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Planet der Affen

Planet der Affen

Titel: Planet der Affen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pierre Boulle
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Nahrungsproblem noch nicht gelöst. Schließlich entdeckten wir unter einem Baum eine Familie, die sich zum Essen versammelt hatte. Doch ihr Mahl wirkte wenig einladend: Sie zerlegten ohne Zuhilfenahme irgendwelcher Geräte ein größeres Stück Wild, rissen mit Nägeln und Zähnen Klumpen rohen Fleisches davon ab und verschlangen diese, nachdem sie lediglich die Haut abgezogen hatten. Weit und breit war keine Feuerstelle zu sehen. Dieses Mahl entmutigte uns vollends, und zudem begriffen wir bald, dass wir keineswegs eingeladen waren, daran teilzunehmen. Im Gegenteil: Zorniges Knurren bewog uns ziemlich schnell zum Rückzug.
    Schließlich kam uns Nova zu Hilfe. Hatte sie verstanden, dass wir hungrig waren? Konnte sie überhaupt etwas verstehen? Oder hatte sie bloß selbst Hunger? Jedenfalls schritt sie auf einen hohen Baum zu, kletterte am Stamm hinauf und verschwand im dichten Laub. Gleich darauf regnete es bananenartige Früchte. Dann stieg Nova wieder herab, hob einige davon auf und begann sie zu verschlingen. Dabei ließ sie uns nicht aus den Augen. Nach einigem Zögern nahmen wir unseren Mut zusammen und machten es ebenso. Die Früchte schmeckten nicht schlecht, und bald waren wir gesättigt. Unseren Durst löschten wir an einem Bach in der Nähe.
    Wir beschlossen, die Nacht hier zu verbringen. Jeder von uns suchte sich ein Fleckchen im Gras und bereitete sich dort ein Lager nach dem Muster derjenigen, die wir zuvor gesehen hatten. Nova verfolgte interessiert das Geschehen und kam sogar heran, um mir zu helfen, als ich mit einem widerspenstigen Zweig nicht fertig wurde. Mich rührte diese Geste. Levain hingegen war darüber so verärgert, dass er sich sofort niederlegte, sich in seinem Laubbett vergrub und uns den Rücken zukehrte. Professor Antelle war bereits vor Ermattung eingeschlafen.
    Ich ließ mir mit der Fertigstellung meines Lagers Zeit. Nova, die wieder etwas zurückgewichen war, sah mir weiterhin zu. Als ich mich ebenfalls ausstreckte, verharrte sie eine Weile regungslos, als würde sie nachdenken. Dann kam sie mit kleinen, zögerlichen Schritten näher. Ich rührte mich nicht, weil ich befürchtete, sie sonst zu verscheuchen. Sie legte sich neben mich. Ich blieb mucksmäuschenstill. Dann kuschelte sie sich an mich, und nichts unterschied uns von den anderen Paaren in den anderen Nestern dieses seltsamen Volkes. Doch trotz ihrer zauberhaften Schönheit vermochte ich in Nova keine wirkliche Frau zu sehen. Ihr Verhalten erinnerte allzu sehr an ein kleines Haustier, das die Nähe seines Herrn sucht. Ich empfand die Wärme ihres Körpers als angenehm, ohne dass mir etwas anderes in den Sinn gekommen wäre. Halb tot vor Müdigkeit lag ich neben diesem fremdartig schönen Naturwesen. Bevor ich die Augen schloss, blickte ich noch einmal zum Mond des Planeten Soror auf, der, kleiner als der Mond der Erde, den Dschungel mit gelblichem Lichtschein übergoss.

8
    Als ich erwachte, graute gerade der Morgen über den Bäumen. Nova schlief noch. Ich betrachtete sie schweigend und seufzte, als mir einfiel, was sie unserem kleinen Affen angetan hatte. Außerdem trug sie wohl die Schuld an unserem Missgeschick, denn bestimmt hatte sie ihre Stammesgefährten auf uns aufmerksam gemacht. Doch wie konnte man ihr etwas verübeln, wenn man sie in ihrer ganzen Schönheit vor sich sah?
    Plötzlich regte sie sich und hob den Kopf. Entsetzen flackerte in ihren Augen auf, und ich spürte, wie sich ihre Muskeln spannten. Als ich jedoch keine Bewegung machte, hellte sich ihre Miene auf. Sie erkannte mich wieder, und zum ersten Mal brachte sie es fertig, meinem Blick standzuhalten. Ich sah das als einen persönlichen Erfolg und ließ mich dazu hinreißen, sie abermals anzulächeln.
    Diesmal reagierte sie nicht so heftig. Sie begann zu zittern, wollte aufspringen, blieb dann aber doch liegen. Dadurch ermutigt, verstärkte ich mein Lächeln. Sie erbebte noch einmal, beruhigte sich jedoch, und ihr Gesicht drückte nichts weiter als tiefes Erstaunen aus. War es mir etwa gelungen, sie zu zähmen? Ich ging so weit, ihr die Hand auf die Schulter zu legen. Sie erschauerte, zuckte aber nicht zurück. Meine Freude über diesen Erfolg war groß.
    Außerdem bildete ich mir ein, dass sie mich nachzuahmen versuchte. Und es stimmte: Sie versuchte zu lächeln. Ich konnte mir vorstellen, welche Anstrengung es sie kostete. Sie probierte es einige Male und brachte schließlich so etwas wie eine schmerzliche Grimasse zustande. Es lag etwas Rührendes

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