Planeten-Türkisfeuer (German Edition)
schneller, als ihnen lieb war und ein ungutes Gefühl nistete sich in Isenes Magen ein. Trefor hatte ihnen heute früh eröffnet, dass sie nur mit Mühe Verbindung mit Estoria hatten aufnehmen können. Lysander hatte allerdings zugesagt in wenigen Stunden mehrere Schiffe zu senden und diskret im Hintergrund zu bleiben, bis er ein vereinbartes Zeichen bekam. Sollte hier nichts weiter geschehen, dann würde Valerian nie merken, wie nahe die Invasion gewesen war. Sie sollten sich also sicher fühlen, doch als sie schließlich die Gleiter bestiegen, war in Isenes Magen der Tumult so groß, dass sie nach Luft schnappen musste. Sie sah Marcos von der Seite an, auch er hatte einen Gesichtsausdruck, als täte ihm was weh. Grubik hatte wieder sein nichtssagendes Lächeln aufgesetzt und unterhielt sich mit ihrem Vater. Sie brauchten gar nicht lange, um auf dem Gelände eines recht heruntergekommenen Industriekomplexes anzukommen. Wenn sie so das bräunliche Gras betrachtete, das zwischen den Fugen der Betonplatten wuchs, dann herrschte hier nicht gerade ein reges Kommen und Gehen. Sie wurden durch Gewächshäuser mit kümmerlich vor sich hin vegetierenden Nerosma-Setzlingen geführt, ausgewachsene Sträucher sahen sie keine, auch keine der berühmten Cirop-Raupen, die sich von ihnen nährten und die sagenhafte Seide produzierten. Eigentlich sollten die etwa zehn Zentimeter langen Raupen sich mit ihrer rosa Haut prima auf den grau-braunen Blättern und dem silbrigen Geäst ausmachen lassen. Doch, weit und breit keine Spur. Mitten in diesem Bühnendorf, denn es konnte nicht mehr, als eine Kulisse sein, blieb Isene stehen. Hatte sie nicht noch ein paar Miststückgene in sich? Zeit, sie auszugraben.
Ihre Stimme klirrte vor Kälte und sie schickte ihrem Vater eine kurze mentale Vorwarnung.
„ Grubik, ich will hier nicht in ihrer hübschen Welt, die ohne Zweifel erst heute Nacht erstanden ist, herumgeführt werden, wie ein Esel auf dem Jahrmarkt. Wollen sie mich verarschen?“ Marcos riss seine Augen auf, offensichtlich überlegte er gerade, wie weit der Apfel vom Stammbaum ihrer Mutter gefallen war. Tja mein Lieber, immer so weit, wie es gerade nützlich war. Willst du mit den Schweinen spielen, musst du dich dreckig machen. Das Triumvirat und seine bösen Helfer, es war wirklich, wie in den Schauergeschichten, die man unartigen Kindern erzählte, begannen unruhig zu zappeln. Gut, also bewegte sie sich äußerst lasziv auf Grubik zu, Enofi war ohnehin schon hypnotisiert. Ihre Hand stahl sich auf seinen Arm und sie drückte fest zu, bevor sie ein Leuchten in ihn hineinschickte. Negative Gefühle halfen offenbar bei der Kontrolle, nimm das du Penner. Ihm standen wortwörtlich die Haare zu Berge. In diesem Moment strahlte sie eine Macht aus, die nicht so ohne weiteres Gut oder Böse zugeordnet werden konnte. Aber, es erfüllte seinen Zweck, dieser ganze Haufen an Würdenträgerscheiße war von ihr fasziniert und sich hatte keinen Zweifel, dass ihren Wünschen umgehend Erfüllung zu Teil werden würde.
„ Fangen wir also noch mal von vorne an, ihr Lieben.“ Ihr süffisantes Lächeln erreichte die Augen nicht, aber ihre Botschaft war wohl eindeutig angekommen.
„ Ich will die wahren Produktionsstätten kennenlernen, ich will die Unterlagen sehen und alles, was mit der Produktion zusammenhängt. Wir werden es nicht dulden, dass sie uns irgendwas nach Limbat schleppen, was ich nicht kontrollieren kann.“
Kasja Nor fasste sich als erste, war ja klar. Sie plusterte sich auf und versuchte es mit Hochmut.
„ Sie sind hier Gast, Majestät ,“ das Wort spuckte sie beinahe aus,“insofern haben sie höchstens zu bitten, nicht zu verlangen. Es handelt sich um ein wohlgehütetes Geheimnis und wir werden unseren Konkurrenten keine Handhabe gegen uns in die Hand geben.“ Isene wurde nun wirklich, also so echt , wütend. Sie merkte, wie die Luft um sie herum sich mit Elektrizität auflud, doch im Gegensatz zu ihren sonstigen Empfinden wollte sie es diesmal nicht runterfahren. Kasjas Gewand begann im Strom der Spannung hin und her zu schwingen, ihre Haare flogen, während Isene im Zentrum dieses begrenzten Tornados stand. Ihre Stimme klang nicht wie sonst.
„ Das mag alles sein, Rätin , aber sie haben hier alles zu verlieren, nicht ich. Ich und nur ich bin ihre einzige Rettung, das wissen sie. Wenn also der Rettungsring um Aufklärung bittet , dann würde ich an ihrer Stelle, verdammt noch mal das Maul aufmachen. Wenn wir abreisen,
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