Pinocchio - Erst ich ein Stueck, dann du
bist!“
„Das ist eine lange Geschichte“, erwiderte der alte Mann, „nämlich die Geschichte meiner langen Suche nach dir, mein Sohn. Als ich dich nach Wochen und Monaten auf dem Land nicht fand, nahm ich mir ein Boot und fuhr aufs Meer hinaus, in der Hoffnung, dich dort endlich zu finden. Aber stattdessen wurde ich gefunden. Von diesem Monsterwal. Er verschlang mich mitsamt meinem Boot. Und das ist nun auch schon wieder viele Monate her.“
„Dann hast du aber sehr lange überlebt“,
staunte Pinocchio.
„Zusammen mit mir schluckte der Wal
auch ein Handelsschiff“,
erzählte Geppetto.
„Die Besatzung konnte sich retten
und mir blieben Konserven, Wasserbeutel,
Streichhölzer und ein paar Kerzen.
Leider ist diese hier die letzte“, sagte er und deutete auf die brennende Kerze auf dem Tisch. „Sobald sie verlischt, wird es hier stockdunkel sein, und wir können nur noch auf unser Ende warten.“
„Nein, Vater, nein!“, rief Pinocchio verzweifelt. „Noch sind wir nicht verloren. Wir werden versuchen, aus dem Bauch des Wals zu fliehen.“
Der alte Geppetto nickte. „Du hast recht“, erwiderte er. „Du solltest es versuchen. Du hast so viele Abenteuer gemeistert, dann wirst du vielleicht auch dieses bestehen. Ich aber bin viel zu alt und zu schwach und außerdem kann ich nicht schwimmen. Ich wäre dir nur ein Klotz am Bein.“
Pinocchio schüttelte den Kopf. Das konnte sein Vater unmöglich ernst meinen. „Ich gehe nicht ohne dich!“, sagte er entschieden. „Ab jetzt werde ich dich nie wieder verlassen.“
Geppetto brummte unwillig.
„Du bist jung.
Du hast noch dein ganzes Leben vor dir“,
redete er auf Pinocchio ein.
Er löste die Kerze vom Tisch
und reichte sie seinem Sohn.
„Lauf los und versuch dein Glück.“
Und Pinocchio machte sich tatsächlich auf den Weg. Allerdings hatte er nicht vor, Monstros Bauch ohne den Holzschnitzer zu verlassen. Nein, er wollte nach einer Möglichkeit suchen, wie sie beide zusammen ihrem Schicksal entkommen könnten.
So schnell ihn seine Holzfüße trugen, lief Pinocchio noch einmal zum Schlund des Wals hinauf – und siehe da! – noch ehe die Kerze verlosch, entdeckte er tatsächlich etwas, das sie sich zunutze machen konnten.
Auf der Stelle machte Pinocchio kehrt und rannte zu seinem Vater zurück.
Geppetto lag mit dem Kopf auf dem Tisch und atmete nur noch schwach. Aber Pinocchio wollte nicht aufgeben. Er zupfte und zerrte so lange an dem Alten herum, bis dieser schließlich aufstand.
„Ich habe mir so sehr gewünscht, dass deine Flucht gelingt“, klagte Geppetto, während er seinem Söhnchen schlurfend folgte. „Aber Wünsche helfen wohl nicht immer.“
Pinocchio hörte nicht auf ihn.
„Beeil dich, Vater!“, drängelte er.
„Wir können es schaffen.“
Er hatte nämlich etwas herausgefunden.
Monstro war schon ziemlich alt –
und er hatte eine Zahnlücke.
Doch Geppetto glaubte nicht an seine Rettung. Immer wieder forderte er Pinocchio auf, vorauszulaufen und es alleine zu versuchen.
„Nein, Vater, nein“, sagte Pinocchio. „Ich habe dir doch schon gesagt: Ich gehe nicht ohne dich.“
Er schnappte sich den Arm seines Vaters, legte ihn sich um den Nacken und stützte ihn, so gut er mit seinem kleinen, leichten Holzkörper dazu imstande war.
Trotzdem kamen sie nur sehr langsam voran, und es dauerte ewig, bis sie endlich den Schlund des Riesenwals erreichten.
„Und jetzt?“, polterte Geppetto. „Wie geht es jetzt weiter?“
„Nicht so laut, Vater“, mahnte Pinocchio. „Wenn Monstro aufwacht, ist unsere Chance vertan. Nur solange er schläft, wird er das Maul aufhalten. Weil er schon so alt ist, bekommt er nämlich sehr schlecht Luft.“
Der alte Holzschnitzer schüttelte den Kopf. „Das hat doch alles keinen Sinn. Selbst wenn wir es schaffen würden … Ich würde untergehen wie ein Stein.“
„Was habt ihr denn vor?“,
fragte eine Stimme neben ihnen.
Pinocchio traute seinen Ohren nicht.
„Thunfisch!“, flüsterte er. „Du lebst noch!
Du musst mit uns kommen.“ Er zeigte auf die Lücke in der mächtigen Zahnreihe des Wals. „Wir gehen durch dieses Loch da.“
Der Thunfisch nickte. „Das könnte klappen“, meinte er zuversichtlich.
Geppetto wollte erneut etwas einwenden, doch Pinocchio fasste ihn einfach an der Hand und zog ihn weiter. In diesem Moment ging ein Seufzen durch den Leib des Wals.
„Los, komm jetzt!“, rief Pinocchio.
„Monstro wacht auf!“
Er riss seinen Vater
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