Planet der Affen
vorlegen. Sie werden sich wundern!«
Offenbar will er sich selbst vom Genie des Affen überzeugen und wird daher unnötigerweise aggressiv, obwohl ich ihm in diesem Punkt nie widersprochen habe. Er selbst hat doch vor zwei Monaten damit angefangen, den Mangel an schöpferischem Geist unter den Affen zu beklagen. Mit pathetischer Stimme fährt er fort: »Glauben Sie mir, eines Tages werden wir die Menschen auf allen Gebieten überflügeln. Sie brauchen sich nicht einzubilden, dass wir nur aus Zufall Ihre Nachfolge angetreten haben. Es geschah ganz folgerichtig im Sinne der Evolution. Die Zeit des Homo sapiens war vorbei, ein höher stehendes Wesen musste ihn ablösen, musste sich seine Errungenschaften aneignen und sich mit ihnen während einer Periode scheinbaren Stillstands vertraut machen, um sich dann zu neuen Höhen emporschwingen zu können.«
Das ist eine interessante Art, die Entwicklung zu deuten. Ich könnte ihm antworten, dass auch bei uns von einem höher stehenden Wesen, das uns eines Tages möglicherweise ablösen wird, die Rede ist. Aber weder Gelehrte noch Philosophen oder Dichter stellen sich diesen Übermenschen in der Gestalt eines Affen vor. Ich habe allerdings keine Lust, mich darüber zu streiten, habe ich doch ganz andere Dinge im Kopf. Ich bringe die Rede auf Nova und ihren Zustand.
Cornelius geht nicht weiter darauf ein, versucht mich jedoch zu trösten. »Quälen Sie sich nicht. Alles wird seinen normalen Verlauf nehmen. Das Kind wird genauso sein wie alle anderen kleinen Sorormenschen.«
»Das will ich nicht hoffen. Ich bin sicher, dass es sprechen wird.« Unwillkürlich liegt ziemliche Entrüstung in meiner Stimme. Zira runzelt die Stirn, um mich zum Schweigen zu bringen.
»Wünschen Sie es nicht zu sehr«, meint Cornelius ernst. »Im Interesse des Kindes und in Ihrem eigenen.« Dann wird sein Ton vertraulicher. »Wenn es spräche, könnte ich Sie womöglich nicht mehr so schützen wie jetzt. Sie sind sich offenbar nicht darüber im Klaren, dass der Große Rat den Fall aufmerksam verfolgt und dass ich strikte Anweisung habe, die bevorstehende Geburt geheim zu halten. Wenn die Behörden wüssten, dass Sie informiert sind, würde man mich und auch Zira sofort entlassen, und Sie stünden wieder allein da, umgeben von …«
»Umgeben von Feinden?«
Er wendet den Blick ab. Mein Verdacht bewahrheitet sich also – man sieht in mir eine Gefahr für die Affenwelt. Dennoch freut es mich, in Cornelius einen Verbündeten, wenn nicht gar einen Freund zu haben. Zira ist offensichtlich entschiedener für mich eingetreten, als sie es mich hat merken lassen, und Cornelius wird nichts unternehmen, was ihr missfallen könnte. Er erlaubt mir, Nova zu besuchen – in aller Heimlichkeit natürlich.
Zira führt mich zu einem kleinen, isolierten Gebäude, für das nur sie einen Schlüssel besitzt. Der Raum, in den sie mich einlässt, ist nicht groß – er enthält nur drei Käfige, von denen zwei leer sind. Den dritten bewohnt Nova. Sie hat uns kommen hören und meine Gegenwart offenbar instinktiv gespürt, denn noch bevor sie mich sehen konnte, ist sie aufgestanden und hat die Arme ausgestreckt. Ich drücke ihr die Hände und reibe mein Gesicht an ihrer Wange. Zira zuckt etwas unwillig mit den Achseln, doch sie gibt mir den Schlüssel zum Käfig und geht auf den Gang hinaus, um Wache zu halten. Diese Äffin ist wirklich ein edles Geschöpf. Sie hat erkannt, dass wir einander viel zu erzählen haben, und lässt uns allein.
Viel zu erzählen? Nun ja! Ich habe wieder einmal Novas Intelligenzgrad vergessen. Ich bin in den Käfig gestürzt, habe sie in die Arme geschlossen und zu ihr gesprochen, als könnte sie mich verstehen. Ich habe zu ihr gesprochen wie etwa zu Zira. Versteht sie mich wirklich nicht? Hat sie nicht wenigstens eine dumpfe Ahnung von der Aufgabe, die wir zu erfüllen haben? Ich strecke mich neben ihr auf dem Stroh aus und streichle sie zärtlich. Durch ihren gegenwärtigen Zustand scheint sie eine ungewohnte Würde erlangt zu haben, und ihr Blick ist eindeutig beseelter geworden. Plötzlich beginnt sie angestrengt die Silben meines Namens zu stammeln, die ich sie gelehrt habe. Sie hat es also nicht vergessen! Freude überkommt mich. Doch dann werden ihre Augen wieder stumpf, wendet sie sich ab und verschlingt das Obst, das ich ihr mitgebracht habe.
Schließlich kommt Zira zurück, und wir müssen uns wieder trennen. Ich fühle mich wie zerschmettert. Zira begleitet mich in meine Wohnung,
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