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Planet der Affen

Planet der Affen

Titel: Planet der Affen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Boulle
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schien. Unterdessen hatten sich etwa Hundert von ihnen auf der Lichtung eingefunden, und ein Teil davon ihnen fiel nun wie zuvor über unsere Kleidung, über unser Beiboot her.
    Trotz der Verzweiflung, die mich überkam, als ich sah, wie sie unseren kostbaren Flugapparat demolierten, glaubte ich aus der Art ihres Vorgehens den Schluss ableiten zu können, dass ihre Wut nicht uns persönlich galt, sondern allem, was angefertigt war. Wenn sie einen Gegenstand in die Hand nahmen, dann nur, um ihn gleich zu zertrümmern, zu verbiegen oder zu zerreißen und anschließend von sich zu schleudern wie ein glühendes Eisen. Sie beruhigten sich nicht eher, bis alles zerstört war. Und dabei bedienten sie sich keiner Waffe, nicht einmal eines Stockes.
    Hilflos mussten wir der Vernichtung unseres Beibootes zusehen. Die Türen hatten dem Ansturm nicht lange standgehalten. Die Sorormenschen drangen ins Innere ein und zertrümmerten alles, was sich zertrümmern ließ, insbesondere die kostbaren Bordinstrumente, deren Überreste sie wahllos verstreuten. Das Zerstörungswerk war bald vollendet. Als nur noch die Metallhülle intakt war, ließen sie davon ab und kamen zu uns herüber. Wir wurden herumgestoßen, hin und her geschubst und schließlich in die Tiefe des Urwalds verschleppt.
    Die Lage wurde immer bedrohlicher. Unserer Waffen beraubt, ohne Kleidung, zwang man uns, barfuß und in einem für uns viel zu schnellen Tempo loszumarschieren. Wir hatten keine Gelegenheit, unsere Eindrücke auszutauschen oder gar uns zu beklagen. Schon der Versuch einer Unterhaltung verursachte ein derart bedrohliches Benehmen, dass wir notgedrungen schwiegen. Und dennoch waren diese Wesen Menschen wie wir. Bekleidet und mit Kopfbedeckung hätten sie in unserer Welt nicht das geringste Aufsehen erregt. Ihre Frauen waren alle schön, doch mit Nova konnte sich keine vergleichen.
    Diese hielt sich dauernd in unserer Nähe auf. Hin und wieder, wenn meine Wächter mich antrieben, drehte ich den Kopf in ihre Richtung, um ein Zeichen des Mitgefühls von ihr zu erbitten, wie ich es einmal auf ihren Zügen zu sehen geglaubt hatte. Aber da war wohl der Wunsch der Vater des Gedankens gewesen. Seit ich sie angeschaut hatte, wich sie meinem Blick aus, und ihre Miene war eine einzige Verständnislosigkeit.
    Unser Leidensweg dauerte mehrere Stunden. Ich war völlig erschöpft, meine Füße waren wund gelaufen, der Körper zerkratzt vom dornigen Gestrüpp, durch das die Sorormenschen sich wie Schlangen hindurchwanden. Meine Gefährten befanden sich in keiner besseren Verfassung. Professor Antelle stolperte bei jedem Schritt und war nahe am Zusammenbrechen, als wir offenbar endlich am Ziel angelangten. An dieser Stelle war der Wald weniger dicht, und der Boden, statt mit Gebüsch, mir kurzem Gras bewachsen. Man ließ uns einfach stehen, und alle begannen wieder herumzutollen und Fangen zu spielen, was ihre Hauptbeschäftigung zu sein schien. Völlig ausgepumpt sanken wir zu Boden und nutzten diese Atempause, um uns leise zu beraten.
    Es bedurfte der ganzen Überzeugungskraft des Professors, um uns vor dem Abgleiten in tiefe Mutlosigkeit zu bewahren. Der Abend brach herein. Zweifellos hätten wir uns die allgemeine Unaufmerksamkeit zunutze machen und einen Fluchtversuch unternehmen können. Aber wohin hätten wir fliehen sollen? Selbst wenn wir den Weg zurück gefunden hätten, unser Beiboot wäre nicht mehr zu gebrauchen gewesen. Es schien uns klüger, hier zu bleiben und zu versuchen, diese unberechenbaren Wesen für uns einzunehmen.
    Außerdem quälte uns der Hunger. Wir standen auf und machten ein paar zaghafte Schritte. Die anderen spielten fröhlich weiter, niemand schenkte uns Beachtung. Einzig Nova bildete eine Ausnahme. Sie folgte uns mit einigem Abstand, und immer wenn wir uns nach ihr umdrehten, wandte sie den Kopf ab. Nachdem wir eine Weile ziellos umhergeirrt waren, stellten wir fest, dass wir uns in einer Art Lager befanden. Als Unterkünfte dienten allerdings keine Hütten, sondern so etwas wie Nester, ähnlich denen von Menschenaffen im Urwald ineinander verflochtene Zweige auf dem Boden oder in den Gabelungen niedriger Äste. In einigen dieser Nester hockten Männer und Frauen – ich weiß nicht, wie ich sie anders nennen soll –, dahindämmernd, schlafend, eng aneinander geschmiegt wie frierende Hunde. In den etwas geräumigeren hatten sich ganze Familien niedergelassen, und wir bemerkten schlummernde Kinder, die sehr gesund aussahen.
    Damit war das

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