Plaetzchen unter dem Mistelzweig
auf Herz und Nieren prüfen.
»Du denkst bestimmt gerade, ich sollte eigentlich noch im Bett liegen«, flüsterte Bea ihm zu. »Aber«, grinste sie, »dann weißt du anscheinend noch nicht, wie wichtig der Backwettbewerb im Dorf ist.«
Sie bog um die Ecke in die High Street und näherte sich Johns Wohnung – sie befand sich über seiner Eisenwarenhandlung neben dem Uhrenturm. Sie entdeckte ihn kurz oben am Fenster; er winkte ihr zu und verschwand dann in Richtung Treppenhaus.
»Bea !«, rief John und riss die grüne Haustür auf, um sie zu begrüßen, bevor sie überhaupt die Gelegenheit hatte anzuklopfen. »Komm rein, komm rein. Bin ich vielleicht froh, dich zu sehen !«
✴
»Eine Pfefferminztorte ?«, fragte Bea, als sie skeptisch das betrachtete, was John da fabriziert hatte. Es sah ein wenig grüner als erwartet aus.
»Ja – das habe ich in dieser Backsendung im Fernsehen gesehen. Du weißt schon – in der mit dem Mann, der in der Jury sein wird. Deswegen schien es mir eine recht sichere Sache zu sein. Aber wie schon gesagt: Ich habe dummerweise nur die erste Rezeptseite ausgedruckt, und wollte mir den Rest heute Morgen anschauen. Da aber jetzt das Internet nicht funktioniert …« John raufte sich verzweifelt das dunkelblonde Haar. Seine Golden Retriever Hündin , Luna, saß geduldig neben dem Küchentisch, der Blick ihrer braunen Augen erwartungs- und hoffnungsvoll, ebenso wie Johns. Luna winselte ein wenig und neigte den Kopf. Selbst sie schien hinsichtlich des Kuchens ihre Zweifel zu haben.
»Internet ist eine Pest«, entgegnete Bea und schüttelte den Kopf. »Was hat eigentlich die ganze Welt plötzlich gegen das klassische Koch- und Backbuch ? Das wird mir ewig ein Rätsel bleiben. Aber nun wollen wir mal zusehen, dass wir dieses bedauernswerte Exemplar hier noch gerettet bekommen.«
»Ich war bis drei Uhr heute Morgen auf, um den Kuchen zu backen«, erklärte John mit gerunzelter Stirn.
»Aber leider werden für die Mühe und den Aufwand keine Preise verliehen«, entgegn ete Bea und beugte sich über Johns schlammverkrustetes Mountainbike, um sich eine Schürze zu angeln. »Dann wollen wir mal loslegen und diesen Kuchen wieder in Form bekommen, nicht wahr ? Was hattest du dir denn zur Glasur überlegt ?«
John zuckte mit den Schultern. »Eine Glasur … wäre schön ?«, erwiderte er unsicher.
»Aha. Dann werde ich mich mal darum kümmern.«
John ließ sich am Küchentisch nieder und fing an, den übrigen grünen Teig zu Kugeln zu rollen.
»Und das da wird … ?«, fragte Bea und fragte sich insgeheim, ob es wohl besser wäre, nicht zu fragen.
»Das werden Schneemänner«, antwortete John stolz. »Und Schneebälle. Ich forme sie, damit sie oben als Deko auf die Torte kommen. So kann ich bestimmt die Jury beeindrucken. Ist mal etwas Anderes – das hat was Künstlerisches.«
»Okay.« Zweifel machten sich in ihrer Stimme bemerkbar. »Aber sollen die wirklich so grün sein ?«
✴
Mit einer Mischung aus Erstaunen und Erleichterung beobachtete John, wie Bea das Ruder übernahm und den Kuchen zum Schluss mit einer Glasur überzog.
»Wie findest du ihn ?«, fragte sie schließlich und trat einen Schritt zurück. »Die Zeit reicht nicht mehr, noch einen neuen Kuchen zu backen, aber dieser hier macht jetzt wenigstens optisch ein bisschen was her, nicht wahr ?«
»Er sieht toll aus ! Viel besser ! Wie kann ich das jemals wiedergutmachen ?«, fragte John.
»Ach, jetzt werd‘ nicht albern !«, entgegnete Bea und stupste ihn in die Seite. »Du hast uns damals so viel geholfen, als wir hergezogen sind. Es ist schön, davon auch wieder etwas zurückgeben zu können.«
Johns Miene entspannte sich, und er lächelte.
»Aber ich muss dich eine Sache fragen.« Bea setzte sich zu ihm an den Tisch und musterte ihn neugierig. »Denn ich kann mir absolut keinen Reim darauf machen: Woher kommt dieses plötzliche Interesse fürs Backen ?«
»Ich hatte schon immer was für Kuchen übrig«, antwortete John. Sein Unbehagen war ihm deutlich anzusehen, und er wurde rot.
»Na, fürs Kuchenessen vielleicht.« Bea neigte den Kopf. »Aber fürs Backen ?«
»Es ist immer gut, den eigenen Horizont zu erweitern, oder ?«, fuhr John nach einer kurzen Pause fort. »Ich hätte gedacht, dass du, Bea – mit deinem Bridge, dem Basteln und den Kursen, die du besuchst – das am allerbesten verstehen würdest.«
»Da hast du natürlich Recht«, erwiderte Bea, obwohl sie noch nicht restlos überzeugt war. »Jedenfalls
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