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Polargebiete: Tierparadiese unserer Erde

Polargebiete: Tierparadiese unserer Erde

Titel: Polargebiete: Tierparadiese unserer Erde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bertelsmann! Lexikon
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werden die jungen Robben kürzer gesäugt. Im Frühjahr bilden sich oft Fressgemeinschaften aus 200–500 halbwüchsigen Tieren. 1990/91 stattete man mehrere jugendliche Tiere mit Sendern aus und stellte fest, dass diese je nach Nahrungsvorkommen innerhalb weniger Monate bis zu 1600 km lange Wanderungen im See unternahmen.
    Starke Gefährdung
    Auf ganze 60 000 Tiere schätzen Biologen die Zahl der Baikalrobben – und verweisen auf die rasch fallende Tendenz, denn jährlich finden etwa 10 000 Tiere durch Jäger und Wilderer den Tod. Die Robbenjagd ist für viele Bajuwaken eine wichtige Einkommensquelle und noch immer legal. So überleben kaum 10 % der Jungtiere die Jagdsaison im Frühjahr, wodurch der Bestand überaltert. Mit der Industrialisierung der Gegend rund um den Baikalsee wird den Tieren auch noch der natürliche Ruheraum genommen, den sie zur Aufzucht der Jungen benötigen. Auch die Klimaerwärmung wirkt sich fatal aus, da die südliche Hälfte des Sees später zufriert und eher auftaut als früher, was die Fortpflanzungszeit für die Robben sehr stark verkürzt.
    Der Große Ölfisch: nur im Baikalsee zu Hause
    Mit seinem riesigen Kopf und der tiefen Mundspalte, dem lang gestreckten, schlanken und schuppenlosen Körper, so glasig und durchscheinend, dass man das Skelett erkennen kann, und mit Brustflossen, fast so lang wie der halbe Körper, bietet der Große Ölfisch (
Comephorus baicalensis
oder
baikalensis
) einen ungewohnten Anblick.
    Fett für den Auftrieb
    Große Ölfische sehen nicht nur seltsam aus, sie sind auch in manch anderer Hinsicht ungewöhnlich. So besitzen sie im Gegensatz zu den meisten pelagischen (im offenen Wasser lebenden) Fischen beispielsweise keine mit Luft gefüllte Schwimmblase. Diese Süßwasserfische setzen stattdessen auf Fett, um ihre Dichte zu verringern und damit ihren Auftrieb zu erhöhen: Ein Drittel bis 40 % ihres Körpers bestehen aus Fettgewebe und diesem Fettreichtum verdankt der Große Ölfisch auch seinen Namen: »Obwohl guter Schwimmer,«, heißt in »Brehms Tierleben« von 1882–1887, »vermag er nicht, bei heftigen Stürmen dem Andrang der Wogen zu widerstehen, wird vielmehr während jeden derartigen Unwetters in zahlreicher Menge an den Strand geschleudert und hier von den Anwohnern begierig aufgesammelt, weil man seinen mit öligem Fette förmlich durchzogenen Körper gleichsam als Ölfrucht ansieht und einfach presst, um Öl zu gewinnen.«
    Geburt der Jungen – Tod der Alten
    Große Ölfische, von den Einheimischen Golomyanka genannt, leben tagsüber in großen Schwärmen in 100–300 m, manchmal sogar in bis zu 750 m Tiefe. Dabei meiden sie Buchten und seichtes Wasser, denn das ist der Herrschaftsbereich der Baikalgroppen (Gattung
Cottocomephorus
), die ebenfalls im Baikalsee leben, allerdings nur in Küstennähe.
    Die Weibchen des Großen Ölfisches können eine Länge von knapp 20 cm erreichen (die Männchen bleiben deutlich kleiner) und je nach Größe 1000–3000 Junge gebären. Es findet eine innere Befruchtung durch Begattung statt. Anders als die meisten Fische ist diese Art lebend gebärend (vivipar). Dazu steigen die Weibchen in die oberen Wasserschichten, die Männchen bleiben in der Tiefe. Die Geburt ihrer Jungen (September bis Oktober) ist für die Mehrzahl der Weibchen gleichzeitig das Todesurteil: Meist reißt ihr Bauchgewebe auf und sie sterben. Wegen ihres hohen Fettgehalts gehen die toten Tiere im Allgemeinen nicht unter, sondern schwimmen an der Oberfläche – ein Festmahl für Fischfresser, ob Vögel oder Säugetiere.
    Da der Anteil der Männchen an der Gesamtpopulation beim Großen Ölfisch nur 3–4 % beträgt, gibt es neben ihnen nach dem Tod der meisten Weibchen fast nur Larven bzw. Jungfische. Tagsüber bleiben sie in größeren Tiefen, nachts steigen sie auf bis zu etwa 10 m unter der Wasseroberfläche empor. Mit diesen Vertikalwanderungen folgen sie ihren Beutetieren – kleinen Krebsen, vorwiegend Hüpferlingen wie
Epischura baicalensis
. Diese ebenfalls endemische Art bildet die Basis der Nahrungskette im See. Ältere Fische jagen mit ihren kleinen, spitzen Hakenzähnen auch Larven und Jungfische der Baikalgroppen. Wenn der Morgen graut, müssen Ölfische wieder in die eiskalte Tiefe zurückkehren, denn sobald die Sonne die Wasseroberfläche erwärmt, würden sich die Tiere überhitzen – das Fett in ihrem Körper verändert dann seine Struktur – und eingehen.
    Trotz ihres Fettreichtums haben Große Ölfische keine direkte

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