Pitch (German Edition)
Schrift vorgeschlagen und sie hat die Einklinker
gestaltet, die auf allen Anzeigen ohne den grellen Neu- &
Billig-Touch herausstechen, aber hat Jo das honoriert oder hat Ferdi
einmal zugegeben, dass sie das wirklich gut gemacht hat, nein, kein
Wort darüber, sie hat nicht geheult, als ihr Ferdi gezeigt hat,
wie kalt er sein kann, und obwohl ihr zum Heulen gewesen ist, hat sie
nicht krank gefeiert, wie andere, die er fertig gemacht hat, sie hat
ihre Arbeit erledigt und sich nicht unterkriegen lassen, es wird
nichts bringen, das weiß sie, aber dennoch wird sie nicht
aufgeben, niemals.
7
Als
Alex klingelt, ...
… hat
sich Iris Felske gerade noch einmal hingelegt, Jo ist eben erst
gegangen, und da sie es vermeiden, gemeinsam in der Agentur
anzukommen, döst sie noch einige Minuten und sinniert darüber,
wie das mit Jo zu Ende und mit Alex weitergehen soll, beim Läuten
springt sie auf und drückt den Türöffner, obwohl sie
ihn bereits am Schritt erkannt hat, ist sie überrascht, ihn zu
sehen, den blonden Schopf voll Gel, jede Strähne eine Spitze, so
steht er vor ihr, er macht gar keine langen Umschweife, er nimmt sie
in den Arm, küsst sie, sie küsst ihn auch, aber etwas
zurückhaltender, er drängt sie sanft zurück in die
Wohnung, murmelt, dass er sie einfach habe sehen müssen, dass er
das für eine gute Idee gehalten habe, einfach mal
vorbeizukommen, so kurz vor knapp für einen Quickie, so sanft
wie er sie ins Schlafzimmer zum Bett drängt, so sanft sträubt
sie sich dagegen, nicht, weil sie nicht will, sondern weil ihr doch
etwas mulmig bei dem Gedanken ist, er könnte merken, dass das
Laken noch nach dem anderen müffelt, aber er merkt nichts, schön
warm findet er es und kuschelt sich an sie, da denkt sie, was soll’s,
und lässt ihn mal machen, und was er da so alles macht, macht er
nicht schlecht, immerhin ist es doch eben etwas hopplahopp gegangen,
bei dem andern, bei dem ersten, wie lange ist das jetzt her ... oooh
... keine halbe Stunde ... jaaah ... äeh es ... muss ...
etwahaah dreißig Minuten heheher sein, ein wenig schnell, etwas
zu schnell war der erste gewesen, jetzt hingegen, sie spürt es,
sie spürt ihn, wird sie auf ihre Kosten kommen und das genießt
sie, genauso wie sie das Gefühl genießt, zwei Männer
an einem Morgen gehabt zu haben, begehrt zu sein, umgarnt zu werden,
dann rollt er sich von ihr, er schnauft, sie schnauft, erschöpft
sind sie beide, er schaut auf die Uhr auf dem Nachttisch, will sagen,
dass sie jetzt los müssen, doch er stockt, die Armbanduhr,
gefasst in hellem Rotgold, kommt ihm bekannt vor, schön ist sie,
mit ihren weißen römischen Ziffern auf dunklem Grund und
dem schwarz-dezenten Lederarmband, etwas zu groß für das
Handgelenk einer Frau, etwas zu teuer für das Gehalt einer
Grafikerin, aber genau richtig für einen Kreativdirektor, er
nimmt sie, sagt nichts, schaut sie an, und Iris, den Blick zur Decke
gerichtet, sagt, Alex, wir müssen reden.
8
Inge
Ruf muss schlucken, …
… als
ihr Gertrud Keiser sagt, dass ihr Mann gestorben ist, ich weiß,
sagt die Frau des Vorstandsvorsitzenden, dass sein Tod auch Sie sehr
trifft, sie sagt es ohne Häme, mitfühlend und doch mit
einer kaum hörbaren, doch spürbaren maliziösen Nuance,
mit der sie deutlich macht, dass er, wie sehr er seine Sekretärin
irgendwann einmal vielleicht geliebt haben mag, bei ihr, seiner
Ehefrau, gestorben ist, dieser Gedanke äußert sich in kaum
mehr als einem leicht verzogenen Mundwinkel, den keine Leitung
übertragen kann und der dennoch seinen Empfänger erreicht,
und Inge weiß, dass sie jetzt keine andere als eine leicht
distanzierte und dennoch ergriffene Anteilnahme zeigen darf, sie muss
in genau diesem Augenblick, in dem sie den ihr wichtigsten Menschen
verloren hat, eine Gratwanderung vollbringen, die der legitimen
Ehefrau ihres Lebenspartners wie dem Unternehmen ihres Chefs gerecht
wird, sie weiß, was Karl ihr gesagt haben würde, lass dir
nicht anmerken, was in dir vorgeht, sonst zerfleischen sie dich, denk
daran, dass du eine Schauspielerin bist, und diese Rolle erfüllt
sie nun, die Träne, die an ihrem Nasenflügel herabrinnt,
nimmt sie selbst kaum war, die Worte des Beileids sind förmlich
und sensibel zugleich, es kommt zu keiner Verschwisterung unter
Frauen, die Ansprüche an den gleichen Mann geltend machen
können, aber auch keine Rivalität wird spürbar, sie
will sich in keiner Weise revanchieren für die Süffisanz
der Witwe, dass sie gerade den Rest ihres Lebens
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