Plantage der Lust: Erotischer Roman (German Edition)
jener Stelle, von welcher Chantal ihn zuvor weggejagt hatte. Er wühlte im Laub.
„Verschwinde, Lance! Was machst du da?“, schrie Chantal ihn an. Ihre Stimme überschlug sich.
„Meine Puppe! Ich hab sie verloren!“ Er wühlte weiter ohne hochzusehen und zerrte an etwas.
„Hau ab!“ Sie war mit wenigen Schritten bei ihm. Dupont sprang auf. Er sah, dass Lance an einem eisernen Ring zog, wobei sich eine hölzerne Klappe hob, die unter einer Schicht abgefallener Blätter verborgen lag. Chantal hob den Arm und rammte Lance den Dolch in die Schulter. Er jaulte auf, Dupont packte sie von hinten und riss sie zurück. Er sah, wie der junge Mann sich aufrappelte und laut heulend davonkroch. Chantal wehrte sich, sie trat nach ihm, zappelte und versuchte zu beißen. Sie gebärdete sich wie besessen, schaffte es, einen Arm freizubekommen und ein scharfer Schmerz fuhr in Duponts Hüfte. Er schnappte nach Luft, spürte etwas Warmes sein Bein hinunterrinnen und Chantal stieß ein zweites Mal zu. Er schrie auf wie ein gefoltertes Tier, packte ihren Kopf und riss ihn nach hinten. Er hörte es Knacken, dann erschlaffte sie in seinen Armen.
Dupont ließ Chantal zu Boden gleiten. Ihre Augen standen offen, ebenso der Mund. Sie war tot.
Er zitterte, und ihm war übel, doch er hatte keine Zeit für Schwachheiten. Im Erdreich klaffte eine Luke, eine schiefe Ebene führte wie ein Schlund in die Tiefe. Chantal hatte diesen verborgenen Eingang mit allem Nachdruck verteidigt. Es war jene Stelle gewesen, von welcher aus sie ihn vorhin angesprochen hatte. Jene Stelle, von der sie sich zunächst nicht hatte wegrühren wollten. Er brauchte Licht. Eine Fackel, eine Laterne, eine Kerze, egal was. Er musste dort hinunter. Aus seiner Hüfte sickerte Blut, und das reichlich. Er musste sich beeilen, ehe er keine Kraft mehr hatte. Dupont lief zu Chantals Hütte und warf sich mit aller Gewalt gegen die Haustür, die krachend nach Innen aufflog.
Auf der Truhe neben dem Bett stand eine Laterne mit einer halb heruntergebrannten Kerze. Mit fahrigen Bewegungen entzündete er das Licht und eilte zurück in den Wald und zu der Luke. Der Weg, der in die Tiefe führte, war rutschig und eng und die felsigen Wände feucht. War er überhaupt auf der richtigen Spur? Wie sollte sie Madeleine hier runtergeschafft haben? Oder hatte sie noch etwas anderes verbergen wollen? Weiteres Diebesgut der Black Ocean? Es roch nach Moder. Der Gang wurde breiter und höher, und plötzlich stand Dupont in einer runden, geräumigen Höhle. Dupont hob die Laterne und leuchtete den Raum aus. Ganz hinten, dicht an den Felsen gepresst, lag ein Bündel. Ein Mensch, eine Frau mit langen blonden Haaren. Er beherrschte das Schluchzen, das ihm in die Kehle stieg.
„Madeleine?“ Er kniete sich neben sie und berührte ihre Schulter. Ein leises Stöhnen war die Antwort.
„Bist du verletzt?“ Seine Stimme gehorchte nur mühsam. In seiner Hüfte brannte es und nach wie vor quoll das Blut aus der Wunde. Ihm war kalt.
„Nein. Bitte mach mich los“, flüsterte sie. „Schnell, ehe sie zurückkommt!“
„Sie kommt nicht mehr“, murmelte er und versuchte, die Knoten zu lösen.
„Monsieur? Hallo?“ Die Rufe kamen vom Eingang der Höhle. „Hallo?“
„Pierre? Wir sind hier unten! Komm runter, schnell!“
Pierre erschien und mit ihm zwei weitere Männer.
„Zum Donner!“ Der Aufseher kaute auf einem dünnen Ästchen. „Was ist denn hier los?“
„Macht sie los und bringt sie nach oben!“, befahl Dupont mit schwerer Stimme. Ihm wurde schwindelig. Zu seinen Füßen hatte sich eine blutige Lache gebildet.
„Boss! Was ist das? Sind Sie verletzt?“
„Eine Stichwunde.“ Hoffentlich wurde er nicht ohnmächtig. Er verlor zu viel Blut. Seine Beine gaben nach. Einer von Pierres Männern fing Dupont auf.
„Nach oben mit den beiden. Schnell. Und dann nach Beaupay. Marc, du reitest vor. Wir brauchen den Doktor!“
Dupont hörte Pierre Anweisungen geben. Für den Moment war er nur froh, dass der zweite Aufseher das Kommando übernahm.
Langsam tauchte er aus einem tiefen, traumlosen Schlaf auf. Ihm war angenehm warm, und er atmete den Duft sauberer gestärkter Bettlaken. Dupont schlug die Augen auf. Er lag in seinem Bett, und um ihn war alles wunderbar ruhig. Er hörte leise, sachte Schritte.
Madeleine beugte sich über ihn. „Jean. Hast du Schmerzen?“
„Nein. Ich glaube nicht.“ Er musste nachdenken. In seiner Hüfte pulsierte es wund, aber nicht
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