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Planetenwanderer: Roman (German Edition)

Planetenwanderer: Roman (German Edition)

Titel: Planetenwanderer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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noch möglich war, den Planeten zu verlassen.«
    »Die dritte«, sagte Haviland Tuf, »war die Läuseplage.«
    »Überall«, murmelte der vormals fette Mann. »Überall. Sie konnten innerhalb des Systems natürlich nicht überleben, also starben sie dort, aber das war schon schlimm genug. Das System brach zusammen. Die Läuse verbreiteten sich einfach weiter. Jeder hatte sie. Man konnte nicht sauber genug bleiben, um sie zu vermeiden.«
    »Die vierte war die Fliegenplage.«
    Alle Charitaner sahen niedergeschlagen aus. Niemand sagte etwas.
    »Als fünftes«, fuhr Haviland Tuf fort, »ließ Moses die Maul- und Klauenseuche los, die das gesamte Vieh seiner Feinde tötete.«
    »Die Maul- und Klauenseuche hat er übersprungen«, sagte Rej Laithor. »Unsere Herden waren draußen auf den Ebenen, aber wir hatten Wachen aufgestellt, auch unten in den Kellern bei den Fleischtieren. Wir hatten es erwartet. Nichts passierte. Er hat auch die Blattern übersprungen, Gott sei Dank, und den Hagel. Ich hätte gern gesehen, wie er es in unserem künstlichen Ökosystem hageln lässt. Er ging geradewegs zu den Heuschrecken über.«
    »In der Tat«, sagte Haviland Tuf. »Die achte Plage. Haben diese Heuschrecken Ihre Felder leergefressen?«
    »Die Heuschrecken haben unsere Felder nicht angerührt. Sie waren in der Stadt, in den versiegelten Getreidelagern. Der Überschuss von drei Jahren war über Nacht dahin.«
    »Die neunte Plage«, sagte Haviland Tuf, »war die Dunkelheit selbst.«
    »Ich bin froh, dass ich die verpasst habe«, bemerkte Jaime Kreen.
    »Jedes Licht in der Stadt erlosch«, sagte Rej Laithor. »Unsere Reparaturtrupps mussten sich durch Haufen von toten Fliegen und lebenden Heuschrecken kämpfen und die ganze Zeit ihre Läusebisse kratzen. Es war hoffnungslos, und die Menschen flohen bereits zu Tausenden. Ich ordnete an, die Stadt aufzugeben, als klar wurde, dass sogar die sekundären Kraftwerke voller Insekten waren. Danach ging alles sehr schnell. Eine Woche später lebte ich in einer unbeheizten Hütte in den Hügeln der Ehrlichen Arbeit und lernte, wie man ein Spinnrad bedient.« Sie klang wütend.
    »Ihr Schicksal ist ein trauriges«, stimmte Haviland Tuf mit milder Stimme zu. »Aber trotzdem sollten Sie nicht verzweifeln. Als ich durch Jaime Kreen von Ihrer Misere hörte, entschied ich mich sofort, Ihnen zu helfen. Und da bin ich.«
    Rej Laithor sah ihn argwöhnisch an. »Uns helfen?«, fragte sie.
    »Ich werde die Stadt der Hoffnung für Sie zurückgewinnen«, sagte Haviland Tuf. »Ich werde Moses und seine Heilige Altruistische Wiederherstellung besiegen. Ich werde Sie vom Spinnrad befreien und Ihnen Ihren Vocoder wiedergeben.«
    Die junge Frau und der ehemals fette Mann strahlten. Rej Laithor runzelte weiter die Stirn. »Warum?«
    »Rej Laithor fragt mich, warum«, sagte Haviland Tuf zu Dax und streichelte die Katze sanft. »Meine Motive werden stets infrage gestellt. Die Menschen haben kein Vertrauen in diesen harten modernen Zeiten, Dax.« Er sah die oberste Regierungsrätin an. »Ich will Ihnen helfen, da mich die Situation auf Charity bewegt, da Ihr Volk ganz offensichtlich leidet. Moses ist kein wahrer Altruist, wie wir beide wissen, aber das bedeutet nicht, dass der Impuls zur Selbstaufopferung und Wohltätigkeit in der Menschheit ausgestorben ist. Ich verurteile Moses und seine Taktik, seine Nutzung von unschuldigen Insekten und Tieren in unnatürlicher Weise, um seinen Mitmenschen seinen Willen aufzudrängen. Reichen Ihnen diese Motive, Rej Laithor? Wenn nicht, so sagen Sie es, und ich werde meine Arche nehmen und abreisen.«
    »Nein«, sagte sie. »Nein, tun Sie das nicht. Wir nehmen an. Ich nehme an, im Namen der Stadt der Hoffnung. Wenn Sie Erfolg haben, werden wir Ihnen eine Statue errichten und über der Stadt aufstellen, damit man sie kilometerweit sehen kann.«
    »Vorbeifliegende Vögel würden sich auf einer solchen Statue erleichtern«, sagte Haviland Tuf. »Der Wind würde sie abschleifen und zersetzen, und sie würde zu hoch sein, als dass jeder ihre Gestalt klar und deutlich erkennen könnte. Eine solche Statue könnte meiner Eitelkeit schmeicheln – ich bin ein kleiner Mann, trotz meiner Körpergröße, und durch derartige Dinge leicht zu erfreuen –, aber ich würde wollen, dass sie auf Ihrem größten öffentlichen Platz aufgestellt wird, geschützt vor allem Ungemach.«
    »Natürlich«, sagte Laithor schnell. »Alles, was Sie wollen.«
    »Alles, was ich will«, sagte Haviland Tuf. Es war

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