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Pittys Blues

Pittys Blues

Titel: Pittys Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia Gaebel
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Anmeldetresens. Simmons gehorchte. Dass es gegen Schwester Agnes kein Ankommen gab, wusste er, wenn er erst einmal halbwegs bei Verstand war. Sie ging hinter den Tresen und ließ sich auf ihren Stuhl krachen.
    «Schwester Agnes, wenn ich Ihnen sage...»Ihr drohender Blick brachte Simmons dazu, seine Rede noch einmal zu überdenken. Aber da Denken nicht seine Stärke war, probierte er es noch einmal, Agnes auf die drohende Gefahr einer Seuche aufmerksam zu machen. Einer Seuche, deren Mutterschiff er war. Er, Ben Simmons. Es lag allein in seinen Händen, das Unheil von Rickville abzuwenden. Es brütete in ihm, dessen war er sich sicher.
    «Schwester Agnes, Sie müssen mir zuhören!»
    Agnes, die Ben Simmons seinerzeit mit auf diese Welt gezerrt hatte, hatte schon mehr als einmal bereut, ihm bei dieser Gelegenheit nur einen Klaps auf den Hintern und nicht auch auf den Kopf gegeben zu haben. Es hätte den armen Jungen garantiert vor allerhand bewahrt. Nur ein kleiner Klaps, und alles, was in Bens Hirn verdreht war, wäre wieder an seinem Platz gewesen.
    Agnes seufzte und blickte Simmons streng an:«Ben, ich bin es wirklich leid. Jede Woche kommst du mit
einer neuen Krankheit, die es gar nicht gibt. Was mach ich bloß mit dir?»
    «Schwester Agnes, ich bin über den Pick-up geklettert, und dabei habe ich mir die Haut aufgerissen an Stellen, an die ich gar nicht rankomme. Sie müssen mich behandeln!»
    «Ben, was für ein Pick-up?»Ein Pick-up, über den Simmons geklettert war? Das irritierte sie, das hatte er sich nicht ausgedacht. Das Letztere interessierte sie nicht im Geringsten, sie war sich sicher, dass Ben Simmons nicht den winzigsten Kratzer hatte, und wenn doch, wäre sie die Letzte, die es ihm sagen würde. Sie waren schon seit Jahren über das Stadium hinaus, in dem sie seine imaginären Wunden mit Jodtinktur behandelt hatten. Irgendwann war es ihr zu blöd und Doctor Forks zu aufwendig geworden.
    «Ben, was für ein Pick-up?»wiederholte sie nachdrücklich, als sie merkte, dass Simmons immer weiter vor sich hinbrabbelte. Simmons hielt inne und sah sie an.
    «Ben, was für ein Pick-up?»Agnes war wieder aufgestanden und um den Anmeldungstresen herumgegangen. Sie stand jetzt vor Simmons und blickte ihm geradewegs in die Augen. Er wich ihrem Blick aus. Agnes war nicht sehr geduldig und überlegte, ob sie ihn einfach rausschmeißen oder die Antwort erzwingen sollte, aber da setzte Simmons schon an:«Er stand mir im Weg, auf der Lichtung, und ich konnte doch nicht zurück, und dann war da dieses Weibsbild, und ich wollte doch nur auf meinen Weg, und da bin ich über die Ladefläche
und ganz schnell hierher, und das hat mir Angst gemacht Schwester Agnes, ganz dolle Angst.»
    «Na danke, Ben. Sieh mich an, ja? Es ist alles in Ordnung, reiß dich zusammen. Wessen Truck war das und was für eine Frau?»
    «An der Lichtung. Dicks Truck. Und sie liegt da drin.»
    Agnes war verwirrt: Dicks Pick-up war vor zehn Jahren spurlos verschwunden. Niemand wusste, warum oder wohin oder mit wem. Und jetzt sollte der Wagen, als wäre er nie weg gewesen, an der Lichtung des kleinen Laubwäldchens hinter der Stadt stehen? Und von welcher Frau sprach er?
     
    Dick erschien eine Stunde nach der Nachricht, dass seine Karre wieder aufgetaucht war, vor dem Ungetüm. Selbst der einbeinige Justin hätte für den Weg nur zwanzig Minuten gebraucht. Aber McClures Botschaft hatte Dick niedergeschmettert. Er saß bestimmt zehn Minuten lang im Boot und starrte auf das Wasser, als wolle er es allein durch seine Willenskraft zum Kochen bringen. Er bemerkte nicht, dass sich der Himmel zugezogen hatte. Aber er sah, wie die ersten Schneeflocken sanft auf der Oberfläche des Flusses landeten und mit den Wellen verschmolzen.
    Der alte McClure erzählte später ungefragt und oft, dass Dick, der faule Hund, nach diesen zehn Minuten so tief Luft holte, als habe er in seinem ganzen Leben noch nie Luft geholt.«Ich dachte, der platzt gleich. Und dann macht er die Augen zu und fängt an zu singen.
Ich hab Dick noch nie singen hören, und bestimmt werde ich meine Ohrmuschel nie wieder in seine Nähe bewegen, sollte er es auch nur ansatzweise versuchen.»
    Als Dick sich wieder gefangen hatte, packte er die Ruder und schaffte das Boot mit ein paar kräftigen Zügen zurück zum Anleger. Dass Scott immer noch auf ihn wartete, hatte nichts mit Nächstenliebe zu tun. Er wollte Dick begleiten und sein Gesicht in der Sekunde sehen, in der sein Blick auf seinen

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