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Piratenblut

Piratenblut

Titel: Piratenblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernst Guben
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Kunde, dachte der Polizeioffizier bei sich, aber vielleicht gerade deshalb der richtige Mann für diese heikle Angelegenheit.
    »Gut«, sagte er. »Jetzt hört. In der Stadt weilen drei Verräter und ein indischer Radscha, die an sich alle vier an den Galgen gehören. Da es aber politisch nicht zweckmäßig ist, sie
    aufzuhängen, und da sich leider die Notwendigkeit ergeben hat, sie sogar noch in Freiheit zu setzen, müssen sie außerhalb des Distrikts von Kalkutta irgendeinen Unfall erleiden, der dann bedauerlicherweise tödlich ausgegangen ist. Es besteht kein Zweifel, daß die vier Leute, drei Weiße und der Radscha, ihren Weg an der Küste entlang nach Birma nehmen werden. Da Ihr rein zufällig in Islamabad stationiert seid, so werdet Ihr nicht umhin können, den Opfern des Unfalls Hilfe zu leisten und, wenn nötig, für eine anständige Beerdigung zu sorgen. Was ich noch sagen wollte: vergeßt nicht die Ehrensalve über den Gräbern. Ein Radscha hat Anspruch auf vierundzwanzig Schuß.« Roach blickte den anderen fragend an. Dann meinte er: »Ist das alles?«
    »Ja, habe ich mich nicht verständlich ausgedrückt? Ihr sollt auf jeden Fall dafür sorgen, daß sie anständig beerdigt werden, beerdigt, daß Ihr das nicht vergeßt.« »Dazu müssen sie doch erst mal tot sein.«
    »Eben«, sagte der Polizeioffizier. Dann gab er Roach eine genaue Beschreibung Michels, Ojos, Jardins und Tschams.

    21

    Noch am Sonnabendmittag war der Pfeifer unschlüssig, ob er der Einladung Folge leisten sollte oder nicht Andererseits mußte er sich sagen, daß man es nicht wagen würde, sich nach dieser Gesellschaft noch an seiner Person zu vergreifen; denn schließlich rückte er damit wieder in das Licht der Öffentlichkeit.
    Das Rollen von Rädern rüttelte Michel aus seinen Gedankengängen. Eine Kutsche kam, auf deren Bock der Zeitungsmann saß.
    »Hallo«, rief er, »ich bringe Garderobe für Euch und gute Nachricht.«
    »Gute Nachrichten sind immer willkommen, Mr. Stineway. Laßt sie hören.«
    »Es ist gekommen, wie ich es vorausgesagt habe. Der Radscha von Bihar ist freigesprochen.
Man hat ihm sogar eine Entschädigung von tausend Pfund bezahlt.«
»Wo ist er?« fragte Michel freudig.
»Er wohnt im gleichen Hotel wie die Gräfin.«
    »Dann könnten wir doch eigentlich sofort aufbrechen. Was hält uns noch hier?«
    »Ihr werdet es nicht glauben; aber dieser Hastings hat die Unverschämtheit besessen, dem
Radscha sofort nach dem Freispruch ebenfalls eine Einladung zu seiner Gesellschaft zukommen
zu lassen.«
»Und? Hat er sie angenommen?«
»Soviel ich weiß, ja.«
    »Konntet Ihr in Erfahrung bringen, ob weitere indische Persönlichkeiten zugegen sein werden?« »Ich glaube nicht. Es ist nichts davon laut geworden.«
    »Paßt auf, dann wird Tscham der Mittelpunkt der Gesellschaft sein! Eine raffinierte Bande! Ich bin gespannt, wie die Sache noch ausgeht.«
    Zahlreiche Gäste hatten sich im Hause Hastings' eingefunden. Die verschwenderische Menge der Kerzen strahlte gleißendes Licht aus. Lakaien gingen würdevollvon Gast zu Gast und reichten auf silbernen Tabletts Whisky, Cognac oder andere Erfrischungen.
    Von der Ankunft Michels, Ojos, Jardins und Stineways wurde kaum Notiz genommen. Der Hausherr umging die Pflicht der Begrüßung.
    Ojos verkrampfte Miene hellte sich auf, als einer der Diener mit einem Tablett voller Gläser vor ihm stehenblieb. Ojo langte nach einem Whisky. Der dienstbare Geist wollte weitergehen. Da Ojo nicht wußte, was auf englisch »warten« hieß, hielt er ihn einfach am Ärmel fest. Mit der rechten Hand setzte er das Glas an, trank es mit einem Zug leer, stellte es auf das Tablett zurück, ließ den Diener los und griff gleich zwei Gläser. Der Lakai war bestürzt. Aber seine gute Erziehung gewann die Oberhand. Er blieb höflich und zog sich zurück.
    Michel und Stineway unterhielten sich.Da kam Hastings auf sie zu und tat, als bemerkte er sie jetzt erst. Jovial reichte er ihnen die Hand und sagte: »Freut mich, Gentlemen, euch bei mir zu sehen.« Er wandte sich an Michel und fuhr fort: »Ich hoffe, Doktor Baum, Ihr habt die kleine Unannehmlichkeit vergessen und verziehen.Ihr wißt, auch der gerechtesten Justiz unterläuft hier und da einmal ein kleiner Irrtum.« Michels Augenlider verengten sich zu einem Spalt. »Da wir gerade miteinander sprechen, gestattet eine Frage.« »Bitte?« »Bekommt Captain Jardín sein Schiff wieder?«
    Hastings stutzte. Man sah deutlich, daß er darauf nicht vorbereitet

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