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Pippi Langstrumpf

Pippi Langstrumpf

Titel: Pippi Langstrumpf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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Nase und drehte sie um.
    Nun waren Thomas und Annika etwas beruhigter. Sie wurden sogar so mutig, daß sie wagten, zum Fenster zu gehen und in den Garten hinunterzuschauen. Große, dunkle Wolken zogen am Himmel entlang und taten ihr Bestes, den Mond zu verdunkeln. Und die Bäume rauschten.
    Thomas und Annika drehten sich um. Aber da – o wie schrecklich! – sahen sie eine weiße Gestalt, die auf sie zukam.
    „Ein Geist!“ schrie Thomas wild.
    Annika hatte solche Angst, daß sie nicht einmal schreien konnte. Die Gestalt kam immer näher, und Thomas und Annika drückten sich fest aneinander und schlossen die Augen. Aber da hörten sie den Geist sagen:
    „Seht bloß, was ich gefunden habe! Vaters Nachthemd lag da drüben in einer alten Seemannskiste. Wenn ich es ringsherum kürzer mache, kann ich es tragen.“
    Pippi kam in dem langen Nachthemd, das um ihre Beine schlotterte, zu ihnen heran.
    „O Pippi, ich wäre vor Schreck beinahe gestorben“, sagte Annika.
    „Ja, aber Nachthemden sind nichts Gefährliches“, beteuerte Pippi. „Sie beißen nur, wenn sie angegriffen werden.“
    Pippi entschloß sich jetzt, die Seemannskiste ordentlich zu durchsuchen. Sie trug sie zum Fenster hin und schlug den Deckel auf, so daß das spärliche Mondlicht über den Inhalt fiel. Da lagen eine ganze Menge alte Kleidungsstücke, die Pippi auf den Fußboden warf. Außerdem waren da ein Fernrohr, ein paar alte Bücher, drei Pistolen, ein Degen und ein Beutel mit Goldstücken.
    „Dideldibum und pidelidei“, sagte Pippi zufrieden. „Hier findet sich noch allerhand Brauchbares.“
    „Oh, wie spannend!“ sagte Thomas.
    Pippi tat alles zusammen in das Nachthemd, und dann gingen sie wieder in die Küche hinunter. Annika war glücklich, wieder von der Bodenkammer wegzukommen.
    „Kindern soll man niemals Schußwaffen in die Hand geben“, sagte Pippi und nahm in jede Hand eine Pistole. „Sonst kann leicht ein Unglück geschehen.“ Und sie drückte beide Pistolen zugleich ab.
    „Das knallt ordentlich“, stellte sie fest und schaute zur Decke hinauf. Da, wo die Kugeln eingeschlagen hatten, sah man zwei Löcher.
    „Wer weiß“, sagte sie hoffnungsvoll, „vielleicht sind die Kugeln durch die Decke gegangen und haben eins der Gespenster ins Bein getroffen. Das soll ihnen eine Lehre sein! Vielleicht überlegen sie es sich, ehe sie wieder versuchen, arme unschuldige Kinder zu erschrecken. Denn selbst wenn es keine gibt, brauchen sie doch deswegen nicht die Leute zu Tode zu ängstigen. Wollt ihr übrigens jeder eine Pistole haben? Aber nein, ich glaube, wir legen sie lieber wieder in die Kiste. Das ist nichts für Kinder!“
    Nun nahm Pippi das Fernrohr vor die Augen und sagte:
    „Wenn wir wollen, können wir jetzt Seeräuber werden. Mit dem Fernrohr hier kann ich beinahe die Flöhe in Südamerika sehen. Das können wir gut brauchen, wenn wir auf See sind.“
    Gerade da klopfte es an die Tür. Es war Thomas’ und Annikas Vater, der kam, um die Kinder abzuholen. Er sagte, daß es schon längst Schlafenszeit sei. Thomas und Annika bedankten sich, sagten Lebewohl und nahmen ihre Geschenke, die Flöte und die Brosche, mit. Pippi begleitete ihre Gäste bis zur Veranda und sah ihnen nach, wie sie den Gartenweg entlanggingen. Sie drehten sich um und winkten Pippi zu.
    Von innen fiel das Licht über Pippi. Da stand sie mit ihren steifen, roten Zöpfen und in ihres Vaters Nachthemd, das um ihre Beine schlotterte. In der einen Hand hielt sie eine Pistole und in der anderen den Degen.
    Als Thomas und Annika und ihr Vater zur Gartentür kamen, hörten sie, daß Pippi ihnen etwas zurief. Sie hielten an und lauschten. Die Bäume rauschten, so daß sie kaum etwas verstehen konnten. Aber Pippi rief noch einmal, und da verstanden sie es.
    „Ich werde Seeräuber, wenn ich groß bin!“ schrie Pippi. „Und ihr?“

PIPP I geht an Bord

Pippi wohnt noch immer in der Villa Kunterbunt
    Wenn jemand zufällig in die kleine, kleine Stadt kommen und sich vielleicht, ehe er sich’s versieht, etwas zu weit hinaus in den einen der Außenbezirke verirren sollte, dann würde er die Villa Kunterbunt zu sehen kriegen. Nicht, daß etwas Besonderes an dem Hause zu sehen wäre – eine sehr baufällige alte Villa inmitten eines sehr verwahrlosten alten Gartens –: aber der Fremde würde wohl stehenbleiben und wissen wollen, wer dort wohnt. Alle Menschen, die in der kleinen, kleinen Stadt lebten, wußten natürlich, wer in der Villa Kunterbunt wohnte, und sie

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