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Polargebiete: Tierparadiese unserer Erde

Polargebiete: Tierparadiese unserer Erde

Titel: Polargebiete: Tierparadiese unserer Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bertelsmann! Lexikon
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so viel Kälte wie der Moorfrosch.
    Überwinterung im Schlamm
    Außer in Mooren kommt der Moorfrosch (
Rana arvalis
) auch noch auf Feuchtwiesen, in Bruchwäldern sowie in anderen Feuchtgebieten vor. Außerhalb der Paarungszeit lebt er vor allem an Land, wo er sich nachts auf die Suche nach Würmern, Spinnen, Insekten oder Schnecken macht. Normalerweise bleibt er immer in der Nähe von Gewässern, in deren Schlamm er auch überwintert.
    Der Moorfrosch gehört zur Familie Ranidae (Echte Frösche), ist also mit dem bei uns häufigen Grasfrosch (
Rana temporaria
) verwandt, dem er außerhalb der Paarungszeit auch recht ähnlich sieht. Moorfrösche erreichen eine Länge von 5–7 cm; beide Geschlechter sind oberseits normalerweise bräunlich gefärbt, während der Bauch weiß bis gelblich ist. Allerdings ist die Färbung der Tiere sehr variabel, so dass es auch rötlich gefärbte Exemplare gibt oder solche mit einer fast schwarzen oder zumindest stark schwarz gefleckten Oberseite. Typisch sind außerdem eine helle Längsbinde und gut ausgebildete Drüsenleisten auf dem Rücken.
    Paarungsrufe im himmelblauen Gewand
    Die Männchen besitzen Schallblasen, die sie im Frühjahr zum Anlocken der Weibchen einsetzen. Allerdings sind diese nicht ausstülpbar wie bei vielen anderen Fröschen, so dass der nicht allzu laute Ruf eher an das Blubbern einer untergetauchten Flasche erinnert, aus der die Luft entweicht. Das typischste Merkmal des Moorfrosches ist aber sicher, dass sich die Männchen zur Paarungszeit leuchtend himmelblau verfärben. Dieser Farbwechsel kommt dadurch zustande, dass eine Flüssigkeit mit farbigen Pigmenten in spezielle Lymphräume unter der Haut gepumpt wird. Allerdings verblasst der auffällige Glanz innerhalb von wenigen Tagen wieder.
    Nach der Paarung im Frühjahr, die abhängig vom Verbreitungsgebiet zu etwas unterschiedlichen Zeiten stattfinden kann, werden bis zu 2000 Eier im Laichgewässer abgelegt. Die Verwandlung der Kaulquappen zu Jungfröschen beginnt je nach Art des Gewässers nach zwei bis drei Monaten. So dauert die Entwicklung der Larven beispielsweise in saurem, nahrungsarmen Moorwasser deutlich länger als in anderen Gewässern, aber auch die jeweiligen klimatischen Bedingungen können eine Rolle spielen. Wenn der pH-Wert eines Laichgewässers allerdings unter 4 liegt, kommen selbst beim Laich des Moorfrosches zumeist keine oder nur noch sehr wenige Eier zur Entwicklung. Früher war der Moorfrosch auch in Mitteleuropa nicht selten, während er heute nur noch an vergleichsweise wenigen Stellen vorkommt.
    Waldfrosch: der Vetter aus Nordamerika
    Auf der anderen Seite der Beringstraße, in Nordamerika, nimmt der Waldfrosch (
Rana sylvatica
) die Stelle des Moorfrosches ein, denn er kommt ebenfalls bis weit in den Norden der borealen Nadelwälder vor. Nicht selten nutzen die Tiere sogar noch Tümpel in der Tundra Alaskas zur Eiablage. Auch ihr Laich kann sich, genau wie der des Moorfrosches, noch in vergleichsweise saurem Wasser entwickeln. Beide Arten ähneln sich zudem in Größe und Aussehen, wobei man die Waldfrösche bei genauerer Betrachtung an einem zusätzlichen dünnen, dunkelbraunen Streifen erkennen kann, der von der Schnauze zum Auge verläuft. Dass die Tiere die kalten Regionen im Norden besiedeln, ist in erster Linie darauf zurückzuführen, dass sie bei sinkenden Temperaturen den Glucosegehalt ihres Blutes deutlich erhöhen können. So beginnt die Leber des Waldfrosches schon im Spätherbst mit der Produktion von zusätzlichen Zuckermolekülen, wodurch sich der Blutzuckerspiegel im Verlauf der folgenden Wochen bis auf das 250fache des normalen Werts erhöht. So wird der Gefrierpunkt des Blutes deutlich herabgesetzt und die Kältetoleranz vergrößert.
    Waldfrösche gehören zu den sog. Explosivlaichern, bei denen alle paarungswilligen Tiere fast gleichzeitig in einem Gewässer erscheinen und ihren Laich in großen Ballen ablegen, die aus bis zu 3000 einzelnen Eiern bestehen. Manchmal ist die gesamte Eiablage nach einer Nacht beendet und der Tümpel schon am nächsten Tag wieder verwaist. Normalerweise erfolgt das Ablaichen im zeitigen Frühjahr, und die braunschwarzen Kaulquappen entwickeln sich dann mit den steigenden Temperaturen. Aber selbst wenn das Laichgewässer noch einmal zufriert, schlüpfen viele Kaulquappen. Normalerweise ist die Entwicklung der Larven nach etwa zwei Monaten abgeschlossen. Sollte das in einem Jahr aufgrund besonders ungünstiger Witterungsumstände nicht

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