich hab versucht zu verhandeln, so nach dem Motto „Ich mach’s bestimmt nicht wieder“, obwohl ich gar nicht weiß, was ich angestellt habe. Das Problem ist, dass ich so viel angestellt habe ...
Ich hoffe, in Sachen Internat ist noch nicht das letzte Wörtchen gesprochen. Ich hab ja noch den vergessenen Geburtstag als Ass im Ärmel. Drück mir die Daumen, dass ich das klarkriege.
So, damit bist Du auf dem neusten Stand, was hier so abgeht, obwohl ich null Ahnung habe, was hier eigentlich abgeht.
Ich werde mir jetzt demonstrativ ein paar romantische Tränchen abwischen und der Landlady herzlich für ihr Mitgefühl danken, dann darf ich den PC bestimmt mal wieder benutzen!
Gruß,
MAX
Von: PinkMuffin
An: BerryBlue
Betreff: HILFE
Berry – Hilfe – Du musst mir einen Gefallen tun. Einen ganz, ganz gefährlichen Gefallen! Aber es ist echt wichtig.
Ich hab gerade eben gehört, wie mein Vater zu meiner Mutter sagte: „Wir müssen uns darauf einstellen, dass es eine Hausdurchsuchung geben wird.“
Und jetzt meine Bitte: Du musst bei uns einbrechen.
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