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Plötzlich klopft es an der Tür: Stories (German Edition)

Plötzlich klopft es an der Tür: Stories (German Edition)

Titel: Plötzlich klopft es an der Tür: Stories (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Etgar Keret
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an einem bezaubernden Meeresstrand in Brasilien. In der langen Mail, die er schrieb, bemerkte er, dass sie vollkommen recht habe und er ihr begründetes Ersuchen an die neue Leitung weitergeben würde. Während er auf »Senden« drückte, streifte sein Finger die Flügel eines dösenden Schmetterlings, der sich auf der Tastatur des Notebooks ausruhte. Der Schmetterling flatterte mit seinen Flügeln. Irgendwo, auf der anderen Seite der Welt, begannen böse Winde zu wehen.

Simion
    An der Tür standen zwei. Ein Leutnant mit Häkelkäppchen auf dem Kopf und hinter ihm eine schlanke Offizierin mit hellem, dünnem Haar und den Rangabzeichen eines Hauptmanns auf den Schulterklappen. Orit wartete einen Moment, und als sie weiterhin schwiegen, fragte sie, ob sie ihnen irgendwie helfen könne.
    »Gozlan«, schnappte die Offizierin in Richtung des Religiösen halb befehlend, halb tadelnd.
    »Es geht um Ihren Mann«, murmelte der Käppchenträger, »können wir reinkommen?«
    Orit lächelte und sagte, hier liege offenbar ein Irrtum vor, denn sie sei überhaupt nicht verheiratet. Die Offizierin schaute auf einen zerknitterten Zettel in ihrer Hand und fragte, ob sie Orit heiße, und als Orit das bejahte, sagte sie mit energischer Höflichkeit:
    »Vielleicht könnten wir trotzdem für eine Minute hereinkommen?«
    Orit führte die beiden in das Wohnzimmer von ihr und ihrer Mitbewohnerin. Noch bevor sie dazu kam zu fragen, ob sie ihnen etwas zu trinken anbieten könne, platzte der Religiöse heraus:
    »Er ist tot.«
    »Wer?«, fragte Orit.
    »Warum jetzt?«, schalt ihn die Offizierin. »Kannst du nicht eine Sekunde warten, bis sie sitzt? Bis sie sich ein Glas Wasser geholt hat?«
    »Entschuldigen Sie«, sagte der Religiöse zu Orit und presste mit einer nervösen Zuckung die Lippen aufeinander, »es ist das erste Mal für mich, ich bin noch Anfänger.«
    »Schon gut«, sagte Orit, »aber wer ist tot?«
    »Ihr Mann«, antwortete der Religiöse, »ich weiß nicht, ob Sie es gehört haben, aber heute früh gab es einen Anschlag an der Beit-Lid-Kreuzung …«
    »Nein«, erwiderte Orit, »ich habe es nicht gehört, ich höre keine Nachrichten. Aber es spielt auch keine Rolle, denn das ist ein Irrtum, wie ich Ihnen schon sagte, ich bin nicht verheiratet.« Der Religiöse warf der Offizierin einen flehentlichen Blick zu.
    »Sie sind Orit Beilski?«, fragte diese mit leichter Ungeduld in der Stimme.
    »Nein«, sagte Orit, »ich bin Orit Levin.«
    »Richtig«, bestätigte die Offizierin, »stimmt. Und im Februar vor zwei Jahren haben Sie den Stabfeldwebel Simion Beilski geheiratet.« Orit ließ sich auf dem zerschlissenen Wohnzimmersofa nieder. Ihr Halsinneres kratzte vor lauter Trockenheit. Bei zweiter Überlegung wäre es wirklich vorteilhafter gewesen, wenn dieser Gozlan gewartet hätte, bis sie sich ein Glas Diätcola geholt hatte, bevor er anfing.
    »Also ich versteh nicht«, flüsterte der Käppchenträger mit lautem Organ, »ist sie es oder nicht?« Die Offizierin bedeutete ihm zu schweigen. Sie ging zum Spülbecken in der Küche und brachte Orit ein Glas Wasser. Das Wasser vom Hahn in der Wohnung war ekelhaft. Wasser hatte Orit schon immer angewidert, aber das in der Wohnung besonders.
    »Lassen Sie sich Zeit«, sagte die Offizierin, während sie Orit das Glas reichte. »Wir haben es nirgendwohin eilig«, fügte sie hinzu und setzte sich neben sie. So saßen sie da, in absoluter Stille, bis der Religiöse, der immer noch stand, die Geduld zu verlieren begann.
    »Er war allein hier im Land«, sagte er, »das wissen Sie ja bestimmt.« Orit schüttelte den Kopf. »Die ganze Familie ist in Russland geblieben oder in der Völkerunion, ich weiß nicht genau, wie man heute dazu sagt. Er war völlig allein.«
    »Abgesehen von Ihnen«, sagte die Offizierin und berührte mit ihrer trockenen Hand die von Orit.
    »Sie wissen, was das heißt?«, fragte Gozlan und setzte sich in den Sessel ihnen gegenüber.
    »Jetzt sei schon still«, blaffte die Offizierin in seine Richtung, »Idiot.«
    »Wieso Idiot?«, entgegnete der Religiöse beleidigt. »Am Schluss müssen wir’s sagen, wozu es also rausschieben?«
    Die Offizierin ignorierte ihn und legte ihren Arm um Orit, eine peinsame Umarmung, die sie beide in Verlegenheit zu bringen schien.
    »Sie müssen was sagen?«, fragte Orit nach und versuchte, sich der Umarmung zu entziehen. Die Offizierin ließ von ihr ab, holte etwas theatralisch tief Luft und sagte:
    »Sie sind die Einzige, die ihn

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