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Planetenwanderer: Roman (German Edition)

Planetenwanderer: Roman (German Edition)

Titel: Planetenwanderer: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R.R. Martin
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einhundert Meter über ihren Köpfen. Hinter Tuf kamen ein Dutzend Pflanzgefäße aus Plastahl aus den Wänden hervor. Jedes war oben offen und mit Erde gefüllt. Es waren ein Dutzend verschiedene Sorten Erde, die ein Dutzend verschiedener Lebensräume darstellten – weißer Pulversand, reiche schwarze Krume, dicker roter Lehm, blauer kristalliner Kies, graugrüner Sumpfschlamm. In jeder Ökosphäre wuchs eine Mannapflanze.
    Und wuchs.
    Und wuchs.
    Und wuchs.
    Die Hauptpflanzen waren fünf Meter hoch, ihre Ableger waren bereits über den Rand ihrer Behältnisse hinausgewachsen. Die Ranken schlängelten sich über den Boden bis auf einen halben Meter an Tuf heran, sich umeinanderwindend, wieder und wieder verzweigend. Mannatriebe überzogen die Wände des Raumes. Mannatriebe hingen an der weichen, weißen Plastahldecke und verdeckten halb die Lichtleisten, sodass sich die Beleuchtung auf dem Boden in unglaublich verworrenen Mustern verteilte. Das gefilterte Licht schien grünlich zu sein. Überall wuchsen die Mannafrüchte, weiße Schoten von der Größe eines Männerkopfes hingen von den Ranken und schoben sich durch das Blätterdach. Während sie zuschauten, fiel eine der Schoten mit einem sanften Plopp zu Boden. Jetzt verstand Tolly Mune, warum die Echos so seltsam gedämpft klangen.
    »Diese speziellen Exemplare«, führte Haviland Tuf mit ausdrucksloser Stimme aus, »sind in vierzehn Tagen aus Keimlingen gewachsen, kurz vor meinem ersten Treffen mit der verehrten Ersten Ratsherrin. Ein einziger Keimling in jedem Pflanzgefäß war alles, was nötig war; seitdem habe ich sie weder gegossen noch gedüngt. Hätte ich das getan, wären die Pflanzen nicht annähernd so klein und kümmerlich wie die armseligen Exemplare, die Sie hier vor sich sehen.«
    Tolly Mune erhob sich. Sie hatte jahrelang in der Schwerelosigkeit gelebt, sodass es sie anstrengte, unter voller Schwerkraft zu stehen, aber sie hatte ein Gefühl der Enge in der Brust und einen schlechten Geschmack tief in der Kehle, und sie verspürte das dringende Verlangen nach jedem noch so kleinen physischen Vorteil, und sei es nur, dass sie stand, während der Rest von ihnen saß. Tuf hatte ihr mit diesem Manna-aus-dem-Hut-Trick den Atem genommen, sie war in der Minderheit, und Blackjack war weiß das Leben wo, während Dax selbstgefällig schnurrend auf Tufs Schulter saß und sie mit seinen großen goldenen Augen musterte, die direkt durch sie hindurchschauen konnten. »Sehr beeindruckend«, sagte sie.
    »Es freut mich, das von Ihnen zu hören«, antwortete Tuf und streichelte Dax.
    »Was genau haben Sie nun vor?«
    »Ich beabsichtige Folgendes: Wir werden auf der Stelle damit beginnen, Manna auf S’uthlam auszusäen. Die Belieferung wird mithilfe eines Shuttles der Arche erfolgen. Ich war bereits so frei, den Laderaum des Shuttles mit explosiven Luftkapseln zu bestücken, die Mannasporen enthalten. Wenn man sie nach einem bestimmten von mir entwickelten System in der Atmosphäre freisetzt, werden sich die Sporen mit dem Wind von allein über S’uthlam verteilen. Das Wachstum wird unmittelbar darauf einsetzen. Von den S’uthlamesen werden keine weiteren Anstrengungen nötig sein, als die Früchte zu pflücken und zu essen«. Sein langes, ruhiges Gesicht wandte sich von Tolly Mune zu den Gesandten der Alliierten Planeten. »Meine Damen und Herren«, sagte er. »Ich vermute, dass Sie sich fragen, welche Rolle Sie dabei spielen.«
    Ratch Norren zwickte sich in die Wange und sprach für sie alle. »Genau«, sagte er und blickte sich unbehaglich um. »Und damit sind wir wieder bei dem, was ich vorhin gesagt habe. Dieses Kraut wird also all die S’uthies ernähren. Na und? Das interessiert uns doch nicht.«
    »Ich dachte, dass die Konsequenzen offensichtlich sind«, sagte Tuf. »S’uthlam ist doch nur eine Bedrohung für die alliierten Planeten, weil seine Bevölkerung ständig Gefahr läuft, die Nahrungsmittelreserven aufzubrauchen. Das macht S’uthlam, eine ansonsten friedliche und zivilisierte Welt, zutiefst instabil. Solange die Technokraten an der Macht waren und ein ungefähres Gleichgewicht halten konnten, hatte sich S’uthlam seinen Nachbarn gegenüber äußerst kooperativ verhalten, aber diese Balance, wie ausgewogen sie auch immer sein mag, muss irgendwann zusammenbrechen, und dann werden die Expansionisten an Macht gewinnen, und die S’uthlamesen werden zu einem gefährlichen Aggressor.«
    »Ich bin kein verflixter Expansionist!«, sagte Tolly Mune

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