Plantage der Lust: Erotischer Roman (German Edition)
Rechnungen, Bestellungen und sogar eine Zahlungserinnerung lagen in dem Stapel. Gaston seufzte. Die Verwaltungsarbeiten überforderten ihn schlicht, und Madeleine fehlte an allen Ecken und Enden. Bisher hatte er sich nicht dazu durchringen können, ihren Arbeitsplatz neu zu besetzen. Ein schwerer Druck legte sich auf seine Brust. Niemals hätte er zulassen dürfen, dass sie auf der Flying Devil mitreiste. Es war Wochen her, dass ihn die Nachricht vom Kentern des Schiffes erreicht hatte, das auf ein Riff gelaufen war. Einzelteile des Rumpfes waren später bei Grande-Anse an Land gespült worden. Von dort hatte man ihn benachrichtigt. Überlebende schien es keine zu geben.
Gaston schauderte und versuchte zu verdrängen, was unerträglich war. Auch wenn er es sich nie hatte eingestehen wollen, aber manchmal, in schwachen Momenten, hatte er geglaubt, das Schicksal habe ihm Madeleine zum Trost geschickt, weil er sein eigenes Kind verloren hatte. Celines Bild tauchte vor ihm auf, wie sie fröhlich auf ihr Pferd gesprungen war. Er sah sie winken und ihm eine Kusshand zuwerfen. Eine Stunde darauf war das Tier ohne seine Reiterin zurückgekommen. Celine hatte man mit gebrochenem Hals auf dem Feld gefunden. Schmerz und Trauer waren unermesslich gewesen, seine Frau Jeanette hatte der Verlust des Kindes um den Verstand gebracht.
Gaston sortierte die Briefe und stutzte. Ein schmaler Umschlag aus feinem hellgelben Papier war zwischen zwei groben Kuverts hängengeblieben. Er erkannte die zierliche geschwungene Handschrift, mit welcher die Empfängeradresse geschrieben war. Sein Herzschlag setzte für einen Moment aus. Hastig griff er nach dem Brieföffner und schlitzte die edle Hülle auf. Er zog etliche Bögen hervor, die sorgsam gefaltet und eng beschrieben waren.
„Lieber Gaston, es tut mir unendlich leid, dass ich Sie so lange im Ungewissen gelassen habe. Doch ich bin am Leben und es ist so vieles geschehen …“
Mit bebenden Fingern blätterte er zur letzten Seite.
„Herzliche Grüße – Ihre Madeleine Chevalier“
Gaston entfuhr ein harter Laut, ähnlich einem Schluchzen. Das Mädchen war am Leben!
„Michelle!“, rief er, und seine Stimme überschlug sich. „Michelle! Komm rasch! Es gibt Neuigkeiten!“
Die Tür zu seinem Büro öffnete sich, als habe Madame de Fortune davor gewartet.
„Gaston, mein Lieber. Du bist ja völlig aufgelöst. Was ist?“
„Madeleine! Das Kind lebt! Sie hat geschrieben!“ Etwas in ihm wollte zerspringen vor Dankbarkeit.
„Zeig her!“ Michelle setzte sich auf die Kante seines Schreibtisches und warf einen Blick auf Madeleines Brief ohne zu lesen. Sie lächelte, beugte sich vor und umarmte Gaston.
„Dem Himmel sei Dank“, murmelte sie in sein Ohr und hauchte einen Kuss darauf. Gaston vergrub sein Gesicht in ihren weichen Locken.
„Wie geht es ihr?“, fragte Michelle und massierte sanft seinen Nacken.
„Ich weiß es nicht.“ Mit einem schrägen Lächeln hob er den Kopf. „Ich muss erst lesen. Für den Augenblick bin ich nur froh zu wissen, dass sie lebt.“
„Ja. Du hast dir die schlimmsten Vorwürfe gemacht.“ Liebevoll sah sie ihn an.
„Richtig.“
„Das Mädchen war verliebt. Du hättest sie nicht aufhalten können.“
Gaston nickte und nahm Madeleines Brief. Er begann zu lesen.
Epilog
„Oh, Inés! Ich bin so schrecklich aufgeregt!“ Madeleine stand auf einem Hocker in der Mitte ihres Schlafraumes, der unterdessen von ihrer Unterkunft der ersten Wochen ins Haupthaus von Beaupay verlegt worden war. Zu ihren Füßen kniete die Schneiderin, die sorgfältig den Saum des spitzenbesetzten cremeweißen Brautkleides absteckte. Madeleine konnte ihre Arbeit im mannshohen, ovalen Spiegel verfolgen.
„Monsieur Dupont wohl auch“, erwiderte das Hausmädchen trocken und hielt der Schneiderin das Nadelkissen hin.
„Ich weiß gar nicht, wie ich die nächsten Tage überstehen soll“, jammerte Madeleine, ohne auf Inés’ Einwurf einzugehen.
„Was soll ich denn sagen? Kochen und backen, putzen und die Zimmer für die Gäste herrichten. Und Léon und Fabienne hüpfen mir auch ständig zwischen die Füße.“
Madeleine schmunzelte. Die beiden freuten sich unglaublich, seit sie wussten, dass ihr Vater und sie heiraten wollten, und konnten den großen Tag kaum noch erwarten.
„Wann kommen die ersten Gäste? Haben Sie die Liste, Inés?“
„Natürlich. Übermorgen. Und falls es Ihnen um Monsieur Poivre geht, der Sie stellvertretend für Ihren Herrn
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