Pippi Langstrumpf
vorsingen, sonst kann ich kein Auge zumachen.“
Thomas und Annika hörten es unter der Decke summen. Das 24
war Pippi, die sich in Schlaf sang. Leise und vorsichtig schlichen sie hinaus, um sie nicht zu stören. An der Tür drehten sie sich um und warfen einen letzten Blick auf das Bett. Sie sahen nichts anderes als Pippis Füße, die auf dem Kopfkissen lagen. Da lag sie und wackelte nachdrücklich mit den Zehen.
Und Thomas und Annika liefen nach Hause. Annika drückte ihre Korallenkette fest in der Hand.
„Komisch ist es aber doch“, sagte sie. „Thomas, du glaubst wohl nicht – meinst du, daß Pippi die Sachen vorher hineingelegt hat?“
„Man weiß nicht“, sagte Thomas. „Bei Pippi weiß man eigentlich niemals was.“
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Pippi spielt Haschen mit Schutzleuten
In der kleinen Stadt wurde es bald allgemein bekannt, daß ein neunjähriges Mädchen allein in der Villa Kunterbunt wohnte.
Die Mütter und Väter der Stadt fanden, daß das durchaus nicht anginge. Alle Kinder müßten doch jemand haben, der sie ermahnt, und alle Kinder müßten in die Schule gehen und rechnen lernen. Und daher bestimmten alle Mütter und Väter, daß das kleine Mädchen in der Villa Kunterbunt sofort in ein Kinderheim solle.
Eines schönen Nachmittags hatte Pippi Thomas und Annika zu Kaffee und Pfefferkuchen eingeladen. Sie deckte den Tisch auf der Verandatreppe. Da war es so sonnig und schön, und alle Blumen in Pippis Garten dufteten. Herr Nilsson kletterte auf dem Verandageländer rauf und runter. Und hin und wieder streckte das Pferd seine Nase vor, um einen Pfefferkuchen zu kriegen.
„Wie schön ist es doch zu leben“, sagte Pippi und streckte ihre Beine weit aus.
Gerade da kamen zwei Schutzleute in voller Uniform durch die Gartentür.
„I“, sagte Pippi, „ich muß heute wieder einen Glückstag haben. Schutzleute sind das beste, was ich kenne – außer Rhabarbergrütze.“
Und sie ging den Schutzleuten entgegen, vor Entzücken über das ganze Gesicht strahlend.
„Ist das hier das Mädchen, das in die Villa Kunterbunt eingezogen ist?“ fragte einer der Schutzleute.
„Im Gegenteil“, sagte Pippi. „Das hier ist eine ganz kleine Tante, die in der dritten Etage am anderen Ende der Stadt wohnt.“
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Pippi sagte das nur, weil sie mit den Schutzleuten etwas spaßen wollte. Aber die Schutzleute fanden das durchaus nicht lustig. Sie sagten, Pippi solle nicht versuchen, Witze zu machen. Und sie erzählten, gute Menschen in der Stadt hätten dafür gesorgt, daß sie einen Platz in einem Kinderheim bekäme.
„Ich habe schon einen Platz in einem Kinderheim“, sagte Pippi.
„Was sagst du, ist das schon in Ordnung?“ fragte der einer der Schutzleute. „Wo liegt das Kinderheim?“
„Hier“, sagte Pippi stolz. „Ich bin ein Kind, und das hier ist mein Heim, also ist es ein Kinderheim. Und Platz habe ich hier.
Reichlich Platz.“
„Liebes Kind“, sagte der Schutzmann und lachte, „das verstehst du nicht. Du mußt in ein richtiges Kinderheim kommen und jemand haben, der sich um dich kümmert.“
„Kann man in einem Kinderheim Pferde haben?“ fragte Pippi.
„Nein, natürlich nicht“, sagte der Schutzmann.
„Das konnte ich mir denken“, sagte Pippi düster. „Na, aber Affen?“
„Natürlich nicht, das mußt du ja verstehen.“
„Ja“, sagte Pippi, „da müßt ihr euch von anderswoher Kinder für euer Kinderheim besorgen. Ich habe nicht die Absicht, dahin zu gehen.“
„Ja, aber begreifst du nicht, daß du in die Schule gehen mußt?“ sagte der Schutzmann.
„Wozu muß man in die Schule gehen?“
„Um alles mögliche zu lernen natürlich.“
„Was alles?“ fragte Pippi.
„Viele Dinge“, sagte der Schutzmann, „eine ganze Menge nützliche Sachen, z.
B. Multiplikation, weißt du, das
Einmaleins.“
„Ich habe mich gut neun Jahre ohne Plutimikation beholfen“, 27
sagte Pippi, „da wird es auch weiter so gehen.“
„Ja, aber denk nur, wie unangenehm es für dich sein wird, so wenig zu wissen. Wenn du mal groß bist und es kommt vielleicht jemand und fragt dich, wie die Hauptstadt von Portugal heißt, und du kannst keine Antwort geben.“
„Doch kann ich eine Antwort geben“, sagte Pippi. „Ich antworte nur: Wenn es so verzweifelt wichtig für dich ist, zu wissen, wie die Hauptstadt von Portugal heißt, dann schreib doch direkt nach Portugal und frage!“
„Ja, aber glaubst du nicht, daß es dir sehr unangenehm sein würde, daß du es nicht selbst
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