Planet des Lichts
wartend stehen.
Lilya bahnte sich atemlos einen Weg durch die dicht gedrängten Gäste und stellte ihren Begleiter vor.
„Jaward Jorno, Gräfin Wargen und ihr Sohn, der Graf.”
Jorno hob die Brauen, als sein Handgelenk das Wargens berührte.
„Wargen? Sind Sie nicht … ”
„Der erste Sekretär des Weltmanagers”, flötete Lilya. Nach dem Austausch einiger Höflichkeiten trennte man sich wieder, und Wargen überlegte, was Jorno hier wollte, nachdem er jahrelang nicht auf Donov gewesen war. Er plazierte seine Mutter auf einer Terrasse, sorgte dafür, daß sie genug zu essen und zu trinken hatte, entschuldigte sich und ließ seine Mutter mit ihrem wohlgefüllten Tablett allein.
Als er in den Saal zurückkehrte, zupfte ihn eine Hand am Ärmel.
„Sie sind ein Lügner!”
„Und Sie sind eine Teufelin”, erwiderte Wargen gelassen.
Schmollend blickte ihn Eritha Korak an. Sie war klein und attraktiv, ohne schön zu sein, und sie besaß eine innere Strahlkraft und einen lebhaften Verstand, der dieser Gesellschaft selbstzufriedener Millionäre und Nobelleute völlig fremd war.
„Sie haben versprochen, mit Großvater zu reden”, sagte sie anklagend.
„Ich habe auch mit ihm gesprochen”, versicherte Wargen.
„Über mich?”
„Ich habe nicht versprochen, daß ich mit ihm über Sie reden werde. Ich habe nur versprochen, mit ihm zu reden, und das tue ich ohnehin täglich.”
„Sie – Sie Betrüger!”
„Nun, ich fand immerhin Gelegenheit, ihm gegenüber seltsamen Pläne bezüglich einer Karriere als Malerin zu erwähnen. Er war dagegen.”
„Er sagt, ich habe kein Talent”, sagte sie bitter.
„Haben Sie Talent?”
„Nein.”
„Warum wollen Sie dann malen?”
„Weil ich die Malerei liebe. Und weil ich sie verstehen will. Das kann man nur, wenn man selbst einen Pinsel in die Hand nimmt. Aber ich bin bei den Aufnahmeprüfungen an jeder akkreditierten Kunsthochschule auf Donov durchgefallen. Ich muß also in eine der Kolonien gehen, um dort zu lernen. Aber Großpapa sagt, daß er dann mein Taschengeld streichen würde. Glauben Sie, das würde er wirklich tun?”
„Darauf können Sie sich verlassen.”
„Das dachte ich mir. Aber warum soll ich nutzlos dahinleben, wenn es doch etwas gibt, das mich ausfüllen könnte?”
„Das Problem ist, daß die meisten Menschen auf Donov die Maler und ihre Kunst hassen. Diesen Haß würden auch Sie zu spüren bekommen.”
„Aber – Großpapa …?”
„Er ist dafür verantwortlich, daß Donov zu einem Zentrum der Malerei geworden ist, und das bereitet ihm sicher oft Gewissensbisse. Wußten Sie, daß er Kunststudent war?”
„Nein!”
„Aber er entdeckte, daß er kein Talent hatte, gab die Malerei auf und studierte politische Wissenschaften.” Er ergriff sie am Arm und führte sie zur Mitte des Saals. „Es ist für ihn ein Verbrechen, wenn man seine wahren Talente vernachlässigt und sich statt dessen einer Tätigkeit widmet, für die man keine ausreichende Begabung hat. Das ist doppelte Vergeudung.” Er senkte seine Stimme. „Sie sind außerordentlich klug. Warum gebrauchen Sie nicht Ihren Verstand und finden heraus, was Jaward Jorno in Donov Metro zu suchen hat?”
Sie wandte sich ab. Aber sie ging nicht zu Jorno, sondern in die entgegengesetzte Richtung. Wargen widmete sich anderen Gästen und lauschte interessiert allen Gesprächen, die er rings um sich aufschnappen konnte. Als er eine Frau sagen hörte: „Gerald Gwyll, dieser Assistent von Harnasharn, war letzte Woche in Zrilund”, drehte er sich neugierig um. Was tat ein Vertreter der berühmtesten Kunstgalerie der Galaxis in einer Kunstkolonie, die von den miserabelsten Malern von Donov bevölkert wurde?
Die Frau, die gesprochen hatte, war eine dicke Matrone, deren Kunstenthusiasmus höchstens noch von ihrem grauenhaften Geschmack an Intensität übertroffen wurde. Wargens plötzliches Interesse ließ sie erröten, aber er schenkte ihr ein entwaffnendes Lächeln und fragte höflich: „Was gibt es Neues in Zrilund?”
„Gerry sagt, daß die Stadt immer mehr verfällt, aber der Brunnen ist schön wie eh und je.”
„Wie ich weiß, existiert dort immer noch eine Kunstkolonie. Man sagt, in Zrilund herrsche das beste Licht von Donov.”
„Kunstkolonie, zum Teufel!” explodierte die Matrone. „Eine Touristenfalle ist das! Dort arbeitet schon seit Jahren kein anständiger Maler mehr.”
„Vielleicht hat Harnasharn den anonymen Schöpfer der Werke, die er gerade ausstellt, auf
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