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Piratenblut

Piratenblut

Titel: Piratenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernst Guben
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gibt Katastrophen, Schiffsuntergänge, Überfälle durch räuberische Banden, Angriffe von Seiten der Thags, denen vier Reisende ohne weiteres zum Opfer fallen können. Ich werde den Zeitungsartikel unschädlich machen. Etwas müßt aber auch Ihr tun.« »Ehem«, räusperte sich Hastings.
    Der Oberrichter erhob sich, reichte den Herren freundlich die Hand und verließ das Zimmer.

    19

    Richard Stineway wunderte sich sehr, als er am nächsten Tag die Einladung zu einer
    Abendgesellschaft bei Sir Warren Hastings erhielt. Diese Reaktion hatte er nicht vermutet. Ja, wenn es eine offizielle Vorladung gewesen wäre — — ! Er saß, als ihm die Einladung überbracht wurde, wieder auf der Loggia, hing seinen Gedanken nach und oblag dabei seiner Lieblingsbeschäftigung, dem Whiskytrinken. Die Gesellschaft sollte am nächsten Tag stattfinden.
    Stineway erhob sich. Er wollte zu der spanischen Gräfin gehen, um sie von dieser merkwürdigen Angelegenheit in Kenntnis zu setzen. Als er die Treppe hinaufging, um in sein Zimmer zu gelangen, hörte er eilige Schritte hinter sich.»Hallo, Stineway Sahib, ich habe noch einen Brief für dich!«
    Der Angerufene drehte sich um und sah, wie der kleine Inderboy, einen großen Umschlag über dem Kopf schwenkend, die Treppe heraufkam.
    »Scheint heute Briefe zu regnen«, murmelte Stineway vor sich hin.
    Er nahm das umfangreiche Kuvert und verschwand damit in seinem Zimmer. Der Briefumschlag trug Wappen und Siegel des Generalgouverneurs.
    Aha, dachte Stineway, das dicke Ende kommt immer nach. So sieht also eine amtliche Vorladung aus.
    Er riß den Umschlag auf und fand — ein Handschreiben Seiner Herrlichkeit. Dazu fielen drei weitere Einladungen heraus. Die Extraumschläge, in denen sie steckten, waren mit Namen versehen. An Mr. Michael Baum, stand auf einem. Auf dem anderen, an Captain Jardín und auf dem dritten, an Mr. Diaz Ojo.
    Aus dem Handschreiben, das in liebenswürdiger Form gehalten war, ging hervor, daß Stineway diese drei Einladungen an die Empfänger weiterleiten sollte, da man leider nicht über deren gegenwärtige Anschrift verfüge. Ergänzend wurde noch mitgeteilt, daß die Herren getrost kommen könnten; denn in einem Revisionsverfahren, das bereits vor ihrer Flucht aufgenommen worden war, habe sich ihre Unschuld, wie nicht anders zu erwarten, erwiesen.
    Stineway war sprachlos. Eine solche Wirkung seines Berichtes hätte er nicht für möglich
gehalten. Es wunderte ihn, daß man in dem weit von Europa entfernten Kalkutta die immer
stärker werdende Macht der Presse richtig einschätzte.
Plötzlich wurde ihm siedendheiß.
    Was stand da — — Revisionsverfahren? Das bedeutete doch, daß nun sein Artikel gar nicht mehr den Tatsachen entsprach, daß man der Schärfe der Anklage dadurch glatt den Wind aus den Segeln genommen hatte.
    »Teufel, Teufel«, Stineway lachte plötzlich laut und schallend. »Wozu doch ein wenig Whisky und ein wenig Nachlässigkeit gut sind«, brummte er vor sich hin.
    Er faltete das Schreiben von allerhöchster Hand zusammen, steckte es in die Tasche, vergaß auch die Einladungen nicht und verließ pfeifend das Hotel.
    Zwanzig Minuten später hielt der Kuli mit der Rikscha vor dem indischen Gasthaus, in dem
Marina wohnte.
Die vier saßen in der Halle und tranken Mokka.
    »Hallo, Mr. Stineway«, sagte Marina freudig und winkte ihn heran. »Setzt Euch und trinkt einen Mokka mit! Vielleicht beflügelt das starke Zeug Euern Geist zu neuer Schöpfung.«
    »Danke«, lachte Stineway. »Ich glaube, es ist etwas Großartiges im Werden. Hier, lest.« Marina nahm das Handschreiben, betrachtete kopfschüttelnd die drei Einladungen und fragte: »Werdet Ihr daraus schlau?«
    »Und ob, Mylady! Es dürfte wohl die Wirkung der Kopie meines Berichtes sein.«
    »Und Ihr glaubt, daß sich unsere drei Freunde auf das Wort Hastings' verlassen können?« »Oh, davon bin ich überzeugt. Sie werden dort so sicher sein wie auf ihrem Schiff.«
    Marina sah nach dem Datum der Einladung. Sie war erst am Wochenende fällig.
    »Bis dahin kann sich noch viel ereignen«, sagte sie. »Vielleicht bewirkt Euer Bericht gar, daß man auch dem Radscha Gerechtigkeit widerfahren läßt.«»Das ist so gut wie sicher. Schließlich sind ja in dieser Geschichte Mr. Baum und seine Freunde nur Nebenfiguren. Es widerspräche der Praxis und wahrscheinlich auch dem füchsischen Verstand des ehrenwerten Impey, die Kleinen laufen zu lassen und den Großen zu hängen. Ihr könnt Euch darauf verlassen,

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