Plantage der Lust: Erotischer Roman (German Edition)
freundlich, die Hand noch immer auf der Türklinke.
„Ich … bitte um Entschuldigung, Monsieur. Da war ein Vogel und …“ Sie brach ab und spürte die Röte, die ihr in die Wangen stieg.
„Schon gut, meine Liebe. Und lassen Sie doch bitte den ‚Monsieur’ weg und nennen mich Gaston. Ich sagte es doch schon einmal. Ist die Buchführung für vergangenen Monat fertig?“
Verlegene Hitze überkam sie bei seinem Wunsch, sie möge ihn mit dem Vornamen ansprechen. „Beinahe. Ich werde sie in jedem Fall heute noch abschließen“, versicherte sie. „Und wenn ich länger bleibe“, ergänzte sie in Gedanken.
Gaston jedoch winkte ab. „So eilig ist es nicht. Morgen ist auch noch Zeit. Machen Sie für heute Schluss und genießen Sie den schönen Tag.“
Ein warmes Gefühl durchströmte Madeleine, und sie unterdrückte die Aufwallung, den Freund ihres verstorbenen Vaters rasch zu umarmen. Der gute Gaston! Nicht nur, dass er ihr vor einem Jahr, nach dem überraschenden Tod ihrer Eltern, Arbeit und Unterkunft gewährt hatte, er war auch mit aller Fürsorge stets darauf bedacht, ihr hier und da eine kleine Freude zu machen.
„Nun gehen Sie schon“, lächelte Gaston und strich sich über die gerötete Glatze. „Holen Sie sich von Emmi vorher noch eine Zitronenlimonade zur Erfrischung. Bei den Temperaturen ist ausreichendes Trinken wichtig, nicht dass Sie mir schlappmachen. Sonst habe ich ja niemanden, der morgen die Aufstellung fertig schreibt!“
„Gerne, Gaston, und vielen Dank!“ Sie knickste wieder. Gaston trat einen Schritt beiseite, und Madeleine verließ geschwind das Arbeitszimmer.
Eine Viertelstunde später war sie unterwegs zur Bucht von Le Diamant. Sie nahm den schmalen Weg aus festgetretenem braunen Lehm, den nur wenige Einheimische kannten und der direkt zum Strand führte. Er schlängelte sich vorbei an einer Reihe von gedrungenen Steinhäusern, deren hölzerne Fensterläden allesamt schief in den Angeln hingen. Hinter den kleinen Scheiben war es dunkel und ruhig. Die Bewohner der Häuser waren noch bei der Arbeit auf den Zuckerrohrfeldern und Kaffeeplantagen, nur ein einsames altes Mütterlein werkelte in ihrem Gärtchen, zupfte Unkraut und harkte in gebückter Haltung das Erdreich auf. Madeleine wollte ihr winken, doch die betagte Frau sah nicht hoch, und so eilte sie grußlos vorbei.
Je weiter sie aus der Ortschaft kam, die ebenso wie der Strand den Namen Le Diamant trug, desto karger wurde die Landschaft. Sie passierte kleine verdorrte Rasenflächen, auf welchen kraftlos niedrige Büsche in der Sonne ausharrten, und beschleunigte ihren Schritt. Es waren nur noch wenige Minuten bis zu dem schneeweißen Strand, zu dem es sie zog. Sie sah ihr Ziel im Geist bereits vor sich. Das kristallklare blaue Wasser des karibischen Meeres, dessen Farbschattierungen zunehmend dunkler wurden, je weiter man hinausblickte. Die hohen Palmen, die sich in spitzem Winkel zum Meer neigten, und weit draußen den Rocher du Diamant, den Diamantfelsen, der schroff und steil aus dem Wasser in die Höhe ragte. Madeleines Herz schlug rascher. Hinter der scharfen Biegung, der sie sich näherte, wartete dieses kleine wunderschöne Stück Natur, welches in starkem Kontrast zu den letzten Ausläufern von Le Diamant stand.
Doch zuvor gab es noch ein winziges baufälliges Haus, an dem sie vorbeimusste. Es stand seit Jahrzehnten leer. Hier sollte vor lang vergangenen Zeiten eine junge Frau ihren untreuen Gatten bei lebendigem Leib in ein fensterloses Gemach eingemauert haben. Sie sollte die Tat stets bestritten haben, hätte aber ihre Unterkunft nach dem Verschwinden des Gemahls kaum mehr verlassen. Schließlich sei sie, Jahre später, an einer geheimnisvollen Krankheit verstorben. Dies alles hatte Emmi, Gastons Küchenhilfe, Madeleine vor einigen Tagen erzählt.
„Über dem Haus schwebt Unheil!“, hatte sie geflüstert und dabei bang über die Schulter gesehen. „Keiner hat seither gewagt, es zu betreten!“
Wider Willen war Madeleine ein Frösteln über den Rücken gekrochen.
„Erzähl dem Mädchen keine Schauermärchen. Sie wagt ja nicht mehr zum Strand zu gehen, wenn du solche Gruselgeschichten verbreitest!“, hatte sich Louis durch das geöffnete Küchenfenster vernehmen lassen. Emmis runde Wangen waren rot angelaufen.
„Ich sage nur die Wahrheit! Und es wäre auch besser, nicht an dem Haus vorbeizulaufen! Allein dies …“
„Unsinn. Außerdem ist es der kürzeste Weg. Sonst ist man ja eine halbe Tagesreise
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