Planet des Lichts
lange verlassen.
Die Steinstraße verwandelte sich in eine staubige Wagenspur, die zwischen hohen Hecken hindurchführte. Der Junge stapfte neben Gwyll her, der schweigend die Landschaft betrachtete. Die Straße wand sich bergab, weg von dem Hügel, auf dem die Stadt lag. Bald ließen sie die Hecken hinter sich, und Gwyll blickte auf flaches, sumpfiges Land, das von spärlicher, hellblauer Vegetation bedeckt war.
„Was wird hier angebaut?” fragte er.
„Sie versuchen Kruckull anzubauen.”
Gwyll hatte von dieser Pflanze noch nie etwas gehört, und sie interessierte ihn auch nicht weiter. Hier vermißte er den Farbenglanz, den Zrilund sonst bot. Er sah nur öde Felder.
Die Straße wurde immer feuchter, und ihre Fußstapfen füllten sich mit Wasser. Bald begannen sie im Schlamm zu rutschen. Die Sonne hatte beinahe den Horizont erreicht, und Gwyll fragte sich besorgt, wie rasch die Dunkelheit über diese traurige Gegend hereinbrechen würde.
„Da!” sagte der Junge plötzlich und deutete nach vorn.
„Wohnt dort Mr. Brance?”
„Ma sagt, daß das die Bottom Farm ist. Sie ist die letzte Farm an dieser Straße. Kann ich jetzt gehen?”
Gwyll nickte und warf ihm die versprochenen fünf Münzen zu. „Lauf heim!”
Der Junge rannte davon, und Gwyll marschierte auf die Farm zu. Der schlammige Weg wurde immer schwerer begehbar, und als Gwyll an der letzten Farm vor der Bottom Farm vorbeikam, verlor sich der Pfad völlig. Ein Netz kleiner Wasserläufe lag vor Gwyll. Er überquerte es auf schmalen, wackeligen Bretterbrücken.
Das Haus vor ihm war aus Holz und mit Stroh gedeckt. Vor dem Eingang hing ein zerrissener Vorhang. Das einzige Fenster, das Gwyll entdecken konnte, war mit Pflanzen überwachsen.
Langsam näherte er sich der primitiven Hütte und rief ängstlich: „Hallo!”
Der Vorhang wurde zur Seite geschoben, und ein schmutzig wirkender Mann mit Bart und roten Haaren erschien.
„Ja?”
„Ich suche Arnen Brance.”
„Ich bin Arnen Brance”, erwiderte der Mann. „Ich kann mich nicht erinnern, wann mich das letztemal jemand so dringend sprechen wollte, daß er durch den Sumpf zu mir gewatet ist.”
Gwyll blickte auf seine wasserdurchtränkten Schuhe.
„Ich bin Gerald Gwyll von der Harnasharn-Galerie. Sie haben kürzlich ein Bild an Gof Milfro geschickt, Mr. Brance, und er … ”
„Harnasharn-Galerie? Ich verstehe nicht.”
„Milfro hat das Gemälde an uns geschickt.”
„Was, zum Teufel, hat er? Wenn ich ihm das nächstemal begegne, ziehe ich ihm die Haut ab, ich … ”
„Haben Sie das Bild gemalt, Mr. Brance?”
„Nein. Und es war nicht richtig von Milfro, daß er es Ihnen geschickt hat.”
„Wer ist der Maler?”
Brance trat aus der Tür und musterte Gwyll mißtrauisch.
„Warum wollen Sie das wissen?”
„Ich möchte ihn unter Vertrag nehmen.”
„Ich verstehe.” Brances Augen waren von eiskaltem Blau. Gwyll versuchte, dem Blick standzuhalten, trat aber einen Schritt zurück.
„Ich kann Ihnen nicht helfen”, sagte Brance.
„Haben Sie etwas gegen den Maler? Es gibt wenige Künstler, die nicht einen Luftsprung machen würden, wenn Harnasharn sie unter Vertrag nähme.”
„Kommen Sie herein”, sagte Brance unerwartet. „Trinken Sie etwas. Ihre Füße sind ja ganz naß, und der Rückweg ist weit.”
„Weiter, als Sie denken”, sagte Gwyll grimmig. „Wenn ich den Maler nicht finde, kann ich mir einen anderen Job suchen.”
Brance hielt den Vorhang auf, und Gwyll trat vorsichtig in das dunkle Innere des Hauses.
„Ich habe nur einen Stuhl”, sagte Brance entschuldigend. „Setzen Sie sich. Ich habe L. H. einmal getroffen, vor langer Zeit. Er sagte mir, ich sei ein Alptraum für jeden Kunsthändler.”
„L. H. sagt immer, was er denkt.”
„Er hatte recht. Ich habe auch nie ein Bild verkauft, aber nur, weil ich es ablehnte, Souvenirs zu malen. Hier, trinken Sie.” Gwyll ergriff den Krug und nippte vorsichtig daran. Das Getränk war kalt und schmeckte sehr würzig.
„Das ist unser lokales Produkt, Kruckull-Tee. Wir machen auch Brot aus der Pflanze. Möchten Sie ein Stück?”
„Ja, danke. Bauen Sie das Zeug selbst an?”
„Ja. Leider ist die Ernte nicht sehr ergiebig.”
„Eine seltsame Beschäftigung für einen Künstler.”
„Ex-Künstler, meinen Sie wohl.” Brance grinste. „Warum seltsam? Ex-Künstler müssen auch leben. Die Farm gehörte einem Freund, der sie mir verkaufte. Ich gab das Malen auf und bin froh, daß ich in einer Gegend
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