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Planetenwanderer: Roman (German Edition)

Planetenwanderer: Roman (German Edition)

Titel: Planetenwanderer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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sechsten Mal serviert wurde. Die Anthropologin schob ihr Gemüse auf dem Teller herum, verzog das Gesicht und sagte: »Warum können wir nicht etwas Reales zu essen bekommen?«
    Tuf hielt inne, spießte geschickt einen Pilz mit seiner Gabel auf und hob ihn vor sein Gesicht. Er betrachtete ihn eine Weile ruhig, neigte den Kopf leicht zur Seite und betrachtete ihn aus einem anderen Blickwinkel, drehte ihn um, betrachtete auch die Unterseite und tippte ihn schließlich vorsichtig mit einem Finger an. »Ich verstehe den Sinn Ihrer Beschwerde nicht, Madam«, sagte er schließlich. »Zumindest dieser Pilz erscheint meinen eigenen armseligen Sinnen durchaus real. Sicher, er ist nur ein kleiner Teil des Ganzen. Vielleicht ist der Rest des Auflaufs nur eine Illusion. Obwohl ich das nicht glaube.«
    »Sie wissen, was ich gemeint hatte«, sagte Celise Waan mit schriller Stimme. »Ich will Fleisch.«
    »In der Tat?«, sagte Haviland Tuf. »Ich für meinen Teil will unermesslichen Reichtum. Derartige Fantasien sind leicht geträumt, aber sehr viel weniger leicht realisiert.«
    »Ich habe dieses ganze Gemüse satt«, kreischte Celine Waan. »Wollen Sie mir wirklich erzählen, dass in diesem ganzen verdammten Schiff kein Stückchen Fleisch zu haben ist?«
    Tuf stellte seine Fingerspitzen zusammen. »Es war sicherlich nicht meine Absicht, einen derartig falschen Eindruck zu vermitteln. Ich selbst esse zwar kein Fleisch, aber trotzdem ist eine kleine armselige Menge Fleisch an Bord der Füllhorn der Exzellenten Güter und Niedrigen Preise vorhanden, das gebe ich freimütig zu.«
    Ein Ausdruck unglaublicher Befriedigung überzog Celise Waans Gesicht. Sie schaute einen nach dem anderen der Speisenden an. Rica Morgenstern versuchte ein Grinsen zu unterdrücken; Kaj Nevis versuchte es noch nicht einmal; Jefri Löw schaute mürrisch drein. »Sehen Sie«, sagte sie zu ihnen, »ich habe Ihnen doch gesagt, dass er das ganze gute Essen für sich behält.« Mit voller Absicht ergriff sie ihren Teller und warf ihn quer durch den Raum. Er traf scheppernd ein metallenes Schott und verteilte den würzigen Auflauf über Rica Morgensterns ungemachtes Bett. Rica lächelte süßlich. »Wir haben doch gerade erst das Bettzeug gewechselt, Waan«, sagte sie.
    »Interessiert mich nicht«, sagte Celise Waan. »Ich werde erst einmal etwas Ordentliches zu essen bekommen. Ich nehme an, der Rest von Ihnen möchte sich daran beteiligen.«
    Rica lächelte. »O nein, meine Gute. Es ist alles für Sie.« Sie aß ihren Auflauf auf und wischte den Teller mit einem Stück Zwiebel brotrinde sauber. Löw schaute unbehaglich drein, und Kaj Nevis sagte: »Wenn Sie es schaffen, Tuf dieses Fleisch abzuringen, gehört es ganz allein Ihnen.«
    »Ausgezeichnet!«, rief sie. »Tuf, bringen Sie mir dieses Fleisch!«
    Haviland Tuf betrachtete sie ungerührt. »Sicher, der Vertrag, den ich mit Kaj Nevis geschlossen habe, verpflichtet mich, Sie während der Dauer dieser Reise zu verpflegen. Es wurde jedoch nichts über die Natur dieser Verpflegung gesagt. Immer nutzt man mich aus. Jetzt muss ich Ihre kulinarischen Launen befriedigen, wie es scheint. Nun gut, das scheint mein Los in diesem armseligen Leben zu sein. Aber ich selbst bin ebenfalls von einer Laune getrieben. Wenn ich Ihrer Laune nachgeben soll, wäre es dann nicht nur gerecht, wenn Sie im Gegenzug die meine befriedigen würden?«
    Waan runzelte misstrauisch die Stirn. »Was meinen Sie damit?«
    Tuf spreizte die Hände. »Es ist wirklich nichts – im Gegenzug für das Fleisch, das Sie erbitten, geht es mir lediglich um ein kleines augenblickliches Laster. Ich bin durchaus neugierig geworden, und ich möchte diese Neugier gern befriedigen. Rica Morgenstern hat mich gewarnt, dass meine unbefriedigte Neugier mit Sicherheit der Tod meiner Katzen sein wird.«
    »Ich hätte nichts dagegen«, sagte die fette Anthropologin.
    »In der Tat«, sagte Tuf. »Allerdings muss ich Einspruch erheben. Ich biete Ihnen einen Handel an – Nahrung von der Art, die Sie so melodramatisch gefordert haben, gegen ein paar nutzlose Stückchen Information, deren Preisgabe Sie nichts kosten wird. Wir treffen bald im Hro-B’rana-System ein, Ihrem vereinbarten Ziel. Ich wüsste nur zu gern, warum wir dorthin reisen und welcher Natur das ist, was Sie auf diesem Seuchenstern zu finden hoffen, von dem ich Sie sprechen hörte.«
    Celise Waan drehte sich wieder zu den anderen um. »Wir haben gute Standards für gutes Essen bezahlt. Das ist Erpressung.

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