Der goldene Drache
Der „gefährliche“ Plan
„Wenn Sie jetzt nicht sofort losrasen, dann düst das Flugzeug ohne Sie nach Hongkong, Chef!“, drängt Inspektor Pommes.
„Ich musste doch wenigstens noch das Dringendste erledigen!“, verteidigt sich Kommissar Kugelblitz und schiebt die Schreibtischschublade zu. „Die Akte Colibri liegt übrigens im Stahlschrank. Immer noch ist alles streng geheim, verstanden?“
„Klar doch. Wir wissen Bescheid, Chef!“, beruhigt ihn Pommes.
„Sie können ohne Sorge fliegen. Wir haben den Fall geklärt, bis Sie zurück sind“, scherzt Kriminalhauptmeister Zwiebel. Natürlich vermutet er, genau wie Kugelblitz, dass sie in dieser internationalen Betrugsaffäre bis zur Rückkehr ihres Chefs keinen Schritt weitergekommen sein werden. Zäh wie Kaugummi sind die Nachforschungen bei diesem Fall, in den höchste Persönlichkeiten aus aller Welt verwickelt sind.
Zehn Minuten später ist Kugelblitz zu Hause. Siebeneinhalb Minuten bleiben ihm zum Duschen und Umziehen. Er ist noch feucht hinter den Ohren, als er zu guter Letzt die Zahnbürste einpackt und den Kofferdeckel zuklappt. Nervös sieht er auf die Uhr. Eigentlich müsste das Taxi schon da sein. Herrje, da hätte er doch fast den Reisepass vergessen! Rasch steckt er das wichtige Dokument zu der Flugkarte in seine Brieftasche.
Da klingelt es endlich. Der Taxifahrer! Kugelblitz lädt sein Gepäck in den Kofferraum. Der Taxifahrer macht Kugelblitz darauf aufmerksam, dass er noch seine Hausschuhe anhat. Kugelblitz rast noch einmal nach oben und springt in die Lederschuhe.
Als er drei Minuten später die Tür zuschließt, bemerkt er, dass er die Brille auf dem Flurtisch vergessen hat. Das kostet noch mal fünfundfünfzig Sekunden.
Völlig erschöpft lässt er sich eine Minute später in die Polster descremefarbenen Mercedes fallen, dessen behäbiger Fahrer ihn jetzt zum Flugplatz steuert. Ein plötzlich einsetzender heftiger Regenguss verursacht einen Verkehrsstau.
Das Taxi schleicht, und die Zeit rast. Kugelblitz sieht gehetzt auf die Uhr.
„Ich darf mein Flugzeug nicht verpassen!“, drängt er.
„Ich kenne einen Schleichweg“, behauptet der Taxifahrer.
Eine halbe Stunde vor dem planmäßigen Abflug der Lufthansamaschine eilt Kugelblitz endlich in die Abflughalle des Flughafens.
Verflixt! Da stehen riesige Warteschlangen vor den Abfertigungsschaltern.
Kugelblitz wendet sich Hilfe suchend an eine Stewardess.
„Kann ich mich irgendwo vordrängeln, ich erwische sonst meine Maschine nach Hongkong nicht“, bittet er und dreht die Spitze seines Seehundbartes nervös zwischen Daumen und Zeigefinger.
Die junge Dame sieht ihn liebenswürdig an und erwidert ruhig:
„Wozu die Eile? Die Fünfzehn-Uhr-Maschine nach Hongkong hat drei Stunden Verspätung. Sie können sich Zeit lassen und in Ruhe einen Kaffee trinken.“
Kugelblitz ist einer Ohnmacht nahe.
„Na, so was!“, sagt er und sinkt auf einen Ledersitz in der Wartehalle. „Und da hetzt man sich halb tot!“
Als die Schlange am Schalter kleiner wird, gibt er seinen Koffer auf. Er kauft sich am Buchkiosk einen Reiseführer von Hongkong. Nun befolgt er endlich den Rat der Stewardess und bestellt sich an der kleinen Bar einen Kaffee. Dann schlägt er das Buch auf und beginnt zu lesen.
Schon nach den ersten drei Sätzen wird seine Aufmerksamkeit von zwei jungen Männern beansprucht, die mit dem Rücken zu ihm am Nebentisch sitzen und ein äußerst verdächtiges Gespräch führen. Der eine trägt einen Backenbart, der andere eine Sonnenbrille. Aber offensichtlich tragen sie noch viel gefährlichere Dinge bei sich ...
Kugelblitz bekommt zwar nur Bruchstücke der halblauten Unterhaltung mit, aber das reicht schon, um die Fantasie eines Kommissars Purzelbäume schlagen zu lassenEr hält weiterhin seine Augen auf das Buch gerichtet, seine Ohren aber wendet er dem Gespräch am Nebentisch zu ...
„Vorsichtshalber habe ich meine geladen und schussbereit im Handgepäck. Unsereiner kann ja nie wissen ...“, sagt der Bärtige.
„Tja, so ist das eben bei unserem Job. Man muss auf alles vorbereitet sein“, stimmt der mit der Sonnenbrille zu. „Bist du mit der Neuen zufrieden?“
„Heißes Gerät. Liegt fabelhaft in der Hand. Total scharfe Optik. Ich habe Dinger geschossen, kann ich dir sagen ...“
„Ich war in letzter Zeit mit meiner nicht zufrieden. Irgendetwas klappt mit der Automatik nicht.
Auch den Nato-General hab ich nicht gut getroffen. Dabei stand ich nur fünf Meter
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