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Pippi Langstrumpf

Pippi Langstrumpf

Titel: Pippi Langstrumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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wußten auch, warum ein Pferd auf der Veranda stand. Aber jemand, der aus einer anderen Gegend kam, konnte es ja nicht wissen. Und der würde sich sicher wundern. Am meisten, wenn es ganz, ganz spät und beinahe schon dunkel war und wenn er, obwohl es so spät war, ein kleines Mädchen erblickte, das im Garten umherging und gar nicht so aussah, als ob es zu Bett gehen wollte. Sicher würde er dann denken:
    Ich möchte wissen, warum die Mutter des kleinen Mädchens nicht dafür sorgt, daß es ins Bett kommt. Alle anderen Kinder schlafen ja um diese Zeit.
    Denn wie sollte er wissen, daß dieses kleine Mädchen keine Mutter hatte? Es hatte auch keinen Vater, jedenfalls keinen, der zu Hause war. Es wohnte ganz einfach allein in der Villa. Nun, vielleicht nicht ganz allein, wenn man genau sein will. Ihr Pferd wohnte ja auf der Veranda. Und dann hatte sie auch einen Affen, der Herr Nilsson hieß. Aber von alledem konnte natürlich jemand, der in die Stadt gereist kam, keine Ahnung haben. Wenn das kleine Mädchen zur Gartentür kam – und das tat sie sicher, denn sie plauderte gern mit Leuten – , dann würde er, nachdem er sie richtig angeschaut hatte, nicht umhin können zu denken:
    Das ist das sommersprossigste und rothaarigste Kind, das ich jemals gesehen habe!
    Und vielleicht dachte er weiter: Eigentlich ist es ganz hübsch, sommersprossig und rothaarig zu sein, zum mindesten, wenn man so gesund und vergnügt aussieht wie dieses Kind.
    Es würde ihn vielleicht interessieren, wie das kleine rothaarige Mädchen hieß, das da so allein in der Dämmerung umherschlenderte, und wenn er dicht vor der Gartentür stand, so brauchte er nur zu fragen:
    „Wie heißt du?“
    Die Antwort würde sicher kommen, mit sehr vergnügter, munterer Stimme:
    „Ich heiße Pippilotta Viktualia Rollgardina Pfefferminz Efraimstochter Langstrumpf, Tochter von Kapitän Efraim Langstrumpf, früher der Schrecken der Meere, jetzt Negerkönig. Aber man nennt mich nur Pippi.“

    Ja, das wäre richtig. Dieses Mädchen heißt Pippi Langstrumpf. Und wenn sie sagt, ihr Vater sei Negerkönig, so glaubt sie es wenigstens selbst. Denn ihr Vater war einstmals ins Meer gespült worden und verschwunden, als er und Pippi auf dem Meer segelten, und da Pippis Vater sehr dick war, glaubte Pippi absolut nicht, daß er ertrunken sei. Es lag ja nahe zu glauben, daß er auf einer Insel an Land gespült worden und Negerkönig über eine Menge Neger geworden war. Und das war gerade das, was Pippi glaubte.
    Es konnte ja sein, daß dieser reisende Fremde, wenn er genügend Zeit hatte und nicht am selben Abend mit dem Zug weiterfahren mußte, sich etwas eingehender mit Pippi unterhielt und so nach und nach erfuhr, daß sie da in der Villa Kunterbunt ganz allein wohnte, abgesehen von einem Pferd und einem Affen. Und wenn er ein gutes Herz hatte, konnte er nicht umhin zu denken:
    Wovon lebt eigentlich das arme Kind?
    Aber darüber brauchte er sich wirklich keine Sorgen zu machen.
    „Ich bin reich wie ein Zauberer“, pflegte Pippi zu sagen. Und das war sie. Sie hatte einen ganzen Koffer voller Goldstücke, den sie noch von ihrem Vater bekommen hatte.
    Der reisende Fremde brauchte nicht zu glauben, daß Pippi Not litt. Sie kam großartig zurecht, sowohl ohne Mutter als auch ohne Vater. Es war ja natürlich so, daß sie niemand hatte, der ihr sagen konnte, wann sie abends zu Bett gehen sollte. Aber Pippi hatte einen Ausweg gefunden: Sie sagte es selbst zu sich. Mitunter sagte sie es nicht früher als ungefähr gegen 10 Uhr, denn sie hatte niemals richtig daran geglaubt, daß Kinder unbedingt um 7 Uhr ins Bett müßten. Gerade da war es ja am allerschönsten. Daher brauchte sich der reisende Fremde durchaus nicht zu wundern, Pippi in ihrem Garten herumspazieren zu sehen, obwohl die Sonne schon untergegangen war und es anfing, kühl zu werden, und Thomas und Annika schon längst in ihren Betten lagen.
    Wer waren Thomas und Annika? Ach, das konnte der fremde Reisende ja auch nicht wissen! Thomas und Annika, das waren Pippis Spielkameraden, die in dem Hause neben der Villa Kunterbunt wohnten. Es war schade, daß der Reisende nicht etwas früher gekommen war, denn da hätte er Thomas und Annika sehen können. Das waren wirklich zwei liebe und feine Kinder und nichts wäre sicherer gewesen, als daß er Thomas und Annika bei Pippi gefunden hätte. Denn sie liefen jeden Tag zu Pippi hinüber und waren immer bei ihr, außer wenn sie schliefen oder aßen oder in der Schule

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