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Plattenbaugefühle: Jugendroman

Plattenbaugefühle: Jugendroman

Titel: Plattenbaugefühle: Jugendroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jannis Plastargias
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Schule angekommen und benehmt euch gefälligst. Sonst werde ich die Streithähne allesamt ins Sekretariat setzen. Okay?« Sie hat nicht wirklich Lust, auf die Episode mit dem Kleinen einzugehen. Wir nicken alle genervt.
    Frau Wächter – ihr Name steht nun an der Tafel, sie hat eine Zottelfrisur. Sie schreit ihn an: »Wenn du weiter solche Baddäung-Geräusche machst, Shad, schwöre ich dir, dass du dieses Schuljahr auch nicht besser abschneidest als letztes. Dann hast du völlig umsonst wiederholt!«
    Boah, das war streng! Ich höre ihn nur vor sich hinflüstern: »Du Votze, ich schwör, das wirst du noch bereuen, dreckige Hure!«
    Oh mein Gott, wo bin ich hier nur gelandet – das hätten wir uns in Berlin nicht einmal zu flüstern gewagt.

    Was sind das nur für Idioten in dieser Klasse! Vor allem, nachdem sich Shad M., der nicht weit entfernt von mir sitzt, entschließt, den Unterricht mit weiteren seltsamen Geräuschen zu torpedieren. Dauernd macht er ›Badääung!› und ›Jieeha!‹ Das nervt! Ich denke an meine alte Schule, vor den Sommerferien, als ich noch auf ein Gymnasium in Berlin ging. Die Leute dort waren nicht solche ›Hustler‹ und ›Bunnies‹, die konnten perfektes Deutsch reden.
    »Manchmal passieren die aufregendsten Dinge an den ödesten Orten«, hatte mich meine Mutter bei meiner Ankunft im krass öden Kranichstein versucht aufzubauen. Ich kann das in diesem Moment nicht glauben – später, viel später, werde ich eines Besseren belehrt werden. Dass dies der Anfang eines neuen, ganz anderen Lebens für mich sein wird, eines aufregenderen Lebens sogar.

    Aufregend? Da sitzen elf Jungs außer mir, sieben davon sind keine Deutschen, zwei könnten Aussiedler sein. Da sind zwölf Mädchen in meiner Klasse, acht fremdländisch, zwei vermutlich Aussiedlerinnen, die letzten zwei wahrscheinlich Deutsche, aber nicht ganz sicher. Die meisten dieser Menschen sehen wie absolute ›Spacken‹ aus, mit billigen Klamotten, teilweise nicht gerade sportlich gebaut, eher die Minderheit. Und der Rest ist eindeutig Proll-Style ›orientalitschi‹ – eine Bezeichnung von Fabian und mir für arabisch oder türkisch aussehende Leute. Die Mädchen meist, hm, ›tussig‹ – was noch sehr neutral ist – wenige davon mit Kopftuch. Die Jungs mit Sporthosen oder Baggy-Jeans, weiten T-Shirts mit hässlichem Aufdruck, gerne mal silbern oder golden, oder mit engen T-Shirts, die auch gerippt sein können. Niemand sieht wirklich stylisch aus, die Frisuren für´n Arsch, die obligatorischen Trend-Frisuren für die Proll-Jungs und Mädels von heute. Alle bis auf Shad M. sehen so aus, als hätten sie überhaupt keinen Bock auf mich. Kein Interesse, den Neuen kennenzulernen. Der eine oder die andere sieht schon ganz nett aus, sympathisch. Vielleicht wäre es ganz schön, mal mit ihnen zu reden. Zum Beispiel mit ›Mohammed‹, der nicht Mohammed heißt. Auch sein Nachbar, der die ganze Zeit lächelt und lustige Einwürfe macht, die gar nicht mal so unintelligent sind. Wahrscheinlich denken sie über mich ebenfalls nichts Gutes, als einzigen Blauäugigen unter lauter Dunkeläugigen.

    »Tut mir Leid, Frau Wächter!«
    Plötzlich steht ein junger Mann im Klassenzimmer. Er geht zielsicher auf den Platz neben mir zu, der noch als einziger frei ist. Völlig verratzt; zugedröhnt vermutlich.
    »Ich habe verschlafen, hatte eine Reifenpanne und die Tram hatte Verspätung!« entschuldigt er sich beim Wirrkopf und setzt sich neben mich.
    Sie schaut ihn irritiert an – das war großes Kino, ich muss mir das Lachen verkneifen – die Mitschüler quittieren diese Entschuldigung mit lauten ›Baddäungs‹, ›Jieehas‹ und Sprüchen:
    »Ey, Danny, du Held! Du hast no Fahrrad.«
    »Der Tramfahrer nimmt dich net mit.«
    »Du hast zu viele Läuse.«
    Die Idioten können nicht mehr aufhören sich lustig zu machen.
    »Ich heiße Danny«, er schaut mich selbstsicher an, flüstert mir zu: »… und gehöre nicht zu diesen Versagern« und blickt auf die Mitschüler.
    Er hat eine Kippe hinter das Ohr gesteckt, er erinnert mich an jemanden.
    »Angenehm, Jonas!« antworte ich – habe ein wohliges Gefühl, wie wenn ich eine Wärmflasche auf meinen Bauch täte und wundere mich darüber, dass er mich ein paar Sekunden intensiv anschaut.
    »Sorry, aber wieso hast du so ein tuntiges T-Shirt an?«
    Ich bin entsetzt. Der hat sie doch nicht mehr alle! In Berlin tragen alle Jungs violette T-Shirts.
    »Und der weiße Schal. Süß! Hat dich noch keiner

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