Planet am Scheideweg
Schließlich schaltete der Nachtdienst auch noch die Tiefstrahler ein, die das kreisförmige Endstück des Raumhafens begrenzten.
»Was hat das zu bedeuten? Eine Maschine, jetzt, um diese Zeit?« fragte sich Yebell laut.
Er zertrat den Rest der Zigarette, die er gerade geraucht hatte, mit dem Stiefelabsatz und zündete sich sofort die nächste an.
»Wer kann das sein?« rätselte er.
Yebell wußte, daß nach der Beruhigung der letzten Wochen jetzt oder in Kürze etwas Entscheidendes passieren würde. Der Nachschub funktionierte, niemand sabotierte etwas, die verschiedenen Vorkommnisse, die ihn und alle anderen hatten wütend gemacht, waren aufgeklärt. Eine Phase der Ruhe war eingetreten.
Wieder hob der große, breitschultrige Mann mit dem langen Gesicht den Kopf und blickte hinauf zu den Sternen. Jetzt erkannte er den kleinen Punkt, der sich, vom Sonnenlicht angestrahlt, mit beträchtlicher Geschwindigkeit zwischen den fernen Sonnen bewegte.
Yebell Le Monte wartete weiter. Schließlich nahm er sein Funkgerät und rief die Nachtschicht im Tower an.
»Monte hier. Hat sich der Freund dort oben schon identifiziert?«
Im Hintergrund hörte er das Klicken und Schnurren der arbeitenden Geräte. Die Stimme des Nachtdienstes war dunkel und heiser vor Müdigkeit.
»Nein, noch nicht. Wir erhielten nur eine Landeankündigung.«
Yebell lachte kurz und fragte ungläubig:
»Eine Landeankündigung? Keine Anfrage um Landeerlaubnis?«
»Sie haben richtig verstanden, Yebell. Seit diesem Augenblick gibt der Fremde keine Antwort mehr. Ich rufe ihn mehr oder weniger ununterbrochen.«
»Ich verstehe. Was sagt die Ortung?«
Einige Sekunden Schweigen, dann kam die Erwiderung:
»Ein kleines Objekt. Vermutlich eine schnelle Raumjacht.«
»Haben wir andere, zusätzliche Informationen?« erkundigte sich Le Monte. Er konnte sich nicht vorstellen, daß Diona erstens mit einer solchen Jacht kam und zweitens nicht die vorgeschriebenen Funksprüche austauschte.
»Fehlanzeige, Le Monte.«
»Bitte, melden Sie sich, wenn es etwas Neues gibt. Ich warte hier neben dem Abfertigungsgebäude bei meinem Wagen.«
»Selbstverständlich, Yebell!«
»Ende.«
Der leuchtende Punkt wurde deutlicher und größer. Schließlich trat er in die Atmosphäre ein und wurde, je näher er kam, undeutlicher. Schließlich war er aus der Sicht des Chefs der Kolonisten verschwunden. Minuten vergingen ereignislos. Nur der Wind wehte etwas dürres Laub über den Beton, und es gab schleifende Geräusche.
Das Funkgerät summte gerade in dem Augenblick, als die Geräusche das Schiff überholten. Die Jacht schaltete ihre Landescheinwerfer ein, als der Donner der Triebwerke und der Unterschallknall über die Landschaft hallten.
»Ja?«
»Ein Privatschiff von Dshina, Le Monte.«
Yebell begann zu frösteln.
»Name?«
»Kein Name. Nur eine Zahl. Es hat die Nummer Eins.«
Le Monte überlegte, während er den Lautsprecher des Geräts ans Ohr preßte. Die acht riesigen Lichter kamen immer näher. Jetzt kreischten die Reifen auf, als das Material die Piste berührte. Die Jacht schoß aus der Geraden heraus und bremste ab, als sie den Rand des Kreises berührte. Aus dem Landeanflug wurde eine Kurve eingeleitet, die das Schiff, das langsamer wurde und nur noch rollte, bis etwa zur Mitte des Kreises brachte.
»Nummer Eins? Das ist ein Regierungsschiff ...«
Monte schluckte einen Fluch herunter und warf den Zigarettenrest weg. Er sprang auf den Boden und ging auf die Tür des Wagens zu. Er hörte die Stimme des Nachtdienstes jetzt wieder deutlicher, weil der Raumschiffpilot die Maschinen abschaltete.
»Richtig. Die erste Durchsage im Klartext, Yebell: Energiedirektor Ousmane Diack ist soeben gelandet und würde sich freuen, von Le Monte abgeholt zu werden. Er und seine Tochter sind, abgesehen vom Piloten, in der Jacht.«
»Danke!« sagte Le Monte und schwang sich hinter die Steuerung und startete.
Was will der alte Fuchs heute und hier? dachte er. Und warum hat er Diona mitgenommen? Mit aufgeblendeten Scheinwerfern raste der Wagen hinüber zum Schiff, das eben zum Stillstand gekommen war und mit den schwenkbaren Landescheinwerfern die Piste unterhalb der Stabilisierungsflossen ausleuchtete. Der Wagen hielt mit knirschenden Reifen, als die Luke nach oben glitt und sich die Gangway hervorschob. Yebell sprang aus dem Wagen und blieb stehen.
Zuerst kam der Pilot, grüßte kurz und half dann Diona. Yebell lächelte, als er sie erkannte. Vielleicht konnte sie ihm
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