Planet des Lichts
Koraks sind nicht von Adel. Deshalb wollen die hochstehenden Leute nichts mit ihm zu tun haben.”
„Ach! Und wie viele Bewohner Donovs rechnen Sie zu den ‚hochstehenden’ Leuten?”
Ronony antwortete nicht. Sie nahm ihren Hörer wieder auf und drehte an der Wählscheibe des Telefons, das auf einer Konsole neben ihrem Ellbogen stand. Der Steward kündigte die letzten Gäste an und führte sie in den Saal. Diener boten Speisen und Getränke an. Wieder legte Ronony den Hörer beiseite.
„Die Gäste haben sich beklagt, weil sie Ihnen nicht vorgestellt werden. Man hat damit gerechnet, Ihnen zu begegnen.”
„Ich bin es müde, all die Fragen nach den armen Tieren zu beantworten”, sagte der Botschafter verdrossen. „Und außerdem, wie soll ich wissen, was die Aufstände verursacht hat? Seit neun Jahren war ich nicht mehr daheim.”
„Ich hoffe, daß die Unruhen jetzt beendet sind”, sagte Ronony ernst. „Warum konnte man sie nicht rechtzeitig unter Kontrolle bringen?”
„Es ging alles so schnell, daß die Verantwortlichen völlig überrumpelt wurden.”
„Wodurch wurden die Unruhen hervorgerufen?”
„Wenn ich das wüßte, wäre ich auf Mestil und nicht hier. Jedermann weiß, daß unsere Animaloide von unschätzbarem Wert sind, und noch immer lehnen sich die Mestilianer gegen sie auf.” Er beugte sich vor und wechselte das Thema. „Eine großartige Party! Aber warum gibt es keine Musik?”
„Weil Musik die Gespräche tötet”, erwiderte Ronony lächelnd.
„Und Sie laden jeden Monat Gäste ein, denen Sie sich niemals zeigen? Erstaunlich.”
„Ich könnte monatlich zweimal solche Einladungen geben, aber je seltener meine Partys sind, desto mehr werden sie geschätzt.”
„Und sind tatsächlich alle wichtigen Leute von Donov bei Ihren Partys versammelt?”
„Fast alle. Und aus den Gesprächen entnehme ich wichtige Informationen für meine Organisation.”
„Bemerkenswert. Und ich dachte immer, Donov sei eine völlig unbedeutende Welt.”
„Sie hat keine Armee und nur den einen Raumkreuzer, dessen Besitz die Mitgliedschaft in der Föderation verlangt. Donov hat nicht einmal eine richtige Polizei. Es bedroht niemanden und hat nichts, das irgendwen interessieren könnte. Ich habe kompromittierende Informationen über mindestens ein Dutzend hoher donovianischer Beamter und Regierungsmitglieder. Ich könnte sie leicht erpressen, aber warum soll ich mir die Mühe machen? Unsere Organisation hat andere Aufgaben. Donov ist völlig unwichtig. Jeder, der hierherkommt, will sich entspannen. Und Leute, die sich entspannen, werden mit der Zeit sorglos – das trifft auch auf die Diplomaten zu, die hier ihre Ferien machen.”
„Ich werde dafür sorgen, daß sich mein Gefolge nicht zu sehr entspannt.”
„Ahnt niemand etwas von Ihrer Organisation?”
„Natürlich nicht. Ich benutze stromlose Tonbandgeräte, denn manche Leute tragen Detektoren bei sich. Meine Tonbandgeräte sind überall im Saal angebracht, meist in den Ecken, denn dort pflegen die interessantesten Gespräche stattzufinden. Später höre ich alle Bänder aufmerksam ab. Manchmal erfahre ich etwas, das sofortige Aktion erfordert. Wußten Sie zum Beispiel, daß Filmaufnahmen von den Unruhen auf Mestil auf andere Welten geschmuggelt wurden?”
„Was?”
„Ein donovianischer Importeur namens Colyff ist irgendwie in den Besitz von Kopien gelangt. Seine Gespräche habe ich besonders aufmerksam verfolgt. Er hat Freunde eingeladen, die sich bei ihm die Filme ansehen sollen.”
Der Botschafter sprang auf.
„Ich muß sofort den Ersten Lord informieren. Können Sie sich vorstellen … ”
„Allerdings. Ich habe ihn bereits benachrichtigt, und ich werde Schritte in die Wege leiten, um die Filmkopien an mich zu bringen. Bitte, setzen Sie sich. Sie erregen Aufmerksamkeit.” Sie beugte sich vor. „Da ist jemand, den ich nicht kenne. Weißt du, wer das ist, Carlon?”
„Nein, Ma’am.” Der Diener, der diskret hinter dem Stuhl gekauert hatte, eilte davon. Kurz darauf kehrte er wieder zurück.
„Er heißt Jaward Jorno, Ma’am. Er begleitet Dame Lilya Vaan.”
„Merkwürdig. Ich habe nie von ihm gehört.”
„Ich habe erfahren, daß er seit vielen Jahren nicht mehr auf Donov war.”
„Versuche, etwas mehr über ihn herauszufinden.”
Gräfin Wargen schritt königlich am Arm ihres Sohnes durch die Menge. Als Wargen bemerkte, daß Lilya Vaan mit ihm sprechen wollte, flüsterte er seiner Mutter etwas zu, und sie blieben
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