Pippi Langstrumpf
Dach gewesen waren. Und die Mütter und Väter meinten, es wäre wohl am besten, Pippi in der Villa Kunterbunt wohnen zu lassen. Und wenn sie in die Schule gehen wollte, so könnte sie die Angelegenheit selbst ordnen.
Aber Pippi und Thomas und Annika hatten einen richtig gemütlichen Nachmittag. Sie setzten das unterbrochene Kaffeefest fort. Pippi verleibte sich vierzehn Pfefferkuchen ein, und dann sagte sie:
„Die waren nicht das, was ich unter richtigen Schutzleuten verstehe. Nee! Viel zuviel Gerede von Kinderheim und 30
Plutimikation und Lissabon.“
Dann hob sie das Pferd raus, und sie ritten alle drei auf ihm.
Annika hatte zuerst Angst und wollte nicht, aber als sie sah, wie lustig Thomas und Pippi es hatten, durfte Pippi sie auch auf den Pferderücken heben. Und das Pferd trabte im Garten herum, immer rundherum, und Thomas sang: „Hier kommen die Schweden mit Krach und Radau!“
Als Thomas und Annika abends ins Bett gegangen waren, sagte Thomas:
„Annika, findest du es nicht schön, daß Pippi hierher gezogen ist?“
„Klar, das finde ich“, sagte Annika.
„Ich kann mich nicht mal mehr erinnern, was wir vorher gespielt haben, bevor sie herkam. Erinnerst du dich?“
„Tja, wir haben Krocket und all so was gespielt“, sagte Annika. „Aber ich finde, es ist viel lustiger mit Pippi. Und mit Pferden und Affen.“
31
Pippi geht in die Schule
Thomas und Annika gingen natürlich in die Schule. Jeden Morgen vor acht trabten sie, die Schulbücher unterm Arm, Hand in Hand los.
Während dieser Zeit beschäftigte sich Pippi meistens damit, ihr Pferd zu striegeln oder Herrn Nilsson seinen kleinen Anzug anzuziehen. Oder sie machte ihre Morgengymnastik, was so vor sich ging, daß sie sich kerzengerade auf den Fußboden stellte und dann dreiundvierzig Purzelbäume hintereinander schlug. Hinterher pflegte sie sich auf den Küchentisch zu setzen und in aller Seelenruhe eine große Tasse Kaffee zu trinken und ein Käsebrot zu essen.
Thomas und Annika schauten immer sehnsuchtsvoll in die Villa Kunterbunt hinein, wenn sie sich auf den Weg zur Schule machten. Sie wären viel lieber hineingegangen und hätten mit Pippi gespielt. Wenn wenigstens Pippi mit in die Schule gekommen wäre, dann hätte es einigermaßen Spaß gemacht.
„Denk bloß, wie lustig es wäre, wenn wir zusammen von der Schule nach Hause gingen“, sagte Thomas.
„Ja, auch wenn wir zusammen hingingen“, meinte Annika.
Und je mehr sie daran dachten, desto mehr fanden sie, wie langweilig es sei, daß Pippi nicht in die Schule ginge, und schließlich beschlossen sie, sie zu überreden, in die Schule zu gehen.
„Du ahnst nicht, was für eine nette Lehrerin wir haben“, sagte eines Nachmittags Thomas listig zu Pippi, als sie zu Besuch in die Villa Kunterbunt kamen, nachdem sie erst ordentlich ihre Schularbeiten gemacht hatten.
„Wenn du wüßtest, wie lustig es in der Schule ist“, beteuerte 32
Annika. „Ich würde verrückt werden, wenn ich nicht hingehen dürfte.“
Pippi saß auf einem Hocker und war dabei, ihre Füße in einer Schüssel zu waschen. Sie sagte nichts, sie wackelte nur etwas mit den Zehen, so daß das Wasser ringsumher spritzte.
„Man braucht nicht so schrecklich lange dazubleiben, nur bis zwei Uhr“, fuhr Thomas fort.
„Ja, und dann bekommt man Weihnachtsferien und Osterferien und Sommerferien“, sagte Annika.
Pippi biß sich nachdenklich in ihre große Zehe, saß aber weiter schweigend da. Plötzlich schüttete sie entschlossen das ganze Wasser auf den Fußboden, so daß Herrn Nilssons Hosen ganz durchnäßt wurden, denn er hatte dagesessen und mit einem Spiegel gespielt.
„Das ist ungerecht“, sagte Pippi streng, ohne sich um Herrn Nilssons Verzweiflung zu kümmern. „Das ist absolut ungerecht! Ich laß mir das nicht gefallen!“
„Was denn?“ fragte Thomas.
„In vier Monaten ist Weihnachten, und da bekommt ihr Weihnachtsferien. Aber ich, was bekomme ich?“ Pippis Stimme klang traurig. „Keine Weihnachtsferien, nicht das allerkleinste bißchen Weihnachtsferien“, sagte sie klagend.
„Das muß anders werden. Morgen fange ich mit der Schule an.“
Thomas und Annika klatschten vor Begeisterung in die Hände.
„Hurra! Da warten wir auf dich gegen acht Uhr vor unserer Tür.“
„Nee, nee“, sagte Pippi, „so früh kann ich nicht anfangen.
Und übrigens reite ich zur Schule.“
Und das tat sie. Pünktlich um zehn Uhr am nächsten Tag hob sie ihr Pferd von der Veranda, und eine Weile
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