Planet der Affen
Schwierigkeit, mit diesen Wesen, die weder sprechen noch lächeln konnten, Kontakt aufzunehmen, war unvorstellbar groß. Ich bemühte mich dennoch und probierte alle Gesten aus, die als bedeutsam gelten. Ich verbeugte mich so liebenswürdig, wie ich es vermochte, mit gefalteten Händen, nach Art der Chinesen. Ich warf ihnen Kusshändchen zu. Alles umsonst. Kein Schimmer des Begreifens zeigte sich in ihren Augen.
Als wir uns während des Fluges über die Möglichkeit unterhalten hatten, Lebewesen zu begegnen, hatten wir dabei zwar an missgebildete, monströse Geschöpfe von fremdartigem Wuchs gedacht, doch immer ausdrücklich das Vorhandensein von Intelligenz vorausgesetzt. Auf dem Planeten Soror schien es gerade umgekehrt zu sein: Seine Bewohner glichen uns in der äußeren Erscheinung, doch Verstand besaßen sie offenbar keinen. Das war es gewesen, was mich an Novas Blick so beunruhigt hatte und was ich jetzt bei allen anderen wiederfand – der Mangel an bewusstem Denken, an Seele.
Sie gaben sich ganz dem Spiel hin. Uns allerdings wurde es langsam zu viel. Um ihnen zu zeigen, wie man es anders machen könnte, fassten wir drei uns an den Händen und begannen, bis zur Hüfte im Wasser stehend, eine Art Ringelreihen, wobei wir im Takt die Arme schwenkten, wie es kleine Kinder tun. Das schien sie nicht im Geringsten zu interessieren. Die meisten entfernten sich, und einige betrachteten uns mit solcher Verständnislosigkeit, dass wir selbst ganz verwirrt wurden. Und es war einzig und allein diese Verwirrung, die das Unheil heraufbeschwor. Als uns nämlich zu Bewusstsein kam, dass wir, drei erwachsene Männer, unter dem Beteigeuze infantil im Kreis herumhüpften, vergaßen wir alle Vorsicht und vermochten nicht länger ernst zu bleiben. Wir hatten uns während der letzten Viertelstunde einen solchen Zwang angetan, dass wir nun Erholung brauchten. Wir brachen also in schallendes und hemmungsloses Gelächter aus.
Dieser Heiterkeitsausbruch löste bei den fremden Menschen endlich eine Reaktion aus, doch leider nicht die erhoffte. Plötzlich war es, als wühlte ein Sturmwind den Teich auf. Sie stoben in alle Richtungen auseinander, mit solcher Kopflosigkeit, dass es unter anderen Umständen lächerlich gewirkt hätte. Im Nu befanden wir uns allein im Wasser. Sie versammelten sich am gegenüberliegenden Steilufer des Teichs zu einem zitternden Haufen, stießen ihre wilden Schreie aus und reckten wütend ihre Arme gegen uns. Sie machten so bedrohliche Mienen, dass wir es mit der Angst bekamen. Levain und ich eilten zu unseren Waffen, doch der Professor bat uns mit leiser Stimme, sie nicht aufzuheben, solange sich die Fremdlinge nicht wieder näherten.
Wir kleideten uns hastig an, ohne sie dabei aus den Augen zu lassen. Kaum hatten wir jedoch Hose und Hemd übergestreift, als sich ihre Erregung bis zur Raserei steigerte. Offenbar konnten sie den Anblick angezogener Menschen nicht ertragen. Einige ergriffen die Flucht, andere jedoch rückten mit ausgestreckten Armen und gekrümmten Fingern gegen uns vor. Ich riss mein Gewehr hoch. Und seltsamerweise schienen diese sonst so begriffsstutzigen Wesen zu verstehen, was das bedeutete – sie machten kehrt und verschwanden hinter den Bäumen.
Wir begaben uns schnell zu unserem Beiboot. Und auch diesmal hatte ich das Gefühl, dass sie dauernd anwesend waren, wenngleich unsichtbar, und dass sie uns heimlich bei unserem Rückzug begleiteten.
7
Der Überfall erfolgte, als wir die Lichtung erreichten, und zwar so plötzlich, dass wir nicht dazu kamen, uns zu wehren. Wie wilde Tiere brachen die Sorormenschen aus dem Unterholz und stürzten sich auf uns, noch bevor wir unsere Waffen in Anschlag bringen konnten.
Seltsamerweise hatten sie es jedoch nicht auf unser Leben abgesehen, das merkte ich sofort, sondern auf unsere Kleider und alles andere, was wir bei uns hatten. Unmöglich, Widerstand zu leisten. Gierig zupackende Hände bemächtigten sich unserer Waffen, der Munition und der Tragtaschen, warfen alles beiseite, zerrten uns die Kleider vom Leib und zerfetzten sie. Als mir klar wurde, was ihre Wut entfachte, ließ ich alles mit mir geschehen und trug zwar ein paar Kratzer, aber keine ernsthafte Verletzung davon. Antelle und Levain folgten meinem Beispiel, und bald waren wir wieder ebenso nackt wie die Männer und Frauen, die uns umringten. Sichtlich beruhigt, fingen sie erneut an, um uns herumzuhüpfen, blieben jedoch so dicht in unserer Nähe, dass jeder Fluchtversuch vergeblich
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