Polargebiete: Tierparadiese unserer Erde
Schalentieren und dichte Bestände bildenden Süß- und Salzwasserschwämmen Plattwürmer, die hier bis zu einem halben Meter lang werden.
Zu den vielen Landsäugetierarten zählen der Nördliche Pfeifhase, das Sibirische Streifenhörnchen sowie Zobel, Moschustier und Sibirischer Rothirsch, zu den Vogelarten Seeadler, Alpenschneehuhn, Schwarzer Milan und der Malayen-Wespenbussard. In den dichten Wäldern der Baikalseeregion wachsen vor allem Nadelbäume, darunter Lärchenarten wie
Larix dahurica
, Kiefernarten wie
Pinus sibirica
und Erlenarten wie
Alnus glutinosa
.
Bedrohtes Paradies
Durch eingeleitetes Abwasser aus den Papierund Zellstoffbetrieben am Ufer ist die »Perle Sibiriens«, wie der Baikalsee auch genannt wird, jedoch in Gefahr. Auch der Zufluss Selenga bringt jährlich etwa 33,2 Mio. km 3 ungeklärtes Abwasser in den See ein, das vor allem aus der südöstlich gelegenen Stadt Ulan-Ude mit ihren Fabriken stammt. Am See liegen 16 größere Siedlungen und rd. 50 Industriebetriebe und Wasserkraftwerke. Viele schon seit 1987 bestehende Schutzverordnungen werden immer noch nicht umgesetzt.
Die Baikalrobbe: ein Meeressäuger im Süßwasser
Zur einzigartigen Tierwelt des Baikalsees gehört die Baikalrobbe (
Phoca sibirica
). Zwar leben auch andere Unterarten von Seehund und Ringelrobbe teilweise im Süßwasser, aber einzig die Baikalrobbe hat sich ganz auf diesen Lebensraum eingestellt.
© Mauritius Images/Konstantin Mikhailov/imagebroker
Wie die Robben in den weit von jedem Ozean entfernten Baikalsee gelangt sind, ist rätselhaft.
Baikalrobbe
Phoca sibirica
Klasse Säugetiere
Ordnung Raubtiere
Familie Hundsrobben
Verbreitung nur im Baikalsee
Maße Kopf-Rumpf-Länge: 1,3 m
Gewicht etwa 65 kg
Nahrung Fische
Geschlechtsreife mit 4 Jahren
Tragzeit 9 Monate
Zahl der Jungen 1, selten Zwillinge
Rätselhafte Herkunft
Unklar ist, wie diese Robbe überhaupt den Weg ins Süßwasser gefunden hat. Einer gängigen Theorie zufolge stammt die mit einer Länge von maximal 1,3 m und einem Gewicht von ca. 65 kg kleinste aller heutigen Robben von der Ringelrobbe ab. Die Bestände sind jedoch schon seit 500 000 Jahren voneinander getrennt, und die nächsten Verwandten der Baikalrobbe, die Eismeer-Ringelrobben (
Phoca hispida
), leben etwa 3200 km entfernt. Wie die Tiere in den abgelegenen See kamen, ist nach wie vor rätselhaft; Forscher nehmenaber an, dass sie während der Eiszeiten aus dem Nordpolarmeer in den Baikalsee eingewandert sind. Einer anderen Hypothese zufolge soll es einen unterirdischen Kanal zwischen dem Nordmeer und dem Baikalsee gegeben haben. Bis heute ist jedoch keine der beiden Vorstellungen schlüssig bewiesen.
Eine Vorliebe für Eis
Die zur Familie der Hundsrobben (Phocidae) gehörende Baikalrobbe ist im Vergleich zu ihrer arktischen Verwandten, der Eismeer-Ringelrobbe, etwas heller gefärbt. Ihre Körperoberseite ist dunkelgrau, die Unterseite etwas heller, manchmal zeigt sich auch eine undeutliche Fleckenzeichnung, wie sie für Ringelrobben typisch ist. Baikalrobben leben bevorzugt in ufernahen Regionen und haben eine Vorliebe für das Eis. Wenn die Durchschnittstemperaturen im Januar und Februar auf –19 °C fallen, schließt sich die Eisdecke des Sees; sie bricht erst im Mai wieder auf. Bis zu 90 cm dick wird die Schicht und die Robben sind dann gezwungen, sich im Bereich von Eislöchern oder thermischen Quellen aufzuhalten, die ein Zufrieren des Sees verhindern.
Der Nachwuchs
Wegen der besseren Nahrungsbedingungen sammeln sich die Baikalrobben im Sommer im südöstlichen Teil des Sees. Dann findet man auch größere Ansammlungen der ansonsten eher allein lebenden Tiere. Bei ihren ausgiebigen Fischzügen in bis zu 300 m Tiefe kommt ihnen das im Vergleich zu anderen Robben deutlich vergrößerte Blutvolumen zugute, das viel Sauerstoff bindet. So können sie bis zu einer Stunde unter Wasser bleiben.
Im späten Winter gehen die trächtigen Weibchen aufs Eis, sobald die Decke tragfähig ist. In der Nähe eines Atemlochs graben sie sich in einer Schneeverwehung eine Höhle, die die Jungtiere vor widrigen Witterungsbedingungen wie auch vor Wölfen schützt. Dort bringen die Weibchen meist ein einzelnes Junges zur Welt. Das reinweiße Embryonalhaarkleid wird nach etwa sechs Wochen durch ein gelblich grünes Jugendfell ersetzt. Wegen der dicken Eisschicht dauert die Säugephase mit ca. zehn Wochen etwa doppelt so lange wie bei anderen Hundsrobben. Wo das Eis des Sees früher aufbricht,
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